Kölner Studie über E-Sport„Viele Vorurteile über Nerds auf LAN-Partys sind überholt”

Lesezeit 2 Minuten
Neuer Inhalt (2)

Während der Gamescom treffen sich jedes Jahr hunderttausende Gaming-Interessierte in Köln.

Köln – Längst ist E-Sport kein Nischenphänomen mehr. Millionen von Deutschen spielen Computerspiele wie „Fifa“ oder „Counterstrike“ in der Freizeit. Proficlubs wie Bayern München oder Borussia Mönchengladbach haben die E-Sport-Szene für sich entdeckt und mischen in der virtuellen Bundesliga mit. Und das Land Schleswig-Holstein hat jüngst ein E-Sport-Zentrum initiiert und folgt damit den skandinavischen Ländern, in denen E-Sport seit Jahren einen hohen Stellenwert einnimmt. Andererseits gilt die „Internet Gaming Disorder“ mittlerweile als anerkannte Erkrankung.

Die deutsche Sporthochschule hat nun mit der Krankenkassen AOK Rheinland/Hamburg eine E-Sport-Studie veröffentlicht, in dessen Rahmen 1200 E-Sportler zum Thema „Gesundheit“ befragt wurden. Die Ergebnisse sind durchaus überraschend, sagte Ingo Froböse, Leiter des Instituts für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation an der Sporthochschule. Knapp 92 Prozent der E-Sportler bewerteten die eigene Gesundheit als gut. Nur zwei Prozent leiden an großem Stress, immerhin 47 Prozent an moderatem Stress.

Profis schalten zwischen sechs und sieben Stunden den PC ein

Der durchschnittliche E-Sportler ist männlich (88 Prozent), gut gebildet (67 Prozent haben mindestens Abitur), im Schnitt 23 Jahre alt und normalgewichtig, obwohl sie viel Zeit sitzend vor dem Computer verbringen. Während Profis zwischen sechs und sieben Stunden den PC einschalten, sind es bei den Gelegenheitssportlern drei bis vier Stunden. Andererseits treiben E-Sportler durchaus ausreichend analogen Sport: Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt pro Woche 2,5 Stunden, die E-Sportler bringen es auf 6,9 bis 8,6 Stunden.

Alles zum Thema Borussia Mönchengladbach

Negativer bewerten die Experten das Schlafverhalten der E-Sportler. Zwar ruhen sie im Schnitt 7,8 Stunden am Tag, mehr als 50 Prozent geht aber zwischen 1 und 5 Uhr nachts ins Bett. Immerhin acht Prozent der Spieler gibt an, Schlafprobleme zu haben. „Das ist eine Größenordnung, mit der wir uns auseinandersetzen müssen“, so Froböse.

E-Sportler fühlen sich gut in virtueller Welt aufgehoben

Insgesamt zieht der Experte aber ein positives Fazit: „Viele Vorurteile über Nerds, die sich auf W-LAN-Partys treffen, sind mit der Studie überholt“, so Froböse. „Dass Gaming zur sozialen Isolation führt, stimmt auch nicht.“ Im Gegenteil fühlten sich die meisten E-Sportler gut in der virtuellen Welt aufgehoben. Es sei ein Platz, an dem sie Freunde und Bekannte treffen würden, auch aus dem Ausland.

Das könnte Sie auch interessieren:

Allerdings gelte auch: Je mehr gespielt werde, desto schlechte sei der Gesundheitszustand. Man müsse die Spieler aber auf unkonventionellen Wege, etwa im Internet, begegnen. „Die präventiven Angebote müssen näher an den Nutzer ran.“

KStA abonnieren