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LesungKölner Autor und Musiker Joachim Kubowitz stellt seinen Spinoza-Roman vor

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Joachim Kubowitz in seiner Wohnung in Ehrenfeld

Köln – „Wir verordnen, dass niemand mit ihm mündlich oder schriftlich verkehre, niemand ihm irgend eine Gunst erweise, niemand mit ihm unter einem Dach verweile, niemand auf vier Ellen in seine Nähe komme, niemand eine von ihm verfasste oder geschriebene Schrift lese.“ So heißt es im Bannfluch, den die Amsterdamer portugiesische Synagoge im Jahr 1656 über Baruch de Spinoza verhängte.

Der 23-jährige Sohn sephardischer Juden aus Portugal hatte es gewagt, Zweifel an wichtigen Glaubenslehren zu äußern. Fortan lebte er zurückgezogen, verdiente seinen Lebensunterhalt als Linsenschleifer und arbeitete seine philosophischen Gedanken aus. Bis heute ist der Bann gegen den Niederländer, der als Philosoph des Rationalismus weltberühmt werden sollte, nicht aufgehoben.

Barockmusiker begleiten die Lesung

„Dabei gab es über die Jahrhunderte immer wieder Versuche, es zu tun“, sagt der Kölner Autor, Komponist und Musiker Joachim Kubowitz, der von dem Denker fasziniert ist. So sehr, dass er sich daran gemacht hat, einen Roman über Spinoza zu schreiben. Teile daraus, zu einer Collage zusammengestellt, präsentiert er bei der Soiree „Auf der Suche nach Spinoza. Von Rosen, Tulpen, und geschliffen Glas“ im Sancta Clara Keller, einem historischen Gewölbe unter dem Stadtpalais am Römerturm. Den musikalischen Teil der von Projektionen begleiteten Lesung bestreiten drei renommierte Barockmusiker: die Sopranistin Nicole Ferrein, Simone Eckert (Viola da Gamba) und Andreas Nachtsheim ( Laute).

Alles zum Thema Musik

1958 in Ludwigshafen geboren, kam Kubowitz 1990, nach seinem Kunst- und Designstudium in Bremen nach Köln. Die Liebe zur Musik begann früh. Seine „Lehr- und Wanderjahre“, wie er sie nennt, hätten ihn „durch Alte Musik, Folk, Rock und Jazz bis hin zur italienischen Popmusik geführt“.

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Auf Spinoza stieß er, als er das Buch „Der Spinoza-Effekt. Wie Gefühle unser Leben bestimmen“ des Neurowissenschaftlers António Damásio las. „Er war ein unheimlich bescheidener, aber messerscharf denkender Mensch“, sagt Kubowitz über den Philosophen. „Spinozistisch, ein Stück weit wie Spinoza zu denken, heißt, wie ein Musiker im Zusammenspiel sich in bestimmte Verhältnisse, Stimmungen, Rhythmen einzufühlen, sozusagen mitzuschwimmen. Dann kann man auch Impulse geben, Anregungen, neue Klänge schaffen, aber ich kann niemandem meinen Willen aufzwingen, das ist Spinoza.“

Kölner Autor vertont Gedichte

Schreibend und komponierend hat sich Kubowitz schon mit vielem beschäftigt. In „rruff, bless, putt – Rheinische Kindheit um 1966“ erzählt er vom Aufwachsen in Ludwigshafen. Im Roman „Nature Boy oder Wie man das Herz einer gepanzerten Lady gewinnt“ widmet er sich dem schwarzen Jazz-Musiker Nat King Cole, der sich in seiner US-amerikanischen Heimat zeitlebens Rassismus ausgesetzt sah.

Und voriges Jahr brachte Kubowitz das Album „Sag mir, wo steht unser Mandelbaum? Im Fluchtgepäck die Sprache“ heraus, für das er Gedichte von Autoren und Autorinnen vertonte, die ins Exil gingen, darunter Rose Ausländer, Hilde Domin und Kurt Tucholsky. Es landete auf der Liederbestenliste, der Longlist für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik, und wurde ins Verlagsprogramm der Büchergilde Gutenberg aufgenommen.

Goldenes Zeitalter in den Niederlanden

Die nun anstehende Soiree befasst sich nicht nur mit Spinozas Leben und Denken, sondern wirft auch Schlaglichter auf die Niederlande des sogenannten Goldenen Zeitalters, von der Tulpenhysterie bis hin zum Schicksal der republikanischen Brüder de Witt, die von einem aufgewiegelten Mob in Den Haag gelyncht wurden. So „golden“ waren die damaligen Niederlande nicht. Auch das will der Abend zeigen.

Die Soiree beginnt am 13. Mai um 19.30 Uhr im Sancta Clara Keller, Am Römerturm 3; Einlass ist um 18.45 Uhr. Tickets für 20 Euro (ermäßigt 12 Euro) sind über info@sonare.info und an der Abendkasse erhältlich.

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