Kölner ZentralmoscheeDarum wird der Muezzin wohl erstmal nur in Ehrenfeld rufen

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Ditib Moschee SCHWAIGER 0410

Von der Zentralmoschee ist der Muezzin-Ruf zu hören.

Köln – Die Ehrenfelder Zentralmoschee bleibt vorerst die einzige Moschee in Köln, die per Muezzin zum Freitagsgebet rufen möchte. Andere Kölner Moscheegemeinden planen das aktuell nicht. „Wir haben bewusst noch keinen Antrag gestellt und planen das in unmittelbarer Zukunft auch nicht“, sagt Metin Aydin von der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). „Wichtiger als der Muezzinruf ist uns die Akzeptanz unserer Nachbarschaft und in der Gesellschaft allgemein sowie das gemeinsame Miteinander. Darauf legen wir großen Wert.“

Zur IGMG gehören neun Moscheegemeinden in Köln. Im Umfeld der Moscheen etwa in Ehrenfeld und Kalk habe die IGMG bereits den Dialog zu dem Thema gesucht. Andere Moscheegemeinden wollen zunächst einmal abwarten, wie sich der Modellversuch entwickelt. „Es freut uns sehr, dass uns erlaubt ist, den Muezzinruf ausführen zu dürfen. Aber in erster Linie müssen unsere Nachbarn damit einverstanden sein“, sagt ein Sprecher der Bait-un-Nasr Moschee in Niehl. „Nur dann bereichert es uns als Gemeinde.“

Bisher hat nur Kölner Zentralmoschee Antrag für Muezzinruf gestellt

Weiter offen ist, ob der Muezzin tatsächlich erstmals am 14. Oktober zum Freitagsgebet ruft, denn es fehlen noch detailliertere Unterlagen zum Schallgutachten. Die Moscheegemeinde der Kölner Zentralmoschee ist die einzige, die den offiziellen Antrag auf den Muezzinruf bei der Stadt gestellt hat. Anders als berichtet, haben weitere rund zehn Gemeinden keinen Antrag gestellt, sondern laut einer Stadtsprecherin lediglich Interesse bekundet. Teils sei das aber nur sehr vage erfolgt. Der Ruf an der Zentralmoschee soll über die Lautsprecher nur bis zum Fußweg zu hören sein. Eine Sprecherin der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) hatte gesagt: „Der Ruf wird nicht weit hinaus zu hören sein.“

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Paul Böhm, Architekt der Zentralmoschee, begrüßt das Pilotprojekt aufgrund der Religionsfreiheit in Deutschland. „Aber sicherlich ist das Konzept des Muezzinrufs nicht eins zu eins übertragbar auf Köln, auf Deutschland“, sagt Böhm. „Wir haben ja auch keine traditionelle Moschee gebaut, sondern bewusst eine moderne Interpretation gesucht, die die Lebenswelten zusammenbringt.“ Böhm betont die moderne, offene und transparente Architektur, in der die Minarette vor allem eine städtebauliche Funktion einnehmen: „Sowohl die Ditib als auch wir sahen die Minarette eigentlich nicht als erhöhten Standplatz für den Ruf des Muezzins. Ich bin gespannt darauf, welche sinnvolle Lösung gefunden wird.“

Bezirksbürgermeister: „Moschee ist eine Bereicherung in Ehrenfeld“

Bezirksbürgermeister Volker Spelthann (Grüne) sagt zur Rolle der Moschee in Ehrenfeld: „Die Moscheegemeinde ist ein Akteur wie andere in Ehrenfeld.“ Und: „Die Moschee ist ein Symbol für Vielfalt und sie ist eine Bereicherung und Alltag in Ehrenfeld.“ Ohnehin ist die freie Ausübung der Religion im Grundgesetz festgehalten, Spelthann sagt: „Die Religionsfreiheit ist kein Gnadenrecht, das einem zugewiesen wird, wenn man bestimmte Bedingungen erfüllt.“ Spelthann war nach der Kommunalwahl 2020 auf den langjährigen Bezirksbürgermeister Josef Wirges (SPD) gefolgt. Wirges hatte sich für den Bau eingesetzt, auch er verweist auf die Religionsfreiheit und sagt: „Ich habe nichts dagegen, wenn die Menschen sich nicht gestört fühlen.“

Köln: Muezzin darf freitags zum Gebet rufen

Die Stadt hatte Anfang Oktober 2021 erklärt, dass Moscheegemeinden auf Antrag und unter Auflagen ihre Gläubigen zum mittäglichen Freitagsgebet rufen dürfen. Konkret geht es dabei um fünf Minuten zwischen 12 und 15 Uhr, der Zeitpunkt des Freitagsgebets variiert je nach Jahreszeit. Für die Lautstärke gibt es eine Höchstgrenze, die je nach Lage der Moschee festgelegt wird. Außerdem muss die jeweilige Moscheegemeinde die Nachbarschaft mit Flyern informieren und eine Ansprechperson benennen, die Fragen beantworten oder Beschwerden entgegennehmen kann. Das Modellprojekt ist zunächst auf zwei Jahre befristet.

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