Leiden unter der KälteWie man betroffenen Kölner Obdachlosen helfen kann

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Die Gegend um den Hauptbahnhof wird besonders häufig als Schlafplatz genutzt.

Köln – Angesichts der seit Tagen anhaltend eisigen Temperaturen von bis zu minus zehn Grad Celsius rückt in Köln das Schicksal Hunderter wohnungsloser Menschen in den Vordergrund. Wer kümmert sich um sie und wie kann ihnen gerade in der kalten Jahreszeit geholfen werden?

Das sind Fragen, mit denen etwa Franz Meurer in seiner Pfarrei in Vingst und Höhenberg gerade täglich konfrontiert wird: Ungefähr 15 Menschen melden sich jede Woche bei ihm, um nach einer Wohnung zu fragen, viele von ihnen kommen notdürftig bei Freunden unter oder schlafen im eigenen Auto, berichtet Meurer. Er fordert: „Schreiben Sie an Politiker, dass sie sich für mehr Wohnungen und kostenloses Schulessen einsetzen müssen.“ Denn oft seien Obdachlosigkeit und Wohnungsnot schnell kein Thema mehr, sobald es wieder wärmer wird, so Meurer. „Wichtig ist es nicht, Leute zu gewinnen, die jetzt kurzfristig helfen, sondern jene, die zu langfristigem Engagement bereit sind.“

Der Gang durch die Stadt

Deshalb appelliert er an Menschen, die freien Wohnraum zur Verfügung haben. Sie sollten sich fragen, ob es nicht die Möglichkeit gäbe, zumindest während der Kälteperiode einen Wohnungslosen bei sich aufzunehmen. „Jeder sollte nach seinen Möglichkeiten helfen“, sagt Meurer.

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Und von diesen Möglichkeiten gibt es auch einige, die weniger aufwendig, aber trotzdem effektiv seien: So sind etwa 50 ehrenamtlichen Helfer des Vereins „Freunde der Kölner Straßen und ihrer Bewohner“ (Fdks) um Arzu Mischkoff derzeit jeden Abend in der Stadt unterwegs. „Täglich gehen bei uns 60 bis 80 Anrufe ein, die auf Menschen in der Kälte hinweisen“, sagt die Vorsitzende. Darunter seien zwar viele Mehrfachnennungen, aber rund 20 Menschen steuern die Helfer derzeit täglich mit dem Kölner Kältebus an. „Wir erkundigen uns nach dem Befinden, bieten unsere Hilfe an und versuchen, häufig mit Engelszungen, diese Leute dazu zu bewegen, sich von uns in eine Notschlafstelle bringen zu lassen“, erläutert Mischkoff die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer.

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Eine der Notschlafstellen befindet sich an der Vorgebirgstraße in der Südstadt und ist Teil des gesonderten Winterhilfe-Programms des städtischen Amtes für Soziales und Senioren. Die temporäre Einrichtung bietet in kalten Nächten seit Anfang Dezember und bis Ende März für 150 Männer und Frauen Unterschlupf. „Die Unterkunft kann bei Bedarf um einige weitere Plätze erweitert werden“, sagt Stadtsprecherin Sabine Wotzlaw.

Es werden aber auch einige bestehende, ganzjährige Notschlafstellen im Winter aufgestockt. So richten die Diakonie Michaelshoven, der Internationale Bund sowie der Sozialdienst Katholischer Frauen zusätzliche Plätze ein, bei denen teilweise auch Haustiere erlaubt sind. Sowohl die Stadt als auch ehrenamtliche Initiativen wie die Fdks-Obdachlosenhilfe haben Notfallnummern eingerichtet, die täglich 24 Stunden lang zu erreichen sind. Unter den Rufummern ☎ 0221/47455545 (Sozialamt) und ☎ 0221/25974244 (Kältebus) können Bürger melden, wenn sie hilflose wohnungslose Menschen bemerken, die bei Minustemperaturen im Freien schlafen.

Bei Kältegängen suchen Mitarbeiter der Stadt die Obdachlosen auf, um die Bedürftigen auf die Übernachtungsmöglichkeiten hinzuweisen. 891 solcher Plätze gibt es derzeit in den Kölner Notschlafstellen – bei aktuell 4900 Menschen ohne feste Wohnung, von denen der größte Teil aber bereits in weiteren Unterkünften untergebracht werden konnte, sagt Dirk Schumacher, Abteilungsleiter für Wohnungslosenhilfe beim Kölner Sozialamt. Er berichtet, dass Stadt und Ordnungsamt während der kalten Jahreszeit eine „erhöhte Toleranzpolitik“ führen. So würden auf öffentlichen Plätzen nächtigende Obdachlose nicht mehr weggeschickt, und auch mit der KVB habe man vereinbart, dass schlafende Wohnungslose in den Stationen geduldet würden. Und: „Jeder, der in Köln einen Schlafplatz braucht, bekommt auch einen“, betont Schumacher.

Währenddessen hat die Kölner Feuerwehr nach eigener Aussage trotz andauernder Kälteperiode bisher nicht mehr hilflose Personen angetroffen als in anderen Jahreszeiten auch. Und auch „massive Unterkühlungen“ mussten in diesem Winter noch nicht behandelt werden, sagt Feuerwehr-Sprecher Ulrich Laschet: „Das liegt wohl daran, dass die bestehenden Angebote in Köln greifen.“

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