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„Null” Vertrauen mehrKölner Vermieter verteidigt Kündigungen in Wachsfabrik

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Dierk Osterloh und Jeanette de Payrebrune wollen einen Förderverein gründen.

Dierk Osterloh und Jeanette de Payrebrune wollen einen Förderverein gründen.

Sürth – Er habe sich schwer getan mit der Kündigung, betont der Eigentümer und Vermieter der Wohn-Ateliers im Künstlerzentrum „Wachsfabrik“. Dennoch hat er den rund zehn Künstlern, die im hinteren Bereich der ehemaligen Wachsfabrik an der Industriestraße arbeiten und wohnen, im vergangenen Herbst gekündigt. Zuerst galt die Frist bis Ende April, inzwischen hat er kurzfristige eine neue fristlose Kündigung bis zum 18. Februar schriftlich ausgesprochen. Die betroffen Künstler, die sich vor mehreren Jahren zu einer Gesellschaft Bürgerlichen Rechts (GbR) zusammengeschlossen haben, wollen die Kündigung nicht hinnehmen und hoffen weiterhin auf eine Einigung. Das jedenfalls betont die Künstlerin und Sprecherin der Wachsfabrik, Jeannette der Payrebrune.

Der Vermieter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, begründet die Kündigung damit, dass die hinteren Ateliers in dem jetzigen sanierungsbedürftigen Zustand nicht mehr zu halten seien und vor allem nicht zu den bislang sehr günstigen Mietbedingungen. Außerdem sei seit kurzem das Vertrauensverhältnis zu einigen Künstlern „auf Null gefallen“, nachdem sein Name in sozialen Netzwerken ohne Absprache und in kompromittierender Weise veröffentlich worden sei.

Der Eintrag wurde umgehend gelöscht und die GbR hat sich von der Äußerung distanziert. Aber der Vermieter sagt: „An einer Kompromiss-Lösung bin ich nun nicht mehr interessiert.“ Am vergangenen Montag, also am Tag der Kündigungsfrist, blieb es weitgehend ruhig in der Wachsfabrik, in der die Firma Henkel im Jahr 1912 begann, Waschmittel herzustellen. Später wurde hier Schnaps, Munition, und Kerzen produziert. Die Mieter wollen auf Anraten ihres Anwaltes die weitere Entwicklung abwarten, schließlich könne ohne Gerichtsbeschluss keine Räumung erfolgen, so Jeannette de Payrebrune. Sie seien jederzeit gesprächsbereit.

Ungeachtet der brisanten Lage sind die Sprecherin der Wachsfabrik und der GbR-Geschäftsführer Dierk Osterloh derzeit damit beschäftigt, einen Förderverein zu gründen. Sie haben den Vorsitzenden des Kölner Kulturpaten e.V., Gerd Conrads, sowie den Vorsitzenden der Bürgervereinigung Rodenkirchen, Dieter Maretzky, und weitere Interessenten und Unterstützer ins Boot geholt. „Wir wollen uns dafür einsetzen, dass die Wachsfabrik erhalten bleibt und dass die Künstler bleiben können“, sagt Gerd Conrads.

Ein Förderverein könne nicht nur finanziell helfen, so Jeannette de Payrebrune, sondern er soll vor allem auch vermitteln zwischen den verhärteten Fronten. Für Mitte März ist eine erstes Treffen geplant, bei der die Vereinssatzung beschlossen und vor allem Kompromissvorschläge diskutiert werden sollen.

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Letztlich ist wohl auch dem Eigentümer und Vermieter daran gelegen, den „Charme der Wachsfabrik zu erhalten“, wie er sagt. Das Ensemble, das seit 1981 Künstler und ihre Ateliers beherbergt, sei ein „Kleinod“. Mit denjenigen Künstlern, die im vorderen Bereich der Wachsfabrik leben und arbeiten und nicht zur GbR gehören, habe er ein gutes Verhältnis, genauso zum Choreografennetzwerk Barnes Crossing, das ebenfalls Räume angemietet hat. Mit ihnen hat der Eigentümer schon vor Jahren Einzelverträge mit deutlich höheren Mieten abgeschlossen im Vergleich zu den GbR-Ateliers.

Termine in der Wachsfabrik

Die junge Modern Dance Company „Danza MAZ“ aus Bonn lädt am Samstag, 23. Februar, 20 Uhr, zur Tanzpremiere in die Wachsfabrik, Industriestraße 170, ein. Die neun Nachwuchstänzerinnen verweben Ballett, modernen und zeitgenössischen Tanz mit Klassik, Pop, Worten und Gebärden zu einer vielschichtigen Performance. Es gibt noch wenige Restkarten an der Abendkasse.

Der nächste Kunstsonntag in der Wachsfabrik findet am 3. März statt. Acht Ateliers haben von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Die Künstler stehen für Gespräche bereit. Der Eintritt ist frei. Mitte Mai ist ein großer Kunsthandwerkermarkt geplant. (süs) www.kölner-wachsfabrik.de

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