KrankenhäuserKampf gegen die tödlichen Keime in Kölner Kliniken

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In der Sicherheitswerkbank eines Labors wird eine Probe multiresistenter Keime untersucht.

In der Sicherheitswerkbank eines Labors wird eine Probe multiresistenter Keime untersucht.

Köln – Einen Ausbruch des Bakteriums Acinetobacter baumannii auf ihrer Intensivstation hatte Universitätsklinik Schleswig-Holstein in Kiel im Januar gemeldet. 31 Patienten trugen den Keim, der fast gegen alle Antibiotika resistent ist, zwölf der geschwächten Schwerkranken starben. Offenbar teilweise auch an der Infektion mit diesem Bakterium.

„Was dort geschehen ist, kann jederzeit auch bei uns in Köln passieren.“ Da will Prof. Gerhard Wiesmüller, Leiter der Infektions- und Umwelthygiene am Kölner Gesundheitsamt, niemandem etwas vormachen. Nach wie vor könnten sich multiresistente Erreger (MRE) bis zur Lebensbedrohung bei Patienten ausbreiten, auch wenn alle Kölner Krankenhäuser inzwischen verstärkt den Kampf dagegen führen.

Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen

Deutschlandweit bis zu 40000 Tote jährlich durch Bakterien, gegen die kein Antibiotikum mehr hilft, waren 2011 Anlass, das Infektionsschutzgesetz zu verschärfen. Seitdem sind alle Kölner Krankenhäuser und einige Privatkliniken Mitglieder des neu geschaffenen MRE-Netzes Rhein-Ahr. Sie setzen nicht nur erhöhte Hygiene-Standards um, sondern treffen selbst auch zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen. Die müssen sie jedoch aus eigener Kasse finanzieren, was ihr Budget belastet.

Seit Jahren ist der weit verbreitete Erreger Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA) nicht nur in Operationssälen gefürchtet, sondern auch von Patienten, die chronische Wunden haben und der Erreger todbringend in die Blutbahn gelangen kann. „Deshalb wird inzwischen in allen Krankenhäusern auf diesen Keim hin getestet“, so Wiesmüller. Doch weil es bisher nur Empfehlungen für diese Untersuchungen gebe, sei es den Häusern überlassen, welche Patientengruppen sie überprüfen wollen.

Und das wird durchaus unterschiedlich gehandhabt. Manche Kliniken testen alle Risiko-Patienten, wie beispielsweise das St. Elisabeth-Krankenhaus, das dafür 250.000 Euro im Jahr ausgibt. Oder es werden noch zusätzlich alle Patienten vor Operationen überprüft, wie im Heilig-Geist-Krankenhaus, in der Kunibertsklinik, in den Hospitälern St. Franziskus, St. Marien und St. Vinzenz.

1,2 Millionen Euro Kosten

An der Uniklinik wird dagegen jeder stationär aufgenommene Patient vorsorglich überprüft, so Klinik-Pressesprecher Christoph Wanko: „2013 haben wir bei mehr als 50.000 Patienten insgesamt 118.000 Tests durchgeführt.“ Tausende von Patienten benötigten demnach eine Behandlung und zwei oder mehr Tests, bis sie keimfrei waren. Wanko: „Allein an Sachkosten hat die Uniklinik dafür 1,2 Millionen Euro ausgegeben.“

Dieser Einsatz lohnt sich offenbar. Laut Robert-Koch-Institut nahmen in Köln die gemeldeten gefährlichen MRSA-Infektionen im Blut von 2010 bis 2013 um elf Prozent ab. Dagegen sind sogenannte multiresistente gramnegative Erreger (MRGN), die auf drei und vier Antibiotika-Gruppen nicht mehr ansprechen, in Deutschland auf dem Vormarsch. Darunter auch der Kieler Erreger Acinetobacter baumannii.

Auf Empfehlung des Robert-Koch-Instituts hin überprüfen manche Kölner Krankenhäuser inzwischen auch auf solche Keime – wie beispielsweise die Uniklinik, das Elisabeth-Krankenhaus (seit Februar) und die Städtischen Kliniken (auf den Intensivstationen). „Diese Bakterien werden meistens von Reisenden eingeschleppt, die vorher in östlichen und außereuropäischen Ländern im Krankenhaus waren“, so Wiesmüller. Für etliche weitere resistente Bakterienarten gibt das Bundesinstitut bislang noch keine Präventionsempfehlungen – das bleibt eine freiwillige, kostspielige Aufgabe.

Von den hohen Standards der Niederlande und skandinavischer Länder sei man nach Wiesmüllers Ansicht noch weit entfernt. Sowohl in der Politik, in den Krankenhäusern und Arztpraxen sowie in der Bevölkerung müsse das Bewusstsein noch stärker werden dafür, wie wichtig die Eindämmung resistenter Bakterien sei. Die Kliniken sollten Patienten schon bei der Aufnahme fragen, wo genau sie herkämen, so Wiesmüller: „Denn die Zahl an Ausländern, die auch von weit her extra zu Behandlungen einreisen, steigt.“

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