Lebensretter hausen in Container mit Rattenkot„Habe mich geschämt für die Stadt Köln”

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Die Mannschaften für die Rettungshubschrauber in Köln sind in Behelfscontainern untergebracht. 

Die Mannschaften für die Rettungshubschrauber in Köln sind in Behelfscontainern untergebracht. 

Köln – Große Empörung wurde im Gesundheitsausschusses laut, als es um die Zustände in den Containern ging, in denen die Mannschaften der beiden Rettungshubschrauber „Christoph 3“ und „Christoph Rheinland“ untergebracht sind; seit zehn Jahren stehen die Behausungen neben einem Hangar des Flughafens Köln/Bonn.

Im Januar hatten sich Mitglieder des Ausschusses vor Ort ein Bild gemacht. „Wir sind entrüstet“, fasste Vorsitzender Ralf Unna (Grüne) den Eindruck zusammen. „Sehr dezidiert“ forderte er die Stadt auf, die Arbeitsbedingungen von Leuten zu verbessern, „die für unsere Bevölkerung alles riskieren“.

Die Hygiene lasse stark zu wünschen übrig – man habe sogar Rattenkot entdeckt –, in den Ruheräumen funktionierten weder Heizung noch Klimaanlage ausreichend, so dass es im Winter zu kalt, im Sommer zu heiß und die Wirkung von Desinfektionsmitteln eingeschränkt sei, außerdem seien „Wassereinbrüche“ aufgefallen.

Dass die Verhältnisse schlecht sind, ist seit einiger Zeit bekannt, und die Stadt hatte zugesagt, einen Austausch der Container zu prüfen. Viel zu wenig sei bisher geschehen, war man sich im Ausschuss einig. „Ich habe mich geschämt für die Stadt Köln“, sagte Michael Paetzold (SPD), Bettina Houben (FDP) zeigte sich „schockiert“, und Jürgen Strahl (CDU) regte an zu prüfen, ob sich „feste Gebäude für die Dienste“ finden ließen.

Keller wehrt sich gegen Kritik

Für die Crew des Hubschraubers Christoph Rheinland, der vom ADAC gestellt wird, gibt es fünf Module, zwei davon für Büro, Küche und Aufenthaltsraum; die übrigen werden zugleich als Lager und Ruheräume genutzt. Für die Mannschaft des Christoph 3, den das Bundesamt für Zivilschutz und Katastrophenhilfe betreibt, hat die Stadt elf Container aufgestellt.

Stadtdirektor Stephan Keller verwahrte sich gegen den Vorwurf, die Verwaltung sei untätig geblieben. Er wolle „die deutlich suboptimale Situation nicht schönreden“, doch man habe einiges „in die Wege geleitet“, etwa Elektroprüfungen der Geräte vorgenommen und das Kleidermanagement verbessert. Vergangene Woche sei die Baugenehmigung für die Erneuerung der Containeranlage erteilt worden. Der ADAC sei mit einer Machbarkeitsstudie dazu befasst, gerade heute habe er mitgeteilt, „was in Frage kommt“, und „wir können in den Beschaffungsprozess einsteigen“.

Längst habe die Verwaltung mit dem Flughafen „ausgelotet“, ob die Einsatzkräfte in einem „Bestandsgebäude“ untergebracht werden könnten; dafür gebe es jedoch „keine Kapazitäten“. Wie viel Aufwand zur Verbesserung der Zustände betrieben wird, hänge mit der politischen Entscheidung darüber zusammen, ob beziehungsweise wann auf dem Kalkberg die geplante neue Hubschrauberstation eröffnet werde.

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