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Schwierige finanzielle LageKölner Zoo öffnet überraschend wieder

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Die Öffnung sprach sich schnell herum, es entstand eine Warteschlange.

Köln – Am Samstag geschah das, was der Zoo so sehnlich erwartete. Die Inzidenz in Köln sank zum ersten Mal seit dem 14. März unter die magische Grenze von 100. Auf 98,2, um genau zu sein, am Sonntag lag sie bei 89,8. Für die Zoo-Verantwortlichen war das das Startsignal, wieder zu öffnen. Seit Mite April war der Tierpark wegen der Pandemielage geschlossen, seit Sonntag, 9 Uhr können Tierfreunde – mit einigen Einschränkungen und nach strengen Hygieneregeln – wieder hinein. Die besucherfreie Zeit ohne Einnahmen hat dem Zoo finanziell schwer zugesetzt.

„Am Samstag griff die Allgemeinverfügung für eine Inzidenz unter 100, die Bundesnotbremse trat in Kraft. Also haben wir geöffnet“, erklärt Zoo-Vorstand Christoppher Landsberg. Eigentlich wollte der städtische Krisenstab an diesem Montag über eine Öffnung beraten. Nun kam der Zoo einer Entscheidung zuvor. Hat der Krisenstab bislang den Zoo darüber unterrichtet, ob er öffnen darf oder nicht, war es nun umgekehrt. Der Zoo hat seine Entscheidung der Stadtverwaltung zur Kenntnis gegeben. „Ich habe die Öffnung persönlich mit Johannes Nießen abgesprochen“, sagt Landsberg über ein Telefonat mit den Leiter des Gesundheitsamts.

Überraschende Öffnung

Die Öffnung am Sonntag kam einigermaßen überraschend. Der Zoo hatte sie auf seiner Homepage vermeldet, ansonsten wurde sie nirgends angekündigt. Auf der Homepage der Stadt stand noch bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe, dass der Zoo geschlossen ist. Auf der Website des Zoos hieß es zunächst, dass für einen Besuch kein negativer Corona-Test notwendig sei, was der Zoo später revidierte. Am Sonntag bildete sich schnell eine lange Besucherschlange vor dem Haupteingang. Zugänglich sind nur die Außenbereiche, in Zoo-Shop und Toiletten gilt Maskenpflicht, das Zoo-Restaurant ist zu, weil in ihm derzeit ein Corona-Schnelltestzentrum eingerichtet ist. Der Spielplatz ist geöffnet, kommentierte Fütterungen finden nicht statt.

Mit Test in der Zoo

Besucher müssen  zu ihrem Tages- oder Dauerkarte zusätzlich ein Reservierungsticket auf der Zoo-Website buchen. Es  gelten die regulären Eintrittspreise. Gruppentarife entfallen, da derzeit kein Gruppeneinlass möglich ist. Zudem ist ein zertifizierter Negativ-Coronatest erforderlich, der nicht älter als 24 Stunden sein darf. Kinder bis einschließlich sieben Jahre sind davon ebenso ausgenommen wie vollständig Geimpfte. Maskenpflicht besteht nur im Zoo-Shop und den Toiletten, nicht aber auf dem Außengelände. Die Tierhäuser und das Aquarium sind geschlossen, der Spielplatz geöffnet. An dem Imbissständen gibt es Snacks zum mitnehmen. (og) www.koelnerzoo.de

Die Öffnungen erfolgte gerade noch rechtzeitig, denn um die Finanzen des Zoos steht es schlecht. Seit der Schließung in den Monaten des Vorjahrs und der neuerlichen seit dem vorigen November hatte der Tierpark im Grunde keinerlei Einnahmen hat. Während Parks und der benachbarte Botanische Garten uneingeschränkt geöffnet waren und auch das Infektionsschutzgesetz den Publikumsverkehr in Außenbereichen von Zoos ausdrücklich gestattet, hat der städtische Krisenstab an der Schließung festgehalten. Zwar sinke die Inzidenz, jedoch sei die Lage in den Intensivstationen nach wie vor kritisch, begründete zuletzt die Stadt warum unter anderem auch der Zoo bislang nicht öffnen durfte. Im übrigen Teil Nordrhein-Westfalen sind indes fast alle Zoos geöffnet.

Das stieß bei Landsberg gelinde gesagt auf Unverständnis, auch wenn er es nicht explizit äußert. Die Entscheidungen des Krisenstabs wolle er „nicht kommentieren.“ Der Finanzchef des Tierparks verweist stattdessen auf das umfangreiche Hygienekonzept, das bei den kurzzeitigen Öffnungen im vorigen März und April sowie zwischen März und Juni vergangenen Jahres galt und gut funktioniert habe. Und das andere Zoos übernommen hätten und damit längst öffnen durften, sagt Landsberg.

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Im Vergleich zum coronalosen Jahr 2019 hat der Zoo nach Worten Landsbergs rund vier Millionen Euro weniger eingenommen. Umgekehrt zehrten die laufenden Kosten das Eigenkapital auf. Der wegen der Schließung heruntergefahrene Betrieb des Zoos kostet täglich immer noch rund 40000 Euro. Wenn Besucher eingelassen werden, liegen die täglichen Kosten bei rund 54000 Euro, unter anderem weil mehr Personal beschäftigt werden muss. Aus einem Corona-Fond des Landes für zoologische Gärten kamen 800000 Euro Unterstützung. Der städtische Jahreszuschuss in Höhe von 3,5 Millionen Euro wurde auf einen Schlag, statt wie sonst üblich in Tranchen ausgezahlt.

„Dann ist hier Ende Juni Schluss“

Die Rücklagen, etwa aus dem finanziell erfolgreichen Jahr 2019, sind fast aufgebraucht, die Corona-Subventionen ebenfalls, sagt Landsberg. „Wir leben von dem, was wir noch haben. Aber das ist nicht mehr viel.“ Beim Bund habe der Zoo zwei Millionen Euro Überbrückungshilfen beantragt, die für November und Dezember vorgesehen waren. Aber wie so viele Gastronomen auch, wartet der Zoo bis heute auf Nachricht, ob die Gelder bewilligt werden. Eine Erhöhung des städtischen Zuschusses zur finanziellen Konsolidierung sei bislang noch nicht im Gespräch, sagt Landsberg.

Auf die immer wieder gestellten Presseanfragen hat Landsberg schon einige Termine genannt, an denen es für den Zoo langsam eng würde, wenn er weiterhin geschlossen bliebe. Noch Ende vergangene Woche sagte er auf Anfrage: „Wenn wir weiter zu bleiben, ist hier Ende Juni Schluss.“ Was das genau bedeuten, welche Konsequenzen das haben könnte, wollte Landsberg nicht näher erläutern. Allen Tieren jedenfalls, gehe es gut und das bleibe auch so. Und jetzt ist dieses Szenario ja ohnehin abgewendet. Es sei denn, die Inzidenz steigt wieder, oder die städtische Krisenstab verfügt bei seiner Sitzung am Montag die erneute Schließung. „Wir müssen jetzt aber auch langfristig geöffnet bleiben“, mahnt Landsberg.

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