KommentarDie Stadt Köln hat die Schulen durch Nichtstun nachhaltig vergammeln lassen

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Lehrerin

Symbolbild

  • Die Fehlerkette für den schlechten Zustand der Kölner Schulen beginnt weit in der Vergangenheit.
  • Ein Kommentar.

Köln – Eines ist klar: Die Verantwortung für die dauerhafte Misere an den Kölner Schulen teilt sich auf viele Köpfe und auf alle Parteien. Auch wenn es sich mancher Politiker in seinen Schuldzuweisungen nun ganz einfach macht und dabei in erster Linie auf die Vergesslichkeit der Kölner setzt.

Die fatale Fehlerkette beginnt jedoch weit in der Vergangenheit. Über lange Jahre hat die Stadt ihre Schulen – von den Grundschulen bis zu den Gymnasien und Gesamtschulen – durch Nichtstun nachhaltig vergammeln lassen. Wie bei vielen öffentlichen Gebäuden unterblieb einfach die laufende Bauunterhaltung. Das spart kurzfristig Geld. Es führt aber, wie jeder Hausbesitzer weiß, zu weitaus höheren Folgekosten. Und dazu, dass nicht nur die Kölner Schüler viel zu oft ein wenig anregendes Lernumfeld haben, sondern auch ihre Lehrer einen unwürdigen Arbeitsplatz.

Doch das wollte niemand hören. Weder die für den Bau verantwortlichen Dezernenten – vor Markus Greitemann waren das Franz-Josef Höing und Bernd Streitberger (alle drei sind auf CDU-Ticket ins Amt gekommen) – hatten gesteigertes Interesse an der wenig glamourösen Schulsanierung. Das gleiche galt für die Oberbürgermeister . Egal, ob Fritz Schramma (CDU), Jürgen Roters (SPD) oder Henriette Reker (parteilos): An den Schulen wollte sich keiner von ihnen die Finger verbrennen.

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Starke Widerstände

Weil zudem zumindest zwischen Höing und Schuldezernentin Agnes Klein (SPD) die Chemie nicht stimmte, unterblieb neben der Sanierung auch der längst nötige Neubau über viele Jahre hinweg weitgehend – von Vorzeigeprojekten wie der Bildungslandschaft Altstadt-Nord einmal abgesehen. Ein Zustand, den die Schuldezernentin über Jahre immer wieder beklagte. Ihn zu ändern gelang ihr jedoch nicht. Zu stark waren die Widerstände in der Stadtverwaltung und in der Politik, auch in der eigenen Partei, zu sehr fügte sie sich aber auch in diese Beschränkungen.

Doch selbst die Bedarfsplanung hinkte hinterher. Mehr als einmal war das Schuldezernat von den Anmeldezahlen an den Schulen überrascht, vor zwei Jahren musste Agnes Klein gar den Notstand ausrufen. Viel Erfolg hatte sie damit nicht – bis heute hakt es eigentlich bei fast jeder Schule gründlich. Egal ob nur saniert wird oder ob Neubauten geplant sind: Zuverlässig wird es viel später und viel teurer als zunächst angekündigt.

Immerhin ist es inzwischen gelungen, den Umgang mit den Schülern, die nicht an ihre Wunschschule dürfen, zu professionalisieren. So sollen etwa künftig Schulwege vermieden werden, die durch die halbe Stadt führen. Dennoch gibt es kaum Anlass zum Jubel – 837 Kinder, die nicht auf die Schule ihrer Wahl gehen können, sind ein Armutszeugnis für eine Millionenstadt. Die Kölner Schulpolitik bräuchte einen echten Neustart. Doch dafür gibt es bislang kaum Anzeichen.

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