Kommentar zur DrogenszeneKölner Neumarkt ist Musterbeispiel verpfuschter Stadtplanung

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Nahezu öffentlich werden die Drogen am Neumarkt verkauft.

Köln – Es ist ein Drama, was da auf dem Kölner Neumarkt geschieht. Der Platz hat sich zum Schandfleck entwickelt. Entfremdet, absurd umtost von einer Autolawine, wirkt das Areal wie eine hässliche No-Go-Zone. Wie eine Angst einflößende Einöde, die höchstens zum Umsteigen taugt. Ein Musterbeispiel verpfuschter Verkehrs- und Stadtplanung.

Wie gemacht für kriminelle Drogenhändler, die sich hier offensichtlich wie zu Hause fühlen. Es ist verstörend, das dreiste Gebaren der Dealer zu beobachten. Und es fällt schwer, es zu akzeptieren. Die Banden fühlen sich so wohl, dass selbst die Polizei nach Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ einräumt, die Szene trotz massivem Einsatz nicht vertreiben zu können.

Frustrierte Polizei

Es sei sogar schwierig, seine Kolleginnen und Kollegen dazu zu motivieren, „jeden Tag aufs Neue gegen etwas zu kämpfen, wo man am Ende weiß: Letztlich werde ich nichts ändern, ich werde immer nur an den Symptomen arbeiten“, räumt Kölns Leitender Polizeidirektor offen ein. Wenn das nicht wie ein ultimativer Hilferuf klingt.

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Es geht nicht nur darum, die Dealer zu vertreiben. Die Kölner Politik muss Konzepte erarbeiten, um die verloren gegangene Fläche für die Stadtgesellschaft zurückzuerobern. Die vor kurzem verbesserte Haltestellen-Beleuchtung etwa und der Brunnen, den die Stadt im kommenden Jahr auf dem Platz installieren will, sind jedenfalls zu wenig.

Oberbürgermeisterin verspricht „Kümmerer“

Vor etwa einem Jahr wurde der verwaltungsinterne „Fachkreis Plätze mit besonderem Handlungsbedarf“ gegründet. Daraus entstand dann unter anderen die „Arbeitsgemeinschaft Neumarkt“.

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Auch tagsüber werden am Kölner Neumarkt Drogen verkauft.

Jetzt aber sind genug Kreise und AG’s gegründet. Es wird Zeit, dass den Worten bald auch Taten folgen, dass angekündigte „Maßnahmenpakete“ auch umgesetzt werden. Möglichst schnell umgesetzt werden sollten auch die Vorschläge der Anwohner, den Platz etwa durch Food-Trucks oder kulturelle Veranstaltungen aufzuwerten.

Die Ankündigungen der Oberbürgermeisterin, demnächst unter anderem sogenannte „Kümmerer“ als ständige Ansprechpartner zu installieren, darf nur ein Anfang sein. Den Hinweis, dass die seit langer Zeit vorhandene Drogenszene den Neumarkt erst in der Pandemie derart dreist „erobert“ haben soll, kann die OB doch nicht wirklich ernst gemeint haben.

Der ganze Wahnsinn auf 15 Quadratkilometern

Das Kölner Zentrum steht schon seit Jahren vor einer Zerreißprobe. Die Stadt hat eine Gesamtfläche von 405,2 Quadratkilometern. Die Drogenszene, zunehmend aggressiver werdende Obdachlose, der Krach und die Gewalt beispielsweise auf den Ringen, in der Altstadt, am Brüsseler Platz oder im Viertel an der Zülpicher Straße: Es sind lediglich etwa 15 Quadratkilometer, auf denen sich der ganze Wahnsinn abspielt. Das kann eine Innenstadt auf Dauer nicht verkraften.

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