Kölner StraßenschilderWarum die Germanwings-Straße jetzt wieder Waldstraße heißt

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Die Germanwings-Straße heißt jetzt wieder Waldstraße, weil Germanwings jetzt Eurowings heißt.

Köln  – Seit wenigen Wochen heißt die Germanwings-Straße in Grengel wieder Waldstraße. 2009 wurde ein kurzer Abschnitt der Straße nach der Lufthansa-Tochter benannt, die ihre Zentrale gerade von Dortmund dorthin verlegt hatte. Die neue Adresse sollte ein „Symbol für eine langfristig angelegte Partnerschaft“ sein.

Inzwischen, neun Jahre später, bündelt die Lufthansa ihre Flüge unter dem Namen einer anderen Tochter: Eurowings. Die Germanwings GmbH gibt es zwar noch. Ihr Name wird aber nach und nach verschwinden. Eine „Eurowings-Straße“ sei im Porzer Bezirksrathaus „kurz diskutiert“ worden, heißt es. Schnell sei aber klar gewesen, dass das keinen Sinn macht. Der Kölner Standort des Unternehmens liegt inzwischen wieder an der Waldstraße. Betroffen von der Umbenennung waren außerdem drei weitere Gebäude.

Stadtverwaltung: Umbenennungen vermeiden

Zahlreiche Firmen haben ihren Sitz an Straßen, die nach ihren Gründern oder nach dem Unternehmen selbst benannt sind. Das Beispiel Germanwings-Straße zeigt jedoch: Weil Konzernstrukturen mitunter schnelllebig sind, gibt es einen Widerspruch zwischen dem Wunsch, Unternehmen mit einem passenden Straßennamen entgegenzukommen, und der Aufgabe, Orientierung durch eindeutige Adressen zu garantieren.

Alles zum Thema Lufthansa

Dabei ist es erklärtes Ziel der Stadtverwaltung, Umbenennungen zu vermeiden. „Für die Anwohner ist damit sehr viel Aufwand verbunden“, sagt Ulrike Weinmeister vom zuständigen Liegenschaftsamt. Ihre Abteilung sieht nach dem Fall der Germanwings-Straße Handlungsbedarf. Mitte März soll der Stadtrat über eine Überarbeitung der Richtlinien für die Benennung von Straßen entscheiden. Unter anderem geht es dabei um einen ausgewogeneren Anteil von Frauen- und Männernamen. Weinmeisters Abteilung will die Gelegenheit nutzen, um die Benennung nach Firmen klarer zu regeln.

"Straßennamen sind nicht käuflich"

Für Personen gilt bereits, dass der Todestag wenigstens zwei Jahre zurückliegen muss. Damit soll ein „abgeklärtes Geschichtsbild“ des Namensgebers sichergestellt, also tatsächlich verdienstvolle Menschen geehrt und spätere Umbenennungen ausgeschlossen werden. Firmennamen auf Straßenschildern sollen nun entsprechend erst erlaubt sein, wenn es das Unternehmen seit mindestens zwei Jahren nicht mehr gibt. Als Voraussetzung müssen nach dem Entwurf der Stadtverwaltung „besondere Verdienste“ vorliegen. Weinmeister betont, dass Straßennamen nicht käuflich sind: „Geld fließt da nicht.“ Eine Umbenennung zu „Werbe- und Förderungszwecken“ soll aber künftig ausgeschlossen sein.

Zuständig für die Straßennamen sind in der Regel die Bezirksvertreter. Aus ihrer Sicht dürfte das eine Möglichkeit zur Wirtschaftsförderung in ihren Stadtteilen sein. Christian Joisten, heute für die SPD im Rat, hatte 2009 als Porzer Bezirksvertreter die Benennung der Germanwings-Straße angestoßen. Die Idee hatte ihm damals der heutige Eurowings-Geschäftsführer präsentiert. Sein Büro liegt nach wie vor in der Straße. Und der Manager war laut Joisten auch derjenige, der im vorigen Jahr, nach der Umstrukturierung im Konzern, die erneute Umbenennung ins Spiel gebracht hatte – gleichwohl „etwas kleinlaut“, wie Joisten anmerkt. Dennoch sagt der Politiker: „Ich fände es nicht schlimm, wenn es diese Möglichkeit, die Wertschätzung für ein bestehendes Unternehmen auszudrücken, weiterhin gäbe.“ Die Rodenkirchener und Kalker Bezirksvertreter haben schon klargemacht, dass sie die Möglichkeit erhalten wollen.

Mindestens 59 Straßennamen mit Bezug zu Unternehmen oder ihren Gründern zählt Autor Rüdiger Schünemann-Steffen in seinem „Kölner Straßennamen-Lexikon“ auf. Toyota-Allee, Henry-Ford-Straße, Mercedes-Allee, Josef-Lammerting-Allee, Leybold-Straße, Neven-DuMont-Straße, Fritz-Hecker-Straße, André-Citroën-Straße – Schünemann-Steffen führt in den meisten Einträgen jeweils Unternehmensgründer oder verwandte Personen auf, deren Name zur Marke geworden ist. Die Möglichkeit, Straßen nach Unternehmerpersönlichkeiten zu benennen, würde auch weiterhin bestehen, betont die Mitarbeiterin der Stadt Weinmeister.

Das könnte Sie auch interessieren:

Dass Veränderungen beim so gewürdigten  Konzern gar nicht unbedingt lästige Folgen für andere Anwohner nach sich ziehen müssen, zeigt ausgerechnet das Beispiel der Germanwings-Mutter Lufthansa. Die Von-Gablenz-Straße am früheren Unternehmenssitz am Deutzer Rheinufer („Lufthansa-Hochhaus“) wurde nach dem ersten Betriebsleiter benannt und „wanderte“ auf Beschluss der zuständigen Bezirksvertretung   2007 mit dem Unternehmen in die Nähe der Messehallen in Deutz. Obwohl  die Lufthansa-Spitze  inzwischen  mit dem Großteil der Verwaltung nach Frankfurt gezogen ist, dürften die Adressen in der Straße nun weitere Unternehmensentscheidungen überdauern: Der Straßenname bleibt.

KStA abonnieren