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Kommentar zu Corona-TotenNur geimpfte Bestatter können Abschied in Würde ermöglichen

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Bestatter und Covid

„Covid“ wurde mit Kreide auf einen Sarg geschrieben.

Köln – Nach zehn Monaten Pandemie liefern gerade die Bilder aus Sachsen einen Eindruck davon, was Bestatter und Mitarbeiter von Krematorien derzeit leisten. Sie tun das meist im Verborgenen. Nur dann, wenn sich wie derzeit dort medienwirksam Särge mit der Aufschrift „Covid19“ in Kühlcontainern vor Krematorien stapeln, ahnt der Betrachter mit Schaudern, was es derzeit heißt, in dieser Branche zu arbeiten. Oder eben dann, wenn man selbst betroffen ist und einen lieben Menschen an Corona verliert.

Es bedeutet ein Trauern unter schwierigen Bedingungen: Oft ist keine Abschiednahme im Krankenhaus möglich und der geliebte Mensch wird als Verstorbener reduziert auf einen kontaminierten Körper, von dem eine Gefahr ausgeht und den es quasi gefahrlos zu entsorgen gilt. Für Angehörige ist das traumatisierend.

Verzicht auf tröstende Rituale

An dieser Stelle kommt den Bestattern die große Aufgabe zu, die Würde des Verstorbenen im Tod zu wahren. In der Art, wie sie den Leichnam behandeln und berühren, aber eben auch indem sie eine Verabschiedung am offenen Sarg trotz Corona ermöglichen. Und den Angehörigen, die ja ohnehin schon auf viele tröstende Rituale wie Umarmungen am Grab verzichten müssen, nicht nur am Telefon, sondern leibhaftig begegnen und sie in dieser schwierigen Situation an die Hand zu nehmen.

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Sie schaffen so erst die Bedingungen dafür, dass das Trauma der Zurückbleibenden irgendwann heilen und Trauer möglich wird. Das ist die große und gesellschaftlich nicht gesehene Aufgabe der Bestatter. Aber um diese Arbeit in der Pandemie tun zu können, brauchen sie die Gewissheit, selbst geschützt zu sein und nicht ständig zwischen der eigenen Gesundheit und der Not der Angehörigen zerrissen zu werden (hier lesen Sie mehr). Dies wird gewährleistet durch transparente Kennzeichnung in den Krankenhäusern, durch ausreichend Schutzmaterial, aber am allerwichtigsten durch eine schnelle Impfung.

Bestatter gehören endlich als systemrelevante Gruppe anerkannt und auf die Prioritätenliste der Impfungen ganz nach oben gerückt. Dass auf diese Idee noch keiner gekommen ist, erzählt viel über unser Verhältnis zum Tod und Sterben. Nur wenn Bestatter gut geschützt sind, können sie den Mut haben, auch würdige Verabschiedungen zu ermöglichen.

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