Kölsch-japanische ErfolgsgeschichteVor 50 Jahren kam Toyota nach Köln

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1979 eröffnet Toyota die neue Hauptverwaltung in Marsdorf.

1979 eröffnet Toyota die neue Hauptverwaltung in Marsdorf.

  • Seit 50 Jahren vertreibt der Autobauer Toyota seine Fahrzeuge auch von Köln aus.
  • Ernstgenommen wurden die Autos aus Japan zunächst nicht, als die Zentrale in Marsdorf eröffnete.
  • Doch das sollte sich schnell ändern.

Köln – An Selbstbewusstsein mangelt es der „Toyota Deutschland GmbH“ 1979 nicht. Die neue Hauptverwaltung in Marsdorf, die am 3. Mai vor 41 Jahren eröffnet wird, hat die Form eines Achtzylinder-Motors, setzt gegenüber der „Vierzylinder“-Form der Münchener BMW-Zentrale also noch ein paar „Pötte“ obendrauf. 275 Mitarbeiter ziehen in den überdimensionalen Motorblock mit den acht silbernen Säulen ein, heute arbeiten an der Toyota-Allee mehr als dreimal so viele.

Johannes Herrlich hat den Werdegang von Toyota Deutschland, vor genau 50 Jahren in Köln gestartet, von Anfang miterlebt und mitgestaltet. „Eine Handvoll Mitarbeiter, unter anderem ich, haben mit dem Toyota-Geschäft begonnen“, sagt der 71-jährige Ruheständler, der 1970 bei einer unscheinbaren neuen Firma an der Stolberger Straße einstieg. Mitarbeiter des Morris- und MG-Importeurs J.A. Woodhouse und Co. hatten kurz zuvor die Deutsche Toyota-Vertrieb GmbH gegründet, der junge Johannes Herrlich lässt sich dort zum Groß- und Außenhandelskaufmann ausbilden. Am 18. Februar 1971 wird auf einem Kassenblock einer Tankstelle in Bergisch Gladbach der erste Kaufvertrag in Deutschland unterzeichnet: Ein senfgelber Corolla Coupé 1200 wechselt den Besitzer, es ist der Startschuss für eine Erfolgsgeschichte.

Anfangs belächelt

Doch ernst genommen werden die Autos aus Japan zunächst nicht. „Wir wurden anfangs belächelt“, sagt Herrlich: „Ich bin mal von dem Mitarbeiter eines Kölner Automobilherstellers gefragt worden, ob ich eigentlich nichts Ordentliches gelernt hätte, dass ich da arbeiten müsste.“ Als emotionslos werden die Fahrzeuge aus Fernost wahrgenommen, als minderwertige „Reisschüsseln“. „Sie schienen so klein und so einfach“, sagt Automobil-Historiker Immo Mikloweit, damals Kfz-Meister bei Citroën in Westhoven, über den neuen Anbieter. „Er war weder eine Gefahr noch ein echter Wettbewerber.“

Alles zum Thema Henriette Reker

Doch das ändert sich schnell. Schon 1973 werden 10 439 Toyota-Neuzulassungen in Deutschland gezählt. Und das, obwohl sich das Angebot anfangs noch auf die Brot-und-Butter-Modelle Corolla und Carina sowie die sportlichere Celica beschränkt. „Es hat sich mit der Zeit herumgesprochen, dass Toyota hochqualitative Produkte liefert, die nicht sehr teuer waren“, sagt Herrlich. Die guten Pannenstatistiken des ADAC und die Rallye-Erfolge der Celica überzeugen viele Kunden. 1986 belegt Toyota Deutschland Platz eins der japanischen Importeure auf dem deutschen Markt, 94 056 Fahrzeuge werden über die deutschen Händler verkauft.

Der Hersteller übernimmt das Steuer

Dabei stand das Kapitel Toyota in Deutschland schon 1974 auf der Kippe. Nicht nur die Ölkrise von 1973 trifft die Branche. Als die Herstatt-Bank Konkurs anmeldet, gerät die Deutsche Toyota-Vertrieb GmbH weiter in die Krise. „Dadurch verloren wir unsere Hausbank“, berichtet Herrlich: „Wir verloren sämtliche flüssigen Mittel und die etablierten Banken waren nicht bereit, uns zu nehmen.“ Die Rettung kommt aus Japan: Der Hersteller selbst übernimmt 1974 das Steuer und macht als Toyota Deutschland GmbH weiter. An der Bunzlauer Straße in Weiden werden neue Büroräume bezogen. Für Herrlich ist es der Beginn einer steilen Karriere.

Jahrelang war er Chef der Verwaltung und in dieser Funktion auch für den Bau des neuen Firmensitzes mitverantwortlich. Nicht nur Köln, sondern auch Frechen und Düsseldorf hätten Ende der 1970er Jahre zur Debatte gestanden, sagt er. Am Ende habe sich die Stadt Köln durch zähes Werben durchgesetzt. Marsdorf habe auch durch seine Nähe zur Autobahn 4 gepunktet. An einer der meistbefahrenen Autobahnen überhaupt sei Toyota auf diese Weise vielen Menschen sichtbar geworden.

Die Toyota-Tochter gedeiht prächtig: Mit den Jahren wird der Toyota-Campus um ein Kundendienst-Trainingszentrum, eine Motorsport-Abteilung und eine Kreditbank erweitert. In der „Toyota Collection“ sind seit drei Jahren rund 75 Modelle aus sechs Jahrzehnten Firmengeschichte zu sehen. Aktuell werden von Köln aus der Vertrieb und das Marketing für rund 380 Händler gesteuert.

„Wir sind sehr stolz darauf, dass wir die einzige Importmarke sind, die dem Standort Köln seit einem halben Jahrhundert ununterbrochen die Treue gehalten haben“, sagte Alain Uyttenhoven, Präsident von Toyota Deutschland, am Donnerstag im Historischen Rathaus, wo er sich in das Gästebuch der Stadt eintrug. In diesen 50 Jahren sei Toyota „auch ein bisschen kölsch geworden“. Oberbürgermeisterin Henriette Reker hob die Innovationskraft des Herstellers hervor, dessen Kernprogramm heute aus hybridgetriebenen Autos besteht und der stark auf Wasserstoff-Antriebe setzt.

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