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Kommentar zum Auftritt von Chris TallGag-heischende Ausbeutung auf Kosten anderer

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chris tall bild

Köln – Dass Christopher Nast, was Fingerspitzengefühl angeht, nicht die hellste Kerze auf dem Comedy-Kuchen ist, ist bekannt. Um es den Lesern, die nicht jeden Video-Schnipsel von ihm im Netz verfolgen, zu erklären: Unter dem Künstlernamen Chris Tall füllt er mit seinem Programm „Selfie von Mutti“ die größten Hallen, vor allem junge Fans sind hin und weg.

Der 26-jährige Hamburger ist eine lautstarke Mischung aus Aalverkäufer auf dem Fischmarkt, Kirmes-Schreier und Ballermann-Animateur. Sein Themen-Portfolio reicht von abgestandenen Witzen mit Jugendsprache über Mutti-Zoten südlich der Gürtellinie bis zu Geschmacklosigkeiten über Schwule, Rollstuhlfahrer und Stotterer. Wobei er eben diese im Publikum direkt anspricht und ihnen scheinheilig versichert: „Ihr seid normale Menschen.“

Gags auf Kosten anderer

Die Legitimation für diese Gag-heischende Ausbeutung auf Kosten anderer: Der füllige Nast kokettiert penetrant damit, er sei fett und damit ein Stigmatisierter, über den er selbstverständlich selbst Witze reißen darf – und über all die anderen gleich mit. Um mit einem seiner eigenen Suggestiv-Slogans, die er auch auf Tassen, Schlüsselanhängern und Base-Caps vermarktet, zu fragen: Darf er das? Ja, darf er, so weh das auch tut.

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Was er in der mit 12 000 Besuchern am Samstag ausverkauften Lanxess-Arena und auch sonstwo auf dieser Welt aber ganz sicher nicht darf: Zu Anfang der Show die Stimmung aufputschen mit dem Aufschrei „Lasst uns die Bude abfackeln – jetzt ist Chris-Tall-Nacht!“ Das Traurige dabei: Ausgerechnet in der „Arsch huh“-Stadt Köln haben an diesem Abend sehr viele der 12.000 Menschen darüber spontan sehr laut gelacht.

Vielleicht machen ihm die Kölner am kommenden Samstag, wenn Chris Tall in der auch wieder nahezu ausverkauften Lanxess-Arena die „1Live Köln Comedy Nacht XXL“ moderiert, klar, wie sie die Sache wirklich sehen.

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