Abo

Kölner WunderwasserNeues Hänneschen-Stück um das „Eau de Cologne“ begeistert Publikum

Lesezeit 3 Minuten
20180901max-haenneschen03

Im Luxus-Laden der Farinas auf der Puppenbühne steht eine Original Parfüm-Destille aus dem Unternehmen. 

Köln – Mit wunderschönen Kulissen vom mittelalterlichen Köln bis nach Schloss Augustusburg und gar Venedig und einer Vielzahl an opulent im Rokoko-Stil gekleideten Figuren – insgesamt kommen 76 verschieden Puppen zu Einsatz – ist das neue Hänneschen-Stück „Farina – Wunderwasser vun Kölle“ die wohl aufwändigste Produktion der vergangen Jahre.

Und dafür gab es vom Premierenpublikum – darunter reichlich kölsche Prominenz von Ex-OB Fritz Schramma sowie den Bürgermeistern Elfi Scho-Antwerpes und Hans-Werner Bartsch bis hin zu Ludwig Sebus und King Size Dick – lang anhaltenden Beifall und „Bravo“-Rufe. Zu Recht. „Das ist ein toller Saisonauftakt. Das Stück wird sicher ein richtiger Erfolg“, schwärmte auch Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach.

Nach 54 Jahren Abstinenz

Mit in den vorderen Reihen saß Parfümeur und Unternehmer Johann Maria Farina („Ich bin erstmals seit 54 Jahren wieder im Hänneschen“) mit Familie, der die Stückeschreiber mit vielen Tipps und Anekdoten aus der Historie des Unternehmens unterstützt und für das Bühnenbild eine Original Parfüm-Destille zur Verfügung gestellt hatte. „Die ist noch recht neu und funktioniert.“

Gespannt und amüsiert verfolgte der Firmenchef in der achten Generation dann die Aktivitäten seiner Vorfahren im Puppenformat. Schließlich ist Giovanni Maria Farina, der einst das „Eau de Cologne“ erfand, vor genau 333 Jahren geboren worden. Das war dann auch der Anlass für das Hänneschen, diesen Stück kölscher Stadtgeschichte einmal aus der Sicht der Knollendorfer genauer zu beleuchten.

Und so räumt ein alter Historiker zunächst mit der „4711“- Legende auf und nimmt dann Hänneschen und Bärbelchen mit auf eine Zeitreise rund um die Farinas, die zunächst ins Jahr 1760, dann ins Jahr der Domvollendung 1880 mit einem beeindrucken Festzug und zuletzt ins Jahr 1952 führt, als der Vater des heutigen Firmenchefs als 24-Jähriger Prinz im Dreigestirn war. Die aus Norditalien nach Köln gekommenen Brüder Giovanni Battista und Giovanni Maria Farina handelten mit Luxusgütern. Gold- und Silberschmuck, Schokoladen, Seiden- und Lederwaren und natürlich Duftwassern und dem legendäre „Eau de Cologne“, das weltweit an Fürsten- und Königshäusern benutzt wurde. In ihrem Laden ging die kölsche Schickeria ein und aus, deren Sprache zu der Zeit gewollt vornehm mit allerlei französischen Ausdrücken durchsetzt war.

Schabracken statt Mademoisellen 

Das sorgt auch im Stück immer wieder für Heiterkeit. Wenn sich beispielsweise herausstellt, dass sich hinter den aufgebrezelten Rokoko-Damen Sophie de Breeur und Charlotte du Marché Viell das Breuers Züff und Lotti vum Aldermaat verbergen. Solche Kundschaft war wohl authentisch, genau wie die Einkaufstouren nach Venedig, wo die Knollendorfer im Rahmen des Karnevals, mit zauberhaften Kulissen, Gondelfahrten und venezianischen Masken, drei Marktstände aufbauen und einen wunderschönen A-Cappella-Chor abliefern.

Das könnte Sie auch interessieren:

Da taucht dann auch Giacomo Casanova auf, der später auf Einladung des Kurfürsten und Erzbischofs Clemens August bei einer Gala im Brühler Schloss Augustusburg der Kölner Damenwelt aus der feinen Gesellschaft an die Wäsche geht. Egal, wie diese auch aussahen. Denn da verzweifelte selbst der Zeremonienmeister: „Immer dasselbe: Man erwartet die Mademoisellen und es erscheinen die Schabracken.“

Um ihre Frauen zu beobachten und zu beschützen, hatten sich auch Hänneschen, Speimanes („Ich bin zwar Klein, komme aber an alles dran“) und Besteva in elegante Kleider und unter hochtoupierte Perücken gezwängt. Das hatte schon den Hauch einer mittelalterliche Travestie-Show. Und als letztendlich Hänneschen und Bärbelchen im Schlossgarten zusammenfanden und sich in einem romantischen Gesangs-Duett ihre Liebe versicherten, wirkte der Mann im Frauenkleid eher unpassend. Für solch ein Happy-End hätte sich das Hänneschen doch schnell ins Original zurück verwandeln können.

KStA abonnieren