Konzerte auf dem Roncalli-PlatzWeltstars treten am Dom auf – Auftakt von Van Morrison

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Roncalliplatz Konzerte

Der Roncalliplatz am Kölner Dom ist ein Ort mit Musikgeschichte.

Köln – Es war eines dieser Konzerte, von dem noch 17 Jahre später viele Besucher schwärmen, die damals dabei gewesen sind. 60.000 Fans standen auf dem Roncalliplatz, der der Komödienstraße und allen umliegenden Straßen, als die US-amerikanische Popband R.E.M. gegen 23 Uhr ihren Klassiker „Losing My Religion“ anstimmten. Klatschende, hüpfende, glückselige Besucher tanzen bei der Mega-Party an einem sehr heißen Mai-Abend. „Es war eines der schönsten Konzerte vor dem Dom überhaupt“, sagt Veranstalter Micki Pick, der die Show damals mit Dirk Becker organisierte. „Viele Fans, eine beeindruckende Kulisse und eine gut aufgelegte Band – was will man mehr?“

Luciano Pavarotti, Massive Attack, R.E.M. – der Roncalliplatz ist ein Ort mit Musikgeschichte. Seit 2008 fand allerdings kein Konzert mit internationalen Weltstars vor dem Dom statt. Gründe dafür gebe es viele, sagt Günter Wieneke (63), langjähriger Leiter der städtischen Stabsstelle Event. So sei der Platz mit seinen maximal 8000 Stehplätzen kaum rentabel zu bespielen, was Künstler und Veranstalter abschrecke. Andererseits seien die logistischen Kosten hoch. Denn anders in den großen Konzerthallen müsse für jeden Auftritt die komplette Bühne aufgebaut werden. „Das kann man nur mit Sponsoren oder Ticket-Preisen im dreistelligen Bereich auffangen“, so Wieneke.

Hartes Brett für Lou Reed

Ab heute soll alles anders werden. An den kommenden drei Abenden werden mit Van Morrison, Patti Smith und Joan Baez gleich drei Weltstars auf dem Roncalliplatz spielen. Möglich macht das der Bonner Veranstalter Ernst-Ludwig Hartz.

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Hartz (58) ist seit 40 Jahren im Musikgeschäft und hat Größen wie David Bowie, Santana und Rammstein auf die Bühne gebracht. Er kann Geschichten erzählen, wie man für Lou Reed ein hartes Brett organisieren musste, das der Künstler sich als Matratzen-Auflage für sein Hotelbett wünschte. Und wie Patti Smith vor einem Konzert auf dem Bonner Museumsplatz noch schnell im Beethovenhaus verschwand, weil sie den Komponisten verehrt.

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Die Idee, wieder Konzerte auf dem Roncalliplatz zu veranstalten entstand im Sommer 2017, sagt Hartz. Damals habe die Agentur von Joan Baez bei ihm angerufen, auf der Suche nach einem Veranstaltungsort für Mitte 2018. Hartz schlug den Roncalliplatz vor, Baez akzeptierte und auch die Stadt war schnell von der Idee überzeugt. Patti Smith, die eigentlich in diesem Jahr kein Konzert in Deutschland geben wollte, war ebenso vom Dom fasziniert wie Van Morrison. Nur Charles Aznavour musste krankheitsbedingt absagen. Auch für 2019 plant Hartz bereits schon für den Roncalliplatz. Mit wem, will er nicht verraten.

Bauarbeiten auf Hochtouren

Vor dem Dom liefen am Dienstagnachmittag die Bauarbeiten auf Hochtouren, um den Platz in eine Freilicht-Bühne zu verwandeln. Vier bis fünf Sattelschlepper-Ladungen mit Equipment sind seit vergangenen Freitag auf den Platz gebracht worden. Die zehn Meter hohe und 20 Meter breite Bühne wurde am Montag aufgebaut. Am Dienstag wurden die 3800 Stühle installiert, auf denen das Publikum sitzen soll. Van Morrison, der heute Abend das erste Konzert bestreiten wird, soll gegen Mittag in Köln eintreffen. Ein Soundcheck ist am Nachmittag vorgesehen. Ob Van Morrison dabei anwesend sein wird, ist unklar.

Mit den Konzerten schließt Hartz an eine Idee des früheren Intendanten der Philharmonie, Franz Xaver Ohnesorg, an, der Ende der 1980er Jahre Weltstars auf den Roncalliplatz holte. 1988 kam Placido Domingo, 1990 folgte Pavarotti, ein Jahr später der Spanier José Carreras. 8000 Kölner hüllten sich damals in Regenmäntel und jubelten dem Sänger trotz Regengüsse zu. Carreras bedankte sich mit gleich sechs Zugaben.

Die Stars gaben sich in den folgenden Jahren die Klinke in die Hand. 1993 kam Frank Sinatra, der zunächst ein umjubeltes Konzert vor dem Dom gab und sich anschließend im Hyatt noch stundenlang Lieder von einem Pianisten vorspielen ließ. Phil Collins trat 1998 mit einer 20-köpfigen Big Band auf. Die 5000 Zuschauer waren zunächst verwundert, als Collins zu Beginn sagte, er werde nicht singen, sondern nur Schlagzeug spielen. Sagte es und interpretierte Klassiker wie „In The Air Tonight“ – neu arrangiert für die Big Band. Erst für die Zugabe griff der Sänger zum Mikrofon.

Commodores wollten Limousine

2001 dann die Mega-Party mit R.E.M. Damals suchte die Band – passend zur Veröffentlichung ihres neuen Tonträgers „Reveal“ – eine Location. Becker und Pick fragten an – und bekamen den Zuschlag für das Konzert am Dom. Der Eintritt war frei, der TV-Sender MTV übertrug die Show weltweit. Freilich gab es auch Probleme: Statt der erwarteten 5000 Fans kamen 60.000 und es entstand eine Situation, die leicht hätte aus dem Ruder laufen können. Passiert ist freilich nichts. Pick organisierte später weitere Konzerte auf dem Platz – so 2004 einen Auftritt mit Earth, Wind & Fire, The Temptation und den Commodores. An letztere hat er leidlich gute Erinnerungen. Kurz vor dem Konzert forderten die Musiker, die im Dom-Hotel untergebracht waren, eine Limousine, die sie die wenigen Meter bis zur Bühne fahren sollten. Pick orderte ein Auto und rettete so das Konzert. 2006 gastierten der Bossanova-Star Gilberto Gil, 2007 der chinesische Pianist Lang Lang, 2008 Massive Attack, Gentleman und The Killers. Es folgte eine lange Pause, die immerhin von Konzerten von Kölner Bands wie BAP und den Bläck Fööss unterbrochen wurde.

Die Shows: Van Morrison, Mittwoch, 1. August; Patti Smith, Donnerstag, 2. August; Joan Baez, Freitag, 3. August, jeweils 20 Uhr. Alle Konzerte sind ausverkauft.

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