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Kritische Website abgeschaltetBistum Köln verteidigt Vorgehen gegen KHG

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Protest bei der Katholischen Hochschul-Gemeinde

Protest bei der Katholischen Hochschul-Gemeinde

Köln – Im Streit um die vorübergehende Abschaltung der Webseite der Katholischen Hochschul-Gemeinde (KHG) beruft sich das Erzbistum Köln auf die Durchsetzung beruflicher Vorgaben durch den Arbeitgeber. Die Bistumsleitung hatte im November Hinweise auf ein kirchenkritisches Positionspapier des KHG-Seelsorgeteams von der Seite entfernen lassen. Dieser Eingriff rief scharfe Kritik und Zensur-Vorwürfe hervor.

Der kommissarische Leiter der KHG, Peter Krawczack, wandte sich nun in einem zweiseitigen Brief an Unterzeichner einer Internet-Petition gegen die Löschungsaktion. Krawczack, zugleich stellvertretender Leiter der Hauptabteilung Schule/Hochschule, beruft sich für das Vorgehen des Erzbistums auf „Regelwerke“, die für Mitarbeitende zu gelten hätten. In dem seit Mai 2019 schwelenden Konflikt um das Positionspapier habe das Erzbistum „durch die Form der offensiven und konfrontativen Positionierung gegen den Arbeitgeber auf der organisationseigenen Homepage die Spielregeln des beruflichen Miteinanders verletzt“ gesehen.

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Krawczack vergleicht das KHG-Team mit dem Mitarbeiter eines Handy-Herstellers, der auf der firmeneigenen Webseite vor Gefährdungen durch Smartphones warnt und vom Kauf abrät. Ein Einschreiten des Firmeninhabers sei als Konsequenz hier klar anzunehmen. „Die offen konfrontative Positionierung der KHG-Mitarbeitenden hat uns als Arbeitgeber einem vergleichbaren Handlungsdruck ausgesetzt“, so Krawczack.

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Tatsächlich weigerte sich das KHG-Team beharrlich, sein Positionspapier und entsprechende Internet-Verweise aus den Publikationen der Gemeinde zu entfernen. Das Papier kritisiert die katholische Sexualmoral und beklagt eine Kluft zwischen kirchlichen Positionen und der Lebenswelt junger Menschen. Gefordert werden unter anderem die Anerkennung homosexueller Beziehungen, die Zulassung von Frauen zu den Weiheämtern und umfassende Transparenz bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals.

KHG wirft Bistum Doppelmoral vor

Für das KHG-Team wies Pastoralreferentin Martina Schäfer-Jacquemain Krawczacks Vergleich zurück. „Die Kirche ist kein Wirtschaftsbetrieb.“ Sie warf dem Bistum Doppelmoral vor. „Obwohl unser Papier inzwischen auf verschiedenen Kanälen zugänglich ist, sollen wir selbst es nicht einsetzen dürfen. Das erinnert an Eltern, die ihrer Tochter verbieten, dass ihr Freund bei ihr übernachten darf. Wenn die beiden aber woanders schlafen, ist es ihnen egal.“

Schäfer-Jacquemain fürchtet nach eigenen Worten, dass das Erzbistum auf Zeit spielt. „Die warten, bis die Solidaritätswelle abebbt. Dann schlagen sie zu.“ Krawczacks Chefin, Hauptabteilungsleiterin Bernadette Schwarz-Boenneke, habe ihr gegenüber den Konflikt um die KHG als das „derzeit heißeste Eisen im Erzbistum“ bezeichnet.

In seinem Brief an die Bistumskritiker schreibt Krawczack, er sei „nach wie vor zutiefst unglücklich darüber, dass die Situation eine solche Dynamik entfaltet hat“. Schwarz-Boenneke und er hätten sich „von Beginn an eine friedliche Lösung der Auseinandersetzung gewünscht.“ Der Darstellung, „dass wir Schwierigkeiten mit»Meinungsäußerungen« unserer Mitarbeitenden haben und deshalb aktiv geworden sind, möchten wir ausdrücklich widersprechen.“ Beide hätten mehrfach bedauert, dass technische Probleme zur zeitweiligen Unerreichbarkeit der KHG-Webseite geführt hätten.

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