Amerikanische Kölnerin über Proteste„Trump hat mit der Eskalation sehr viel zu tun“

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Polizisten verhaften Demonstranten vor dem Trump Tower während einer Solidaritätskundgebung für George Floyd. Auslöser für die landesweiten Proteste war der Tod des Afroamerikaner George Floyd infolge eines brutalen Polizeieinsatzes in Minneapolis.

  • Tracie Frank Mayer kommt aus Seattle und zog 1984 mit ihren deutschen Mann nach Köln.
  • Die Nichte von Musikproduzent Quincy Jones ist Buchautorin und Vorsitzende des American International Women’s Club of Cologne.
  • Die Entwicklungen in ihrem Heimatland verfolgt sie genau. Wir haben mit ihr über Rassismus, Protest und die Präsidentschaften von Trump und Obama gesprochen.

Frau Mayer, haben Sie Kontakt zur Ihrer Familie in Seattle, wo es auch zu Protesten gekommen ist?

Ja, ich telefoniere jeden Tag mit meiner Schwester. Sie sagt, so etwas habe sie noch nie gesehen. Plünderungen und Vandalen, die sich unter die Demonstranten mischen. Amerika steht in Flammen.

Hat Sie die Eskalation überrascht ?

Amerika und die Welt mussten so etwas sehen, damit sich vielleicht endlich etwas ändert. Wir Schwarzen sind wütend, aber nicht überrascht von der Entwicklung. Der Rassenhass hat eine lange Tradition. Er hat seine Wurzeln in der Sklaverei, und seitdem hat sich kaum etwas geändert. Doch jetzt werden die Grausamkeiten und die Ungerechtigkeit gefilmt und sind überall auf der Welt zu sehen.

Was muss jetzt geschehen?

Wir müssen jetzt alle zusammenhalten, die Weißen müssen mitmachen, damit Recht und Ordnung des Herzens entstehen. Es kann so nicht weitergehen in diesem Land. Auch mein Onkel Quincy Jones hat zu einer Online-Aktion aufgerufen, an der sich viele Prominente beteiligen werden.

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Hat die Präsidentschaft von Barack Obama denn gar nichts bewirkt?

Ein Präsident allein kann nicht ändern, was sich über Jahrhunderte entwickelt hat. Aber ich bin mir sicher, dass es nicht zur Eskalation gekommen wäre, wenn er noch im Amt wäre. Damit hat Trump sehr viel zu tun.

Haben Sie selbst Rassismus erlebt?

Ich und meine Schwester gingen auf eine private Schule, meine Eltern waren wohlhabend. So waren wir recht geschützt. Aber mein Vater sammelte teure Autos wie Rolls Royce. Er wurde mehrfach von der Polizei angehalten, was denn ein Schwarzer in einem solchen Auto zu suchen hätte. Einmal wurde auch unser Haus von der Polizei gestürmt, weil Diebesgut darin vermutet wurde. Hinterher wurde behauptet, es sei eine Verwechslung gewesen.

Meinen Sie, Trump wird noch einmal gewählt?

Ich hoffe nicht. Er hat kein Herz und kein Mitleid für Menschen. Aber man weiß es nicht. Das Wichtigste ist, dass wir alle, wirklich alle, im November wählen gehen.

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