Abo

KV-Chef Jürgen ZastrowCovid-Impfungen in Köln – 2000 Dosen noch nicht verabreicht

Lesezeit 2 Minuten
Neuer Inhalt

Jürgen Zastrow

Köln – Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung in Köln, HNO-Arzt Jürgen Zastrow, bedauert die fehlende Bereitschaft eines Teils des Pflegepersonals, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Nach Einschätzung von Medizinern haben seit Start der Impfung am 27. Dezember durchschnittlich etwa 75 bis 80 Prozent der Bewohner in Pflegeheimen das Angebot angenommen.

Die Quote der impfwilligen Pflegerinnen und Pfleger betrage seinen Schätzungen zufolge bislang allerdings lediglich 50 Prozent, sagte Zastrow am Sonntag dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Als mögliche Ursache für die geringere Impfbereitschaft des Pflegepersonals nannte er „Nichtwissen kombiniert mit emotionaler Ablehnung“.

Insgesamt hätten in der ersten Woche seit Impfbeginn im Stadtgebiet etwa 4500 Menschen den Wirkstoff Comirnaty der Unternehmen Biontech und Pfizer erhalten, sagte Zastrow. Somit seien ungefähr 2000 der zur Verfügung stehenden Impfdosen nicht verabreicht worden. Das sei vor allem damit zu erklären, dass eine Reihe von Pflegeheimen aufgrund der Feiertage noch nicht die organisatorischen Vorbereitungen hätten treffen können.

Als erste Kölnerin war eine 92-Jährige gegen Covid-19 geimpft worden, die in einem Haus der Sozial-Betriebe in Riehl lebt. Eine Beobachtung, die Zastrow und seine Kollegen in den zurückliegenden Tagen gemacht haben: Offenbar lassen sich viele ältere Menschen vor allem deshalb impfen, weil sie niemanden gefährden wollen. Leider sei eine solche Einstellung, bislang jedenfalls, nicht bei allen Angehörigen der Pflegeberufe festzustellen, sagte Zastrow. „Denn wer eine Impfung ablehnt, lässt die weitere Ausbreitung des Virus zu und geht dadurch immer auch ein Risiko zulasten Dritter ein.“ Diese ethisch-moralische Frage müsse jeder Einzelne für sich selber beantworten.

Schnelle Genehmigung

Dabei gebe es keinen Grund, dem von der EU zugelassenen Mittel von Biontech/Pfizer zu misstrauen. Niemals zuvor sei „soviel Geld in die Entwicklung und Erprobung eines Impfstoffs geflossen“, so Zastrow. Der außergewöhnliche Einsatz habe die vergleichsweise schnelle Genehmigung durch die Gesundheitsbehörden ermöglicht.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Bisher sind uns so gut wie keine gravierenden Nebenwirkungen bekannt geworden“, sagte der Facharzt für Hals- Nasen-Ohren-Heilkunde. Im Stadtgebiet sei es nach seiner Kenntnis in einem einzigen Fall zu einer Rötung der Impfstelle am Oberarm am Folgetag gekommen. Die meisten anderen beschriebenen Reaktionen hätten keinen eindeutigen Bezug zur Impfung.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte zum Start der Impfungen zu einem „nationalen Kraftakt“ im Kampf gegen die Pandemie aufgerufen. Jede Impfung mehr bedeute weniger Infektionen und weniger Todesfälle. „Wer mitmacht, rettet Leben“, so Spahn.

Ob Corona-Pandemie, Pocken oder Masern: Für den Kölner Mediziner Zastrow gilt ganz grundsätzlich: „Ohne Impfungen stünde die Menschheit nicht da, wo sie heute steht.“

KStA abonnieren