Kölsch trifft KaiserschmarrnWillizil und Beikircher über ihre neue Show

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Kabarettist Konrad Beikircher (l.) und Musiker FM Willizil vor dem Senftöpchen-Theater

Herr Beikircher, Herr Willizil, „Kölsch & Kaiserschmarrn“ heißt ihr Programm, in dem kölsches und Südtiroler Lebens- und Heimatgefühl aufeinandertreffen. Was unterscheidet die beiden?

Franz Martin (FM) Willizil: Das Gefühl für die Stadt spielt eine große Rolle. „Hey Kölle, do bes e Jeföhl“ habe ich bei den Höhnern gesungen. Das bringt es auf den Punkt. So auch „Heimweh noh Kölle“ von Willi Ostermann. Als ich einmal überlegte, es zu singen, hatte ich zuerst Vorbehalte: Das geht nicht, das ist eine abgelutschte Nummer. Aber als ich den ganzen Text las, dachte ich: Das könnte ich selber so schreiben.

Konrad Beikircher: Heimatgefühl bedeutet natürlich, einen positiven Bezug zur Heimat zu haben. Die Farben der Gefühle sind unterschiedlich. Beim kölschen Heimatgefühl spielt Eigenliebe mit, aber es ist nicht so brutal wie in Bayern, wo es heißt: Mir san mir, mir san stärker wia die Stier. Das schließt die anderen aus. In Köln ist das nicht so aggressiv. In Tirol wird mehr die Gemütlichkeit des Zusammenseins gefeiert, und die Berge spielen eine große Rolle. So singe ich das Volkslied „Tirol isch lei oans“: Tirol ist einzigartig. Mein eigenes Heimatgefühl hat übrigens zwei Sprachfarben: Deutsch und Italienisch. Deshalb kommt im Programm auch „Un italiano vero“ vor: ein wahrer Italiener. In Südtirol ist so etwas ein Politikum. Die dritte Sprache Südtirols ist Ladinisch, die spreche ich aber nicht.

Warum haben Sie den Titel „Kölsch & Kaiserschmarrn“ gewählt? Bei Kölsch ist der Grund offensichtlich, Kaiserschmarrn lässt eher an Österreich denken.

Beikircher: Stimmt, Kaiserschmarrn ist keine exklusive Spezialität Südtirols, sondern ein Gericht, das typisch für das ganze Gebiet der k. u. k. Monarchie ist. Aber wir brauchten eine griffigen Titel.

Willizil: Wir wollten dem Kind einen Namen geben. Und die Alliteration klingt gut: zweimal „K“ am Wortanfang.

Beikircher: In Südtirol gibt es auch ein typisches Getränk: den Leps, das ist eine Weinsorte, die dem Most ähnelt. Dieses Getränk ist wie ein zweiter Aufguss, hat nur drei bis vier Prozent Alkoholgehalt und ist sehr populär. Landarbeiter löschen damit den kleinen Durst. Aber „Kölsch & Leps“? Das wäre kein geeigneter Titel.

Wie ist die Rollenverteilung im Programm? Wer singt, wer spricht?

Willizil: Konrad ist der Wortführer, ich mehr der Sänger.

Beikircher: Ja, das stimmt schon. Ich erzähle ein bisserl mehr. Wir werfen uns die Bälle zu, da braucht es keine große Absprache. Wir tasten uns assoziativ durch das Programm und nehmen Anregungen auf.

Herr Willizil, sie spielen und singen in „Kölsch & Kaiserschmarrn“ außer jenem Ostermann-Song und dem „Kackleed“ eigene Lieder wie „Kölsche Flamm“, „Nix em Büggel“ und „Hallo, wie jeiht et“. Hat es mit dem Heimatgefühl zu tun, dass alle in kölscher Mundart verfasst sind?

Willizil: Mein Motto ist: Die kölsche Sprache kann so viel mehr als Karneval. In ihr lassen sich Lebensweisheiten einfacher und direkter ausdrücken.

Beikircher: In Südtirol werden noch viele Volkslieder gesungen, Hunderte Jahre alt und mit einer anonymen Herkunft. In Köln gibt es das so nicht. Gute Karnevalslieder können zu Volksliedern werden, im Karneval werden sie dann leider von Tausenden gegrölt. Ein schönes Lied wie „En d’r Kayjass Nummer Null“ wird so kaputtgemacht. Aber zurück zu unserem Programm: Am Ende ergibt sich ein schönes Bild, welche Farbe das jeweilige Heimatgefühl hat.

Das Gespräch führte Clemens Schminke

„Kölsch und Kaiserschmarrn“ wird musikalisch noch von Christoph Manuel Jansen begleitet. Vorstellungen am Sonntag, 12. 5., 19 Uhr, Montag, 13. 5., und Dienstag, 14. 5., jeweils 20.15 Uhr; Senftöpfchen,Große Neugasse 2-4. Tickets ab 24,20 Euro.

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