Kommentar zum ImpfenIn Köln fallen die Schwächsten durch das System

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Astrazeneca Symbol Neu

(Symbolbild)

Köln – Man erkennt den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit den Schwächsten ihrer Glieder verfährt. An diese Worte des verstorbenen Bundespräsidenten Gustav Heinemann muss man denken, wenn man sich den Umgang mit der Impfung von Menschen mit Behinderungen und Vorerkrankten anschaut. Obwohl diese Menschen im Fall einer Corona-Infektion nachweislich besonders stark gefährdet sind und eine Covid-19-Erkrankung mit hoher Wahrscheinlichkeit bei ihnen einen schweren oder gar tödlichen Verlauf nimmt, lässt sich nicht erkennen, dass die Stadt ihre Impfung besonders schnell vorantreibt.

Ganz im Gegenteil entsteht der Eindruck, dass die Vorerkrankten und die Menschen mit Behinderungen vergessen wurden. So formuliert es der Geschäftsführer der Kölner Lebenshilfe, der zudem mit drastischer Wortwahl bemerkt, dass die Menschen buchstäblich zu Tode verwaltet werden.

Die Stadt Köln braucht zu lange

Diese Äußerung ist zwar zugespitzt, trifft aber insofern zu, als dass die bürokratischen Hürden, um als Vorerkrankter an eine lebensrettende Impfung heranzukommen, unverhältnismäßig hoch sind.

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Warum es ganze zehn Arbeitstage dauert, um eine ärztliche Bescheinigung zu prüfen, der exakt drei Informationen zu entnehmen sind, lässt sich nicht nachvollziehen. Noch weniger verständlich ist es, dass die Vorerkrankten danach nicht einmal direkt einen Termin erhalten. Sie müssen stattdessen erneut einen Anmeldeprozess durchlaufen. Das klingt weder nach einem effizienten noch nach einem beschleunigten Verfahren. Vor dem Hintergrund überlasteter Intensivstationen muss die Stadt jetzt dringend Tempo aufnehmen, um die Schwächsten der Gesellschaft so schnell wie möglich zu schützen.

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