Lanxess-Arena-Chef Löcher„Ich kann nicht einfach Mick Jagger anrufen“

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Stefan Löcher 180102

Arena-Chef Stefan Löcher

Köln – Herr Löcher, in der Vergangenheit haben Sie zum Jahreswechsel für die Lanxess-Arena stets neue Rekorde vermeldet. Wie sieht es diesmal aus?

Die letzten Jahre waren bereits sehr gut ausgelastet, jedoch haben wir 2017 mit 2,2 Millionen Besuchern und 216 Events das beste in der Geschichte der Arena verzeichnet. Die Events sind alle gut gelaufen. Publikumsrenner waren einige Konzerte, aber vor allem auch die Eishockey-Weltmeisterschaft. Die Fans aus vielen Ländern haben ja nicht nur die Halle, sondern auch viele Hotels in der Stadt vollgemacht. Und bei den Konzerten ragten die Gastspiele von Phil Collins und Helene Fischer heraus, die beide die Arena gleich fünfmal hintereinander füllten. Das hatte ich vor einem Jahr so nicht für möglich gehalten. Das waren auch meine persönlichen Höhepunkte. Auch Yello fand ich vom Dolby-Sound her einen Knaller, und die „Night of the Proms“ hat mir sehr gut gefallen. Das war für mich deren beste Show seit etlichen Jahren, obwohl die eigentlich immer ein Highlight sind.

Deutschlands Schlagerkönigin Fischer singt diesen Monat auch noch zweimal in Köln. Geht der Andrang der Zuschauer nahtlos weiter?

Alles zum Thema Henriette Reker

Das kann man so nicht mit Bestimmtheit sagen. Der Trend geht in den großen Städten schon etwas zur Serie – schon aufgrund der aufwendigen Produktionen. Fünf ausverkaufte Konzerte hintereinander von einem Künstler waren schon eine Seltenheit und werden es wohl auch zukünftig bleiben.

Es sei denn, Sie holen die Rolling Stones mal wieder nach Köln.

Daran ist leider in naher Zukunft nicht zu denken. Ich kann nicht einfach den Mick Jagger oder den Keith Richards anrufen. Das wäre vielleicht zu längst vergangenen Sporthallen-Zeiten noch gegangen. Heute würde man damit in ein System und in Größenordnungen reinfunken, die wir nicht stemmen könnten. Als Arena sind wir wie bei Brings, der „Lachenden“, den Fööss und auch zahlreichen Shows wie Holiday on Ice und Apassionata regelmäßig als Veranstalter oder Mitveranstalter tätig. Doch bei internationalen Superstars sind wir in erster Linie Vermieter und Dienstleister für die weltweit operierenden Tourveranstalter. Aktuell bespielen die Stones ja nur große Stadien – wie in Düsseldorf. Da erreicht man ja mit einem Konzert dreimal so viele Leute wie bei uns. Sollte theoretisch aber künftig eine Hallen-Tour der Stones anstehen, wäre es schön, die Herrschaften auch in Köln zu sehen.

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Aber Sie haben nicht nur in Licht, Sound und ein WLAN-Netz investiert, sondern auch noch mal die Kapazität der Arena erweitert.

Das ist richtig. Durch ein neues Sicherheitskonzept für den Innenraum können wir dort bis zu 800 Stehplätze zusätzlich anbieten. Somit können bei einem Bühnenaufbau in der Mitte wie zuletzt bei Metallica bis zu 20.000 Besucher in die Arena. Damit verfügen wir über ein einzigartiges Ambiente, denn bei solchen Konzerten geht die Stimmung durch den ganzen Innenraum und schwappt über die Unterränge hoch bis oben unter die Decke. Das wissen auch Künstler und Veranstalter und kommen gerne nach Köln – manche sogar exklusiv.

Auf welche Konzerte kann man sich im Jahr 2018 freuen?

Deutschlandweit nur bei uns gibt es Kygo und bislang drei Shows von Stefan Raab zu sehen. Ihre einzigen Konzerte in Nordrhein-Westfalen geben beispielsweise Depeche Mode, A-Ha und Lady Gaga, The Killers, Sunrise Avenue, Sam Smith und Katy Perry, Roger Waters, Andrea Bocelli und Eric Clapton. Und es werden noch einige prominente Namen hinzukommen. Köln hat im Live-Entertainment einen hervorragenden Ruf.

Wohl auch, was die Einnahmen angeht. Bei Clapton muss man mindestens 100 Euro auf den Tisch legen. Ist das gerechtfertigt?

Aus meiner Sicht definitiv ja. Diese Weltstars haben einen großen Apparat dabei und bieten häufig eine einzigartige Show mit bis zu 120 Tonnen Technik im Dach. Es ist derzeit kein Trend zu beobachten, dass sich Künstler mit überhöhten Preisen aus dem Geschäft schießen. Im Gegenteil: Die teuren Tickets verkaufen sich zuerst. Auf dem Schwarzmarkt kosten die Karten dann gleich doppelt so viel – und werden da auch verkauft.

Solche Exklusiv-Konzerte bedeuten doch auch, dass die Fangemeinde oft von weit her angereist kommt.

Das ist richtig. Wir haben schon seit einigen Jahren beobachtet, dass die Reisefreudigkeit gestiegen ist. So kommen immer mehr Leute aus den Beneluxländern. Und die hängen meist noch einen oder mehrere Tage Köln-Urlaub dran und machen Hotels, Brauhäuser und Restaurants voll. Wir arbeiten eng mit Köln-Tourismus zusammen und versuchen gemeinsam, Touristen in die Stadt zu locken. Die Stadt erkennt mittlerweile, dass die Arena ein erheblicher Wirtschaftsfaktor und eine Art Wahrzeichen für Köln ist. Ein Netzwerk ist wichtig, und die Kunst ist es, mittendrin oder dabei zu sein und gleichzeitig aber auch eine gewisse Distanz zu halten.

Sind Sie zufrieden, wie es läuft?

Ja, mit der Entwicklung schon. Aber man ist nie so zufrieden, dass man sich ausruht. Wir wollen unterschiedliche Menschen ansprechen. Kleinkunst und Comedy funktionieren, und die „Lachende Kölnarena“ läuft hervorragend. Neben den Konzerten ist für uns der Sport ein weiteres, wichtiges Standbein. Selbst Computerspiel-Events oder die Darts-Gala haben sich zu Rennern entwickelt. Auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat den Wert der Sportveranstaltungen erkannt. In diesem Jahr stehen die Eishockey-Spiele der Haie, die Basketball-Begegnungen der Rhein-Stars und das „Final 4“ der Handball-Champions-League an. Im Januar 2019 folgen dann die Spiele der Handball-Weltmeisterschaft. Dazu bemühen wir uns auch schon um die Basketball-EM 2021 und die Handball-EM 2024.

Sind die Planungen für 2018 denn inzwischen abgeschlossen?

Nein. Wir haben derzeit ohne die Eishockey-Spiele 136 Veranstaltungen im Vorverkauf. Und es kommen immer noch welche dazu. So wurde jetzt der Nachholtermin für das im Herbst ausgefallene Shakira-Konzert neu terminiert, auf den 5. Juni.

Hat man bei solchen Anfragen dann auch immer gleich die Halle frei?

Nicht immer. Man muss verhandeln und hin- und herschieben. So war es beispielsweise auch rund um das Gastspiel von Bryan Adams am 22. Juni. Denn am nächsten Tag veranstaltet das Kölner Erzbistum im Rahmen einer Kirchenmusik-Woche in der Arena ein Chorfest. Nun verlegen die wegen Adams ihren Aufbautag.

Dafür müssten für Kardinal Rainer Maria Woelki doch ein paar Freikarten für das Rockkonzert drin sein?

Schau’n wir mal.

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