Kommentar zu Karneval nach HanauGemeinsam feiern – und sich dem Wahnsinn widersetzen

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Demonstrierende in Köln-Mülheim. An der Keupstraße wurde eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Anschlags in Hanau organisiert.

  • Können und dürfen wir Karneval feiern, während gleichzeitig die rechtsextremistische Gewalttat in Hanau die Republik erschüttert?
  • Unser Chefredakteur Carsten Fiedler meint: Ja, jetzt erst recht. Auf das Verbrechen sollte ein „trotziges Alaaf“ folgen.
  • Das Gedenken an die Opfer von Hanau muss im jecken Treiben einen Platz haben.

Ein „trotziges Alaaf“ – dieses Wort von Norbert Walter-Borjans sollte man sich merken. An Weiberfastnacht hatte der SPD-Vorsitzende begründet, warum er nach den rassistischen Morden von Hanau nicht nach Köln kam, um sich ins jecke Getümmel zu stürzen. In anderen Teilen des Landes wäre ein solches Verhalten nur schwer vermittelbar gewesen.

Vermutlich hat Walter-Borjans damit recht. Aber müssen wir uns nicht auch im Epizentrum des rheinischen Frohsinns fragen, wie wir damit umgehen, dass 200 Kilometer weiter eines der schlimmsten extremistischen Gewaltverbrechen in der Geschichte der Bundesrepublik stattgefunden hat?

Reaktion des organisierten Karnevals war gut

Die Antwort auf diese Frage muss lauten: Wir können – und dürfen – nicht einfach so tun, als wäre nichts gewesen, wenn wir in den nächsten Tagen, beginnend am Samstag mit den Umzügen in den Stadtteilen und den Schull- un Veedelszöch am Sonntag, am Straßenrand auf Kamellefang gehen oder zum Feiern durch die Kneipen ziehen. Gut, dass der organisierte Karneval reagiert hat, mit einer Schweigeminute am Donnerstag und mit der Ankündigung des Festkomitees, einen Mottowagen des Rosenmontagszugs anzupassen.

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Tatsächlich geht beides zusammen: gemeinsam das Leben zu feiern und sich vereint dem Wahnsinn zu widersetzen, der unser Miteinander zerstören will. Achten Sie darauf, wer Ihnen weismachen will, der Mörder von Hanau sei halt ein Verwirrter gewesen und seine Taten zwar ein schlimmes Verbrechen, aber eben doch „nur“ ein Verbrechen, mit Politik habe das alles nichts zu tun! Lassen Sie diese Leute nicht so einfach davonkommen, die mit ihrer Politik permanent den Hass schüren, das Gift der Fremdenfeindlichkeit in die Köpfe und Herzen träufeln.  Auch das fällt unter ein „trotziges Alaaf“.  

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