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Leerstand in Köln-BickendorfDarum muss die Post Miete für ungenutzte Filiale zahlen

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Die ehemalige Postfiliale an der Ecke Am Haselbusch/Grüner Brunnenweg.

Bickendorf – Dieser Leerstand ist für so manchen Bickendorfer ärgerlich: Die Postfiliale ist verschwunden. Seit anderthalb Jahren stehen die Räume leer. Die Ecke Am Haselbusch/Grüner Brunnenweg wirkt trostlos. Durch die verglasten Eingangstüren blickt man in die leere ehemalige Schalterhalle. Im Vorraum stehen noch gelbe Schränke mit Schließfächern, die aber nicht mehr genutzt werden. Voraussichtlich wird sich an diesem Zustand auch bis Mitte nächsten Jahres nicht viel ändern.

Am 30. August 2018 endete Am Haselbusch 16 eine Ära. Jahrzehnte lang, seit 1936 gab es hier in der „Rosenhofsiedlung“ eine Post. Für die Bickendorfer eine vertraute Adresse. Später kamen auch Kunden aus benachbarten Stadtteilen, wo nach und nach die Postfilialen schlossen. Hauptmieter war zuletzt die Postbank, die hier ihren Kunden im „Finanzcenter“ Service und Beratung in allen Geldangelegenheiten anbot. Darüber hinaus gab es den Service der Deutschen Post/DHL rund um Brief- und Paketdienstleistungen. Immerhin bekamen die Bickendorfer als Ersatz eine Post-Partnerfiliale an der Venloer Straße 660, die in Zusammenarbeit mit einem privaten Unternehmer betrieben wird. Postbankkunden, die den Beratungs- oder Schalterservice in Anspruch nehmen wollen, müssen sich seit der Schließung bis nach Ehrenfeld ins Barthonia-Forum bemühen.

Postfiliale in Köln steht seit zwei Jahren leer

Zurück zum Haselbusch: Als dort das „Aus“ für die Post und die ebenfalls hier zu findende Postbank verkündet wurde, gab es bei der Vermieterin, der GAG Immobilien AG, bereits erste Irritationen. Man wisse von nichts, hieß es damals bei der Wohnungsgesellschaft auf Fragen nach der Zukunft des Ladenlokals und einem möglichen Nachmieter. Denn der Mietvertrag war zu diesem Zeitpunkt im Juli 2018 noch nicht gekündigt. Mehr als ein Jahr später, die gleiche Auskunft auf die Frage, warum die alte Postfiliale immer noch leerstehe: „Es gibt einen gültigen Mietvertrag und die Miete wird pünktlich bezahlt“, sagte ein GAG-Sprecher. Der Leerstand sei natürlich auch nicht im Sinne des Unternehmens, daher habe man sich beim Vertragspartner CSG, der Immobilienverwaltung für Postbank, Deutsche Post und DHL, bereits mehrfach erkundigt, aber noch keine Antwort erhalten.

Alles zum Thema Henriette Reker

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Presseauskünfte gibt es vom Unternehmen CSG direkt keine. Das behält sich die Postbank vor. Von dort hieß es aber nur kurz und knapp, dass der Mietvertrag noch bis 30. Juni 2020 laufe. Weitere Erklärungen zu einer eventuellen Zwischennutzung etwa, blieb die Postbank-Pressestelle schuldig. Zwei Jahre wird die Post am Ende also für Räume Miete gezahlt haben, die sie gar nicht mehr benötigt. Angaben zur Höhe gibt es zwar nicht, aber ein mittlerer fünfstelliger Betrag dürfte schon zusammenkommen.

Leere Postfiliale: Brief an Kölner OB Henriette Reker

Nicht nur Gewerbetreibende, die hier bislang vor verschlossenen Türen stehen, sind deswegen sauer. Die etwa 200 Quadratmeter große Ladenfläche könnte beispielsweise für eine Physiotherapie-Praxis sein. Eine Interessentin, die sich bei der GAG nach den leeren Räumen erkundigt und eine Absage erhalten hatte, schilderte das Problem dem Büro von Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Von dort hieß es, dass die Stadt keine Handhabe hätte, dagegen vorzugehen, weil es sich um Gewerberäume handele. Etwas anderes sei es, wenn Wohnräume nicht oder zweckentfremdet genutzt würden. Hier greife die 2014 erlassene Wohnraumschutzsatzung.

Die GAG sieht derzeit ebenfalls keine Möglichkeit, den Leerstand zu beenden oder eine Renovierung der Räume vorzunehmen. Voraussichtlich könne man frühestens nach dem Auslaufen des Mietvertrages, also am 1. Juli 2020, in die Räume, um sich ein Bild von deren Zustand zu machen.

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