Abo

Schon gewusst?So kommt die Ansage in Bus und Bahn

Lesezeit 3 Minuten
Testlabor

Im Testlabor prüft Bianca die Ansagen, wie sie im Fahrzeug abgerufen werden können.

Bianca vom Nahverkehrsmanagement ist für die Ansagen in den KVB-Bussen und Bahnen sowie die dahinterliegende Technik verantwortlich. Schnell wird klar: Den Ansagen liegt ein komplexes System zugrunde.

3.800 verschiedene Ansagen

Die KVB betreibt derzeit zwölf Bahn- und 58 Buslinien. Diese fahren insgesamt mehr als 900 Haltestellen an. Damit die Fahrgäste nicht nur visuell, sondern auch akustisch rechtzeitig darüber informiert werden, welche Haltestelle als nächstes kommt, zu welcher Endstelle die Linie fährt oder welche Umsteigemöglichkeiten ihnen geboten werden, benötigen sie Ansagen. Derzeit gibt es rund 3.800 Stück. Diese Ansagen beinhalten eine reguläre Info wie „nächster Halt: Friesenplatz“ genauso wie einen Text zu einer aktuellen Baumaßnahme – etwa „aufgrund einer Baumaßnahme an der Haltestelle Wilhelm-Sollmann-Straße fährt dieser Zug weiter als Linie 12 nach Merkenich.“

„Hallo, ich bin Lara“

Ansagen werden bei der KVB seit rund zwölf Jahren mit der Text-to-Speech Software „Voice-Reader“ des Herstellers Linguatec erstellt. Die digitale Stimme für die KVB heißt „Lara“ und betont Wörter manchmal etwas seltsam. Bis Mitte der Nullerjahre wurden die Ansagen durch die Synchronsprecherin Petra Glunz-Grosch im Tonstudio eingesprochen, die vielen Kölnern heute noch im Ohr geblieben ist. Heute ist ihre Stimme nur noch an den Haltestellen zu hören. Aus Kostengründen entschied sich das Unternehmen damals dazu, auf „Lara“ umzuschwenken. Das digitale Programm ist nicht nur günstiger, sondern außerdem flexibler, um kurzfristig neue Ansagen zu erstellen. Die Bonner Verkehrsbetriebe benutzen übrigens auch „Lara“ für ihre Ansagen.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Aussprache anlernen

Bianca kann mit Hilfe des Programms die Orthographie des Textes anpassen. Sie muss die Aussprache von „Lara“ an einigen Stellen per Hand korrigieren, in dem sie zum Beispiel Doppelpunkte oder Kommata setzt, wo eigentlich keine hingehören. So kann sie Einfluss darauf nehmen, wo ein Wort betont oder wie schnell es ausgesprochen wird. Das sind wichtige Kriterien, damit sich „Lara“ etwas menschlicher anhört. Biancas Lieblingswörter, deren korrekte Aussprache sie „Lara“ beigebracht hat, sind zum Beispiel „Barbarossaplatz“ oder „Appellhofplatz“. „Manchmal ist es wirklich eine echte Frickelei, bis es rund klingt“, erzählt sie. „Aber es gibt auch Wörter, die ich trotz aller Akribie vermutlich niemals richtig betont hinbekomme, zum Beispiel Chorweiler.“

Vom Computer auf Bus und Bahn

Liegt die neue Ansage schließlich vor, muss sie die Ansage im System namens „IVU-Suite“ mit einer Nummer hinterlegen und verschiedenen Linienvarianten zuordnen. Eine Linienvariante ist zum Beispiel die Linie 1 von Weiden nach Bensberg. Die verschiedenen mp3-Dateien werden zudem in dem System namens Exabis gebündelt. Dieses überträgt die Daten an den Endhaltestellen und Betriebshöfen per W-LAN auf die sogenannten IBIS-Geräte in den Fahrzeugen. IBIS steht für „Integriertes Bordinformationssystem“. Es ist sowas wie der Bordcomputer der Busse und Bahnen. Alle Fahrzeuge besitzen einen solchen Bordcomputer. Über diesen kann die Leitstelle auch sehen, wo sich die Fahrzeuge befinden. Der Ladevorgang der neuen Ansagen findet etwa einmal im Monat statt, denn der Prozess ist aufwändig. Bianca plant dafür einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen ein. Wenn eine Bahn etwa für mehrere Tage in der Werkstatt steht oder eine S-Box im Bus defekt ist, kann es sein, dass die neuen Ansagen dort nicht ankommen. Dann müssen Techniker ausfindig machen, welche Fahrzeuge nicht neu geladen wurden und wo sich diese befinden, und zu jedem Fahrzeug rausfahren, um es nachträglich zu laden.

KStA abonnieren