Kurzes Heck, lange HaubeCapri-Fahrer feiern in Köln den 50. Geburtstag des Kult-Autos

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Jürgen Lenz (links) und Marc Beste beim Capri-Treffen

Jürgen Lenz (links) und Marc Beste beim Capri-Treffen

  • Der erste Ford-Capri lief vor 50 Jahren vom Band.
  • Das Auto war Fords europäische Antwort auf den Mustang.
  • Überlebt haben in Deutschland nur noch wenige tausend Exemplare.

Köln – Marc Beste aus Köln hat einen Ford Capri RS 2600 mitgebracht. Auf der matt-schwarzen Motorhaube prangt eine große 72, darunter arbeitet ein V6-Motor mit 2,6 Litern Hubraum und 180 PS. „Das ist mein Baby“, sagt Marc Beste, der wie sein Sportwagen 1972 das Licht der Welt erblickte: „Ich würde ihn nie hergeben.“

Ähnlich sahen es wohl die meisten der mehr als 100 Capri-Fahrer, die am Mittwoch aus ganz Deutschland auf die Teststrecke des Ford-Entwicklungszentrums in Merkenich kamen, um zum 50. Geburtstag ihres Lieblings-Sportwagens feierlich auf das Gaspedal zu treten. Auf Einladung von Ford kamen sogar Gäste aus Großbritannien, den Niederlanden, der Schweiz und Italien. Allesamt im Capri .

Image-Wende für den Konzern

Die ersten Ford Capri liefen 1969 in Köln vom Band, später auch in Saarlouis und in den englischen Werken. Kurzes Heck, lange Motorhaube, gerne mit Spoiler und breiten „Schlappen“. Die europäische Antwort auf den amerikanischen Ford Mustang bedeutete für den Konzern in Deutschland eine Image-Wende. „Vorher baute Ford Fahrzeuge für Papis mit Cordhut auf dem Kopf – gediegen, bürgerlich, nicht sportlich“, so Marc Keiterling vom Capri-Club Deutschland: „Dann kam der Capri.“

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100 Fahrer zeigten in Merkenich ihre Capri-Modelle.

100 Fahrer zeigten in Merkenich ihre Capri-Modelle.

Von nun an sei Ford auch als sportliche Marke wahrgenommen worden. Wenngleich die anfängliche Basis-Version mit 50 PS nicht gerade eine Rakete war: Spätestens der Ende 1970 vorgestellte Rallye-Capri RS 2600 ließ keine Wünsche mehr offen.

Der Capri avancierte zum Porsche-Jäger, war auf den Rennstrecken erfolgreich und begeisterte gleichzeitig als günstiges Alltags-Coupé. „Technisch wollten wir den Spagat zwischen einer sportlichen und einer Familienlimousine schaffen“, sagt Jens Knoth, Werkleiter des Ford-Entwicklungszentrums. Das Konzept, mitentwickelt in Köln, kam an: Von 1969 bis 1986 lief der Capri in drei Generationen 1,9 Millionen Mal vom Band. Ein Nachfolger sei jedoch nicht geplant, so Knoth.

Sportliche Familienlimousine

Überlebt haben in Deutschland nur noch wenige tausend Exemplare. Viele Capris seien einfach verschlissen worden, sagt Marc Keiterling. Wer heute einen Capri besitze, müsse gute Kontakte und auch Geld mitbringen. Denn Ersatzteile seien selten geworden. Allein beim großen Feuer im zentralen Ford-Ersatzteillager in Merkenich seien 1977 viele Teile der ersten Generation „einfach verglüht“. Ein originaler Capri-Kotflügel werde mittlerweile in Gold aufgewogen, sagt Keiterling.

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Eines dieser Gold-Stücke fährt Jürgen Lenz, der in diesem Jahr auch den 50. Geburtstag seines eigenen Capri feiern kann. Es handelt sich um die Sechs-Zylinder-Version mit 2,3 Litern und May-Turbolader. „Mein Vater fuhr immer Ford, das ist bei mir hängen geblieben“, sagt der 45-Jährige aus Porz und startet sein 180-PS-Aggregat für die kollektive Geburtstags-Fahrt über die Teststrecke. Der rote Wagen röhrt satt und beschleunigt wie am ersten Tag. Den „Power-Buckel“, eine Ausbuchtung in der langen Motorhaube, hat Lenz immer im Blick. Fehlt nur noch ein Sonnenuntergang wie auf der Insel Capri.

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