Laurenz-Carré in KölnAltes WDR-Areal am Dom steht vor dem Abbruch

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Visualisierung Laurenz-Carré_Perspektive Roncalliplatz

So soll das neue Laurenz-Carré südlich des Doms aussehen. 

Köln – Wären da nicht vereinzelte Passanten, die sich in die kleine Sporergasse hinter der Hohe Straße verirrten, man wähnte sich in einem Geisterviertel mitten in der Innenstadt, gerade einmal einen Steinwurf vom Dom entfernt. Mehrstöckige Häuser sind verschlossen und verwaist, kein Licht, keine Namensschilder mehr an den Briefkästen. „Das Gebäude wird abgerissen“ steht auf einem weißen DIN-A4-Zettel an der Tür der Sporergasse 2. Dasselbe Bild ein paar Meter weiter in der Straße Am Hof neben dem Brauhaus Früh und in der Großen Budengasse.

Im Verlauf des Jahres will die Gerch-Group aus Düsseldorf mit dem Abbruch des früheren WDR-Areals südlich des Roncalliplatzes mitsamt dem maroden Parkhaus in der Straße Unter Goldschmied beginnen. Entstehen soll an selber Stelle das Laurenz-Carré, ein laut Investor „modernes und urbanes Quartier“ mit einem neuen gehobenen Hotel, Büros, 64 Wohnungen – darunter 19 Sozialwohnungen – und Einzelhandelsgeschäften. Die Fertigstellung ist für 2024 geplant. Die Gerch-Group investiert nach eigenen Angaben 400 Millionen Euro in das Projekt.

Hotelbau soll noch dieses Jahr beginnen

Vom Abbruch ausgenommen ist das denkmalgeschützte Senatshotel in der Straße Unter Goldschmied. Es ist bereits seit längerem geschlossen und soll nach vollständiger Sanierung und einem neuen Anbau einem Radisson Red Hotel weichen – dem ersten in Deutschland. Bei ihren bisherigen Häusern der Red-Marke, die es zum Beispiel in Dubai, Kapstadt, Lissabon und Wien gibt, setzt Radisson einen Schwerpunkt auf Lifestyle, modernes Design und Technologie. Im Haus in Brüssel etwa finden die Gäste einen großen „Community-Bereich“ in der Lobby mit Billardtisch und Gesellschaftsspielen.

Der Bauantrag für das Hotel in Köln mit 262 Zimmern sei voriges Jahr gestellt worden, berichtet Mathias Düsterdick, Vorstandsvorsitzender der Gerch-Group. „Somit wird der Bau noch in diesem Jahr starten.“ Der Mietvertrag läuft über 25 Jahre. Der Bauantrag für die übrigen Projektteile des Laurenz-Carrés werde aktuell mit der Stadt abgestimmt und solle noch dieses Jahr eingereicht werden, sagt Düsterdick.

Gespräche mit möglichen Mietern laufen

Unklar ist noch, welche gewerblichen Mieter einziehen und welche Geschäfte auf den Erdgeschossflächen eröffnet werden. Außer mit Radisson seien bisher noch keine weiteren Mietverträge unterschrieben worden, sagt Düsterdick, man befinde sich aber „mit mehreren Interessenten für die Büroflächen in teils fortgeschrittenen Gesprächen“.

Die Pläne zur Neugestaltung des Laurenz-Carrés kommen von den Architekten von Kister, Scheithauer, Gross (KSG) (hier lesen Sie mehr).  Beim Architektenwettbewerb konnte das Kölner Büro die Jury vor allem durch seine „architektonische Balance“ überzeugen, indem der Entwurf „Stilelemente der frühen Jahre des 20. Jahrhunderts aufgreift und mit einer zeitgenössischen und modernen Formsprache kombiniert“. Das Ergebnis füge sich hervorragend in das sensible städtebauliche Umfeld ein und werde diesem besonderen Standort somit gerecht, hieß es in der Begründung.

Auch das Bürgeramt Innenstadt ist betroffen

Betroffen von den Plänen ist auch das Bürgeramt Innenstadt am Laurenzplatz, gegenüber der Parkhauszufahrt An Farina. Das Kundenzentrum ist nach Aussage der Gebäudewirtschaft ohnehin zu klein, die Stadtverwaltung suche nach einem alternativen Standort. „Überlegungen für eine vorübergehende Unterbringung gibt es noch nicht“, so ein Stadtsprecher. Auch über den weiteren Zeitplan, zum Beispiel wann das Haus schließen wird, gebe es noch keine belastbare Aussage. Die Abstimmung zwischen der Gerch-Group und der Stadtverwaltung darüber dauere noch an.

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