Kölner Schutzmann„Oskar, der freundliche Polizist“ ist Held einer neuen Ausstellung

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Kuratorin Anke Wollenweber in der Ausstellung

Kuratorin Anke Wollenweber in der Ausstellung

Köln – Der charismatische Schnauzbart war eine frei erfundene Zugabe von Schöpfer Otto Schwalge für „Oskar, den freundlichen Polizisten“, den das Original nicht hatte. Peter Schaffrath hieß der Kölner Beamte, der dem Erfinder der Kult-Karikatur im Jahr 1954 bei einem Verkehrsunfall mit Blechschaden in der Stadt mit seiner ruhigen und ausgeglichenen Art so imponiert hatte, dass er Schwalge auf die Idee zu „Oskar“ brachte. Das weiß Anke Wollenweber, Kuratorin einer neuen Ausstellung des Stadtarchivs, die sich jetzt mit der 58 Jahre andauernden Erfolgsgeschichte der Kunstfigur befasst.

„Oskar, der freundliche Polizist, ist ein ganz und gar antipreußischer Beamter, dessen Autorität als Schutzmann keineswegs darunter leidet, dass er freundlich zu den Menschen ist“, so die Archivarin, die mehr als 10000 Zeichnungen Otto Schwalges für die neue Schau im Ausstellungsraum des Historischen Archivs am Heumarkt gesichtet hat. Dabei handelt es sich um eine Nachlass-Schenkung aus dem Jahr 2016 der Kinder des 2012 verstorbenen Ur-Kölners an die Stadt.

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„Mit seinen humoristischen Einlagen und der dazu passenden Pointe sprach der ausgebildete Grafiker und Designer über Jahre nicht nur jüngere Leser des „Kölner Stadt-Anzeiger“ an, auch der Tagesablauf vieler Erwachsener wurde durch die lebenslustigen und farbenfrohen Bilder Schwalges in der samstäglichen Ausgabe der Zeitung geprägt“, sagt die Leitende Archivdirektorin Bettina Schmidt-Czaia. In Comic-Form griff Schwalge in seinen Werken alltägliche Probleme der Großstadtbewohner aus dem Berufsleben oder der Freizeit auf. „Oskar lieferte unangepasste und kreative Lösungswege, die die Leserschaft zum Nachdenken bewegen sollte“, fügt Schmidt-Czaia hinzu.

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Typische Probleme, die Schwalge umsetzte, waren unter anderem Baustellen, Parkplatznot und Umweltverschmutzung. „Das sind noch immer oder wieder aktuelle Themen“, sagt Anke Wollenweber. Und weil diese Kunst von Otto Schwalge „zum kollektiven Gedächtnis der Stadt gehört“, wie sie sagt, sei die Idee zu der Ausstellung entstanden, die in Zusammenarbeit mit der Kölner Polizei umgesetzt wurde.

Zu sehen gibt es aber nicht nur Zeichnungen von frühen bis späten Werken Schwalges, auch zahlreiche Vorträge, Filmmaterial und Führungen gehören zum Begleitprogramm der Ausstellung. Requisiten wie eine Polizei-Notrufsäule, wie sie zur damaligen Zeit üblich war, vermitteln einen Eindruck vom Leben in Köln in einer Zeit vor dem Internet und Smartphones. Eine „Mitmach-Wand“ ermöglicht den Besuchern der Ausstellung auf eigens angefertigten „Oskar“-Bierdeckeln mitzuteilen, womit sie persönlich den „freundlichen Polizisten“ und die Comics über ihn verbinden.

„Die Entstehung Oskars war sicher auch ein Reflex auf das autoritäre Gehabe während der Nazizeit, in der Schwalge einen Großteil seiner Jugend erlebt, ja verloren hat“, analysiert Archivleiterin Schmidt-Czaia. Ein Schutzpolizist, dem man Vertrauen schenkt und der Humor besitzt, sei auch in den 1950er Jahren wohl eher die Ausnahme denn die Regel gewesen. Die Archivdirektorin, Anke Wollenweber und ihr Team freuen sich auf zahlreiche Gäste. Schon im Vorfeld habe es viele positive Reaktionen darauf gegeben, so die Kuratorin. Wollenweber: „Seit wir die großen Aufkleber und Dekorationen zum Bewerben der Ausstellung an den Fenstern angebracht haben, hupen immer wieder anerkennend lachende Menschen in vorüberfahrenden Autos.“

Den Kalender gibt es auch im ksta shop.

Die Ausstellung

Die Ausstellung „Oskar der freundliche Polizist“ ist bis 14. April 2019 in den Räumen des Historischen Archivs der Stadt Köln, Heumarkt 14, zu sehen. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen und Öffnungszeiten unter

www.oskar.koeln

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