KunstaktionWohnzimmer-Atmosphäre im Grünen

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Als Ersatz für den trockenen Brunnen sorgten Planschbecken-Fontänen für Wasserspiele.

Als Ersatz für den trockenen Brunnen sorgten Planschbecken-Fontänen für Wasserspiele.

Nippes – Meditativ plätschern die Fontänen in den sieben Planschbecken vor sich hin, die im trockenen Alhambra-Brunnen aufgestellt wurden. Auf den Wellen tanzen Papierschiffchen. Vom Band kommen derweil Töne aus der Natur: Zwitschernde Vögel, quakende Frösche, blökende Schafe, die Geräusche eines Sommerregens und durch ein Waldstück pfeifender Wind.

Der Stresslevel sinkt in ungeahnte Tiefen – schließt man die Augen, wähnt man sich tatsächlich weit draußen, mindestens im Worringer Bruch. Doch das hier ist nicht Worringen, sondern Nippes – genauer gesagt der Innere Grüngürtel, direkt an der sechsspurigen Inneren Kanalstraße, der wohl meistbefahrenen innerstädtischen Strecke Kölns. Mit einsetzender Dämmerung kommt ein besonderer Gemütlichkeits-Faktor hinzu: Die fünf am Rande der Anlage drapierten Stehlampen mit opulenten Schirmen, aus den Wohnzimmern des Wirtschaftswunders, werfen ihr warmes Licht auf den Platz und kommen erst jetzt so richtig zur Geltung.

Gemütlicher Veedels-Treff

„Alhambra, mon amour“ hieß die Kunstperformance aus den Reihen der Bürgerinitiative „Grüne Lunge Köln“. Es war eine sehr gesellige dazu: Rund 50 Leute, von Mitte 20 bis Mitte 70, folgten der Einladung, nahmen am Brunnenrand der Alhambra Platz, genossen Kaltgetränke und kleine Snacks; es wurde fleißig geteilt und getauscht. Und sie philosophierten auch darüber, welches Potenzial die 1922 angelegte Zieranlage als Veedels-Treff hätte, wäre sie in gutem Zustand.

„Die Lampen, wie auch die angedeutete Gardine, sind Relikte einer gewissen Bürgerlichkeit“, erläuterte der Künstler Georg Gartz, von dem die Performance stammte. „Sie passen hierher, um darzustellen, dass die Stadt als privater, bürgerlicher Raum gedacht werden sollte.“ Das Leben verlagere sich eben immer mehr nach draußen. Seine Künstlerkollegin Stephanie Uch war für die Klang-Tapete lange in der Natur unterwegs gewesen. „Die Idee hatte ich im Urlaub“, erzählte sie. „Wir haben hier die große Straße mit dröhnenden Lkw. Das wollen wir den Naturklängen gegenüberstellen.“ Die Kleingärtner des nahen Flora e.V. stifteten den Wasseranschluss. „Viele in Nippes kennen den Ort noch nicht mal“, , so Grüne-Lunge-Mitglied Martin Turck. „Es soll heute gezeigt werden, dass es sich lohnen würde, die Anlage herzurichten und zu beleben. Es gibt keinen Grund, warum sie weiter so vernachlässigt werden sollte.“

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