Kölns größte BaustelleWie in Mülheim ein Bürokomplex mit 7000 Arbeitsplätzen entsteht

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Die Animation zeigt den neuen Platz "Am Alten Güterbahnhof" an der Mülheimer Schanzenstraße.

Köln-Mülheim – Homeoffice statt Büro? Neue Arbeitswelten am heimischen Schreibtisch? Die Verantwortlichen für Kölns größte Baustelle, ID-Cologne, sehen die aktuellen Debatten über die langfristigen Folgen der Corona-Pandemie ganz gelassen. Auf dem alten Mülheimer Güterbahnhofgelände zwischen Schanzenstraße und der KVB-Trasse für die Bahnen der Linie 4 entsteht ein neues Quartier für rund 7000 Arbeitsplätze – fast alle in Büros. Corona habe nicht dazu geführt, dass bei ihnen die Nachfrage nach Büroflächen nachlasse, so Projektleiter Simon Weber.

Natürlich könnten sich Arbeitsweisen – befördert durch die Erfahrungen während der Pandemie - nachhaltig ändern, aber das ändere wohl nichts am Raumbedarf der Firmen: Wenn die Arbeitsweisen flexibler würden, werde das Auswirkungen auf die Aufteilung der Flächen haben. Die Zahl fest zugeordneter Schreibtische werde zurückgehen, aber dafür brauche man mehr Räume für Kommunikation und Begegnungen. „Online-Konferenzen können den persönlichen Austausch nicht ersetzen“, ist sich Geschäftsführer Holger Kirchhof sicher. „Die Leute müssen wieder ins Büro. Im Homeoffice gehen Stallgeruch und Identifikation verloren.“

Konferenz auf begrünten Dächern und Balkonen

Wie solche neuen Kommunikationsflächen aussehen können, lässt sich jetzt schon in Mülheim besichtigen. Es geht nicht nur um komfortable Konferenzräume und einladende Betriebsrestaurants; es geht auch um begrünte Dachterrassen und Balkone, auf die sich geschäftliche Treffen verlegen lassen, oder um Innenhöfe mit Bouleplatz und Tischtennisplatten für die aktive Pausengestaltung. 

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Die ersten Bürogebäude auf der Großbaustelle ID Cologne sind bezugsfertig. Hier wird unter anderem Siemens einziehen.

Im Gegensatz zu manch anderen Baustellen in der Stadt wird auf dem ehemaligen Güterbahnhof-Areal an der Mülheimer Schanzenstraße zügig weiter gebaut – der Witterung der vergangenen Wochen und allen Corona-Einschränkungen zum Trotz. Die Projektentwickler Art Invest und Osmab verbauen hier auf einer Fläche in der Größe von rund sieben Fußballfeldern eine halbe Milliarde Euro für Bürogebäude und eine attraktive Infrastruktur mit Restaurants, Sportanlagen und vielen anderen Angeboten.

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Die Fassade des Parkhauses für das neue Quartier an der Mülheimer Schanzenstraße wird nach und nach zuwachsen.

Das begrünte Parkhaus ist bereits in Betrieb, und die ersten beiden Bürokomplexe sind so gut wie bezugsfertig. Siemens packt im Linksrheinischen die Umzugskartons und wird hier in den kommenden Wochen einziehen. Ein paar Meter weiter sind in den vergangenen Wochen rasant ein Hotelneubau und das neue Domizil für die Industrie- und Handelskammer in die Höhe gewachsen.

Ein knallbunter Platz voller Leben

Die Gebäude werden sich um zwei neue öffentliche Plätze gruppieren. Der erste wird zur Zeit vor den Gebäuden für Siemens, den IT-Dienstleisters Cancom und den Spezialisten für Co-Working-Büroflächen „Design Offices“ gepflastert. Für den zweiten stellen Kirchhof und Weber im „Kölner Stadt-Anzeiger“ erstmals ihre Idee vor: Knallbunt und voller Leben ist die Animation für den Platz „Am Alten Güterbahnhof“ – mit einem Café und einer Lounge in umfunktionierten Gütercontainern und einem Zentrum mit großer Wasserfläche und vielen Bäumen.

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In eines der Häuser soll ein neues Brauhaus mit Außengastronomie einziehen; Menschen teilen sich mit den kleinen Elektro-Autos eines neuen Car-Sharing-Anbieters den Straßenraum. Neben dem Platz wird ein Beachvolleyball-Feld angelegt; außerdem führt eine beleuchtete Laufstrecke mit Fitness-Parcours durchs Viertel. Über eine speziell für das Quartier entwickelte App ordert man einen Wäscheservice, bucht ein E-Bike oder einen Tisch in einem der vielen Restaurants.

Schöne, neue Arbeitswelt

Das ist die Idee einer schönen, neuen Arbeitswelt, die manchen zu der kritischen Anmerkung verleiten könnte, dass sich hier Berufsleben und Freizeit zu sehr miteinander verbinden könnten. So kann man ziemlich sicher annehmen, dass hier nicht um 18 Uhr die Lichter ausgehen. Die Projektentwickler hoffen, dass dafür nicht nur die Büronutzer sorgen werden, sondern auch Kölnern, die hier ausgehen.

Ob das ohne Wohnbebauung und einen zusätzlichen Publikumsmagneten wie das Großkino im Mediapark funktioniert, wird sich spätestens 2026 zeigen, wenn das letzte Gebäude am Platz fertig sein soll.

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