Kultige Wurstbraterei aus PeschWo die Kölner Tatort-Kommissare essen

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Ralf Jäger-Vosen im Imbisswagen vor seinem Firmensitz im Pescher Gewerbegebiet

Ralf Jäger-Vosen im Imbisswagen vor seinem Firmensitz im Pescher Gewerbegebiet

  • Die Wurst-Braterei von Ralf Jäger-Vosen aus Pesch ist zu einem Kölner Wahrzeichen geworden - Familienunternehmen im Stadtteil verwurzelt

Köln-Pesch – Sobald die Kölner Tatort-Kommissare Max Ballauf und Freddy Schenk dem Verbrechen hinterherjagen, ist auch für Ralf und Eva Jäger-Vosen Showtime. Ihr aus den 1950er-Jahren stammender Imbisswagen darf nicht fehlen, wenn die Fernseh-Ermittler bei Kölsch und Currywurst sowie dem schönen Blick auf den Dom wieder einen Fall lösen. Was Deutschlands TV-Zuschauer meist nicht wissen - die kultige Filmrequisite stammt aus Köln-Pesch. Das Ehepaar betreibt dort in unmittelbarer Nähe zum Pescher See seit 28 Jahren ein alteingesessenes Familienunternehmen und ist in dem Stadtteil verwurzelt.

Herr Jäger-Vosen, Ihre Imbisswagen stehen in ganz Köln auf Straßenfesten, Trödel- und Weihnachtsmärkten, bei Firmenfeiern und fest am Rheinauhafen. Stimmt es, dass Sie weit über das Veedel Pesch hinaus bekannt sind?

Ja, ich bin bekannt wie ein bunter Hund. Mittlerweile muss ich sogar Autogramme geben. Begonnen hat das vor 19 Jahren, als mich eine Produktionsfirma des WDR wegen des historischen Imbisswagens ansprach. Seitdem sind wir regelmäßig beim Tatort dabei. Wird eine Folge ohne unsere Wurst-Braterei ausgestrahlt, gibt es von Zuschauern Beschwerdeschreiben an den Sender. Das hat uns die Tür für weitere Sendungen im Fernsehen sowie Anfragen aus ganz Deutschland und dem Ausland eingebracht. Prominente wie Peter Stöger, Jürgen Roters und Bernhard Hoëcker kommen regelmäßig zu uns. Hochzeitspaare schauen extra vorbei, um ein Foto an der Wurst-Braterei zu machen.

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Was war für Sie die größte Umstellung, als Sie in eine Schausteller-Familie aus Pesch einheirateten?

Aus meinem ursprünglichen Beruf als Maschinenbauer bin ich andere Arbeitszeiten gewöhnt. Zu Beginn war es ungewohnt, bis in die Nacht im Imbisswagen zu verkaufen, anschließend zu putzen, wenige Stunden zu schlafen und dann das Programm wieder abzuspulen. Mittlerweile ist für mich eine Sechs-Tage-Woche normal geworden. Da die meisten Festivitäten am Wochenende stattfinden, ist das die Hauptarbeitszeit.

Wo verbringen Sie mit der Familie in Pesch Ihre verbleibende Freizeit?

Als kleines Familienunternehmen ist die gemeinsame Freizeit beschränkt. Wir versuchen, an den Wochentagen mal in den Zoo oder ins Centro nach Oberhausen zu fahren. Pesch bietet für die Freizeitgestaltung nicht so viel - gerade für junge Leute hat nur der Pescher See einen Reiz. Stehen aber das Sommerfest oder Heimspiele auf dem Fußballplatz an, bin ich dabei. Genauso wie beim regelmäßigen Treffen in der Stammkneipe.

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Was verbindet Sie mit Ihrem Veedel und was schätzen Sie an Pesch?

Die Nähe zu Pesch ist hauptsächlich auf die Aktivitäten meiner Schwiegereltern zurückzuführen. Die haben die Kontakte geknüpft und sich bei vielen Veranstaltungen wie Karneval, Vatertag, Schützen-, Familien- und Dorffesten im Veedel engagiert. Ich wohne gerne in Pesch, weil dort der persönliche Kontakt zu den Mitbürgern noch zählt. Egal wohin ich gehe: Fünf Leute, die ich kenne, treffe ich immer irgendwo. Hier kennt eben jeder jeden.

Was unterscheidet denn Pescher von anderen Kölnern?

Der Stadtteil hat ein hohes Durchschnittsalter. Wer in Pesch wohnt, bleibt auch da. Viel Zuzug gibt es aus Platzgründen nicht. Das heißt, erst wenn jemand stirbt, wird wieder neu gebaut. Das bewahrt den dörflichen Charme. Den Pescher würde ich als bodenständig, zuverlässig, hilfsbereit und loyal gegenüber seinen Mitbürgern beschreiben - das ist nicht überall so.

Zur Person

Ralf Jäger-Vosen wurde 1955 in Köln geboren und wuchs in Nippes und Weidenpesch auf. Seit 1994 wohnt er mit seiner zweiten Ehefrau, deren Tochter und Mutter in Pesch. Wenn die Zeit es zulässt, feuert der gelernte Maschinenbau-Techniker die Herrenmannschaft des SC Pesch beim Fußball an. Als Vereinsmitglied ist das für ihn selbstverständlich.

STECKBRIEF

Das mag ich an Pesch: Dass das Veedel immer noch eine dörfliche Struktur hat. Man gelangt schnell mit dem Pkw in die Stadt und kann ein Leben führen, das nicht so anonym wie in anderen Stadtteilen ist. Das ist verbesserungswürdig: Der Durchgangsverkehr ist zeitweilig sehr hoch. Ein Kreisverkehr könnte im Gewerbegebiet für deutliche Entspannung sorgen. Mehr Fußgängerüberwege und ein Fahrradweg, der nicht nur in eine Richtung befahrbar ist, würden ebenso wenig schaden. Lieblingsort in Pesch: Das ist mein Zuhause. Dort finde ich nach den Wochenenden Ruhe. In meiner Stammkneipe "Zum Backstein" treffe ich nette Menschen, und dort bekomme ich auch ein leckeres Kölsch.

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