Langer Weg zum neuen Stadtteil

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Auf Feldern nahe Blumenberg soll der neue Stadtteil Kreuzfeld entstehen.

Auf Feldern nahe Blumenberg soll der neue Stadtteil Kreuzfeld entstehen.

Chorweiler – Die Entscheidung, ob die Stadt mit der Planung für das Baugebiet Kreuzfeld beginnen kann, verzögert sich. Auf ihrer jüngsten Sitzung schob die Chorweiler Bezirksvertretung mehrheitlich das Thema auf ein Treffen am kommenden Donnerstag. Dann findet die traditionelle Kinder- und Jugendsitzung mit Schülern aus dem Bezirk statt. Sie geben sich somit eine Woche mehr Zeit, das von der Stadt entwickelte „Leitbild Kreuzfeld – ein gutes Stück Köln entscheiden“ zu lesen und darüber zu entscheiden. Auf dem ambitionierten Leitbild basierend, erstellt die Stadtverwaltung einen Masterplan, nach dem dann das neue Viertel erbaut wird. Der Rat will das Papier in seiner Dezembersitzung verabschieden. „Wir brauchen erst eine Idee vom Kreuzfeld, bevor wir überlegen, wie es dann aussieht“, sagte Stadtplaner Fabian Löbach. Für den weiteren Planungsprozess sieht die Verwaltung 1,24 Millionen Euro vor.

Auf ihrer jüngsten Sitzung lobten die Kommunalpolitiker das Papier und die anwesenden Vertreter der Stadt, die das Leitbild vorstellten, sie kritisierten aber den engen Zeitplan. „Ich habe noch nie so ein Leitbild vorgestellt bekommen, die Verwaltung hat gute Arbeit geleistet“, sagte Rainer Stuhlweißenburg von der CDU. „Aber heute werden wir nicht darüber abstimmen.“ Auch die parteilose Lilo Heinrich sagte: „Wir haben die Pläne am 11. November bekommen und sollen drei Tage später abstimmen. Wir hatten kaum Zeit, das Papier durchzulesen.“

Marc Urmetzer von der FDP und Eike Danke von der SPD hätten das Papier dennoch verabschiedet. Schließlich waren Kommunalpolitik und Anwohner des Bezirks frühzeitig in die Planung einbezogen worden. Ende September hatte die Stadt einen Entwurf des Leitbilds der Öffentlichkeit zur Diskussion und Ergänzung vorgestellt. Dabei drehte sich die Diskussion um die Schwerpunkte „Stadtteil vernetzen“, „Bildung fördern“ und „für die Gesundheit sorgen“. „Ich habe jetzt nichts Neues gesehen, das mich überrascht hätte“, sagte Urmetzer. „Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.“ „Es ist auch alles eingeflossen, was an Ideen von den Bürgern erarbeitet wurde“, ergänzte Danke. „Es geht ja nur um den Auftrag, weiter zu planen.“

Seit 1967 gehört Kreuzfeld zum Projekt „Neue Stadt Köln-Chorweiler“. Nach dem Bau Blumenbergs Mitte der 1990er Jahre begann die Planung für Kreuzfeld. 2005 jedoch sah die Politik das fortgeschrittene Projekt kritisch und empfahl statt eines neues Stadtteils eine sozialverträgliche Siedlungsentwicklung durch die Arrondierung bestehender Ortslagen. Doch Köln wächst, die Stadt benötigt Platz und nahm die Planung für den 13. Stadtteil des Bezirks Chorweiler im Jahr 2016 erneut auf. Auf 47 Hektar können bis zu 3000 Wohneinheiten für rund 9000 Menschen entstehen. Im Umfeld sollen zudem mehrere Grund- und weiterführende Schulen, ein Gesundheitszentrum und vieles mehr gebaut werden, auch Hochschul- und Forschungs-Standorte sind denkbar. Kreuzfeld soll modern, ökologisch, gut vernetzt, gut erreichbar, barrierefrei, vielfältig, innovativ, lebensnah und von den Bewohnern angenommen werden, wünscht die Stadt.

Die Voraussetzungen seien gut, findet Sabine Pawlowski vom Amt für Stadtentwicklung und Statistik. 80 Prozent der zu bebauenden Flächen gehören der Kommune, es gebe eine S-Bahn in unmittelbarer Nähe, viel Grün und ein gutes Umfeld. Allerdings muss vieles verbessert werden, so die Stadtplanerin. „Es gibt eine lückenhafte Versorgung in der Bildung, im Nahverkehr und der Gesundheit, eine fehlende Barrierefreiheit zum Beispiel am Bahnhof Blumenberg, keine Altersgerechtigkeit und einen problematischen ÖPNV, der keine Quervernetzung durch den Bezirk ermöglicht“, zählt Pawlowski auf. Blumenberg müsse gestärkt, der Bahnhof verbessert, multifunktionale Räume und Erholungsgebiete geschaffen werden, mehr Einzelhandel kommen. „Aber man kann so ein Mammutprojekt in Angriff nehmen.“

Vielen Bezirksvertretern war das Leitbild indes nicht verbindlich genug. „Mir fehlen die Rahmenbedingungen. Es wird vieles aufgezeigt, aber wir wollen die Richtung mitformen“, sagte Christdemokrat Stuhlweißenburg. Parteikollege und Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner erwartet konkrete Aussagen: „Dass da unter anderem stehen muss, dass die S-Bahn den Bezirk nicht mehr umfahren darf, damit wir besser erreichbar sind. Dass der Blumenbergsweg ausgebaut werden muss, weil der Verkehr zunehmen wird. Wenn diese konkreten Forderungen im Leitbild verankert sind, kann sich auch die Stadt positionieren. Wir brauchen die Gewissheit, das dies in einem absehbaren Zeitraum umgesetzt wird.“ Klaus Roth von den Linken sagte: „Es sind noch viele Fragen offen, zum Beispiel zur Taktung der S-Bahn. Aber das Leitbild ist inhaltlich ein unheimlich gutes Werk. Kreuzfeld soll ein gemischter Stadtteil werden und keine Schlafstadt.“

FAHRPLAN KREUZFELD

Nach dem Leitbildprozess beginnt die Stadt mit einem komplexen Planungsverfahren. Die Öffentlichkeit soll kontinuierlich in die Entscheidungen mit einbezogen werden. In einem Wettbewerb stellen diverse Planungsbüros ihre Ideen vor. Bis 2021 soll der Masterplan stehen, ein bis zwei Jahre später könnten die Bebauungspläne fertig sein und der Bau beginnen. (pew)

Klaus Roth

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