GesundheitIn welchen Kölner Veedeln die meisten übergewichtigen Kinder wohnen

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Köln – 139 bestätigte Masern-Fälle hat das Gesundheitsamt seit Jahresanfang registriert, gegenüber nur 17 im Jahr zuvor. Dass der Ausbruch der Krankheit in den innerstädtischen Bereichen sowie in Ehrenfeld und Neuehrenfeld besonders stark war, ist dabei kein Zufall, wie der aktuelle Bericht „Kinder- und Jugendgesundheit in Köln 2017/2018 zeigt, den die Verwaltung am Donnerstag dem Gesundheitsausschuss vorlegt.

Demnach liegt die Impfquote bei Kindern in ärmeren Stadtteilen wie Vingst, Ostheim, Chorweiler bei 95 bis 100 Prozent und damit deutlich höher als etwa im wohlhabenden Lindenthal oder Rodenkirchen – unter Akademikern gibt es mehr Impfgegner.

Alle anderen Daten, die die Stadt für den Bericht erhoben hat, bestätigen dagegen einmal mehr: Gesundheit hängt eng zusammen mit Einkommen, Bildung, Familien- und Umweltsituation. „Man sieht, dass wir eine sehr unterschiedlich aufgestellte Stadt haben“, so Anne Bunte, Leiterin des Gesundheitsamtes.

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Basis des Kinder- und Jugendgesundheitsberichts waren die Daten der Schuleingangsuntersuchungen 2015 bis 2017 mit knapp 24.000 Kindern, der zahnärztlichen Reihenuntersuchungen in Kitas und Schulen sowie der Fälle, die bei den Beratungsstellen registriert wurden.

So wird Übergewicht definiert

Ob Übergewicht oder erhebliches Übergewicht vorliegt, wird anhand von Referenzwerten ermittelt, die von der „Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kinder- und Jugendalter“ empfohlen wurden. Berücksichtigt werden dabei nicht nur Gewicht und Größe (Body-Mass-Index), sondern auch Alter und Geschlecht.

Auf der Basis von Durchschnittsnormkurven – ähnlich denen, wie sie auch im Mutterpass verwendet werden – wurde ein Modell entwickelt, das in 100 Gewichtszonen, sogenannten Perzentilen, unterteilt ist.

Als normalgewichtig gilt ein Kind, dessen Wert zwischen der 10. und der 90. Perzentile liegt. Werte

darüber oder darunter sind als Über- beziehungsweise Untergewicht definiert. Ab der 97. Perzentile spricht man von Adipositas.

In Köln waren 2015 bis 2017 im Schnitt 11,4 Prozent der Kinder übergewichtig, der Richtwert liegt bei zehn Prozent. (jac)

Psychische Probleme steigen

Sechs Faktoren wurden erfasst und teilweise auf die 86 Stadtteile heruntergebrochen: Neben dem Impfschutz und der Zahngesundheit auch die Quote an übergewichtigen Kindern, psychische Probleme, die Teilnahme an der Früherkennungsuntersuchung U8 sowie Verzögerungen bei der Entwicklung. Anhand der Daten hat die Verwaltung 24 Stadtteile identifiziert, in denen besonderer Handlungsbedarf besteht. Dort sind drei oder mehr der untersuchten Indikatoren im roten Bereich, bewegen sich also über dem Durchschnitt.

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Besonders krass zeigt sich die Spaltung der Stadt beim Thema Übergewicht. Während die Zahl der übergewichtigen Kinder in Lindenthal, Innenstadt oder Rodenkirchen mit unter acht Prozent deutlich unter dem Kölner Schnitt liegt, ist in manchen sozial benachteiligten Stadtteilen fast jedes vierte Kind bereits mit fünf Jahren zu dick (siehe Grafik). 4,3 Prozent sind demnach sogar stark übergewichtig. Auch psychische Probleme gewinnen mehr an Bedeutung. Laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts waren im Zeitraum 2009 bis 2012 bundesweit etwa ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen betroffen – ein Trend, der sich auch in Köln bemerkbar macht. So führte der Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienst im vergangenen Jahr mit 569 Fällen so viele Beratungen wie nie zuvor durch.

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