Letzte Chance für Leuchtturm-ProjektVerbände wollen Kölner Uni-Institut retten

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Die Universität zu Köln

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Köln – Dem Institut für Indologie und Tamilistik (Südasien- und Südost-Asien-Studien) der Universität Köln droht im kommende Jahr das Aus. Die Schließung sei bereits im Jahr 2018 beschlossen worden, sagte der Studiendekan der Philosophischen Fakultät, Andreas Michel, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. An der Qualität der Lehre und Forschung kann es nicht liegen: „Das Institut ist in Deutschland einmalig, vielleicht sogar in Europa“, räumt Michel ein.

Unter dem Strich sei das Interesse der Studierenden aber zu gering und der Sparzwang an der Hochschule zu groß. Die Universität sei gegenüber den Steuerzahlern verpflichtet, wirtschaftlich mit dem Budget umzugehen. Eine letzte Chance erhält das Institut wohl nur durch tamilische Verbände, die derzeit weltweit Geld für das Kölner Institut sammeln.

Auch die Bibliothek des Kölner Uni-Instituts ist gefährdet

Das Institut blickt auf eine lange Geschichte zurück und gilt als Leuchtturm besonders im Bereich Tamil-Wissenschaft. Gegründet wurde es 1963 von Professor Klaus-Ludwig Janert, der auch den Grundstein zu der bedeutenden Instituts-Bibliothek legte. Janert kaufte ganze Buchbestände von Tamil-Gelehrten auf. Weil in den 1980er Jahren in Sri Lanka ein blutiger Bürgerkrieg tobte, wurden auch zahlreiche kulturelle Schätze der Tamilen, darunter Bücher vernichtet. „In Köln gibt es daher einige Bücher, die es nirgendwo sonst auf der Welt gibt“, sagt Professorin Ulrike Niklas. Auch die Zukunft der Bibliothek sei nun gefährdet.

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Niklas ist derzeit einzige Professorin des Instituts und seit September vergangenen Jahres eigentlich in Ruhestand, kümmert sich aber auf einer halben Stelle noch um das Institut. Die einzige Assistentenstelle, die derzeit schon nicht von der Hochschule, sondern mit Fördergeldern von tamilischen Organisationen bezahlt wird, soll im kommenden Jahr auslaufen. Neue Studierende werden seit drei Jahren nicht mehr angenommen. Der Betrieb werde noch solange aufrechterhalten, bis die wenigen derzeitigen Studierenden ihren Abschluss gemacht haben.

Per Zoom-Konferenz in ein indisches Dorf

Niklas, die seit 2006 in Köln lehrt, und ihr Vorgänger Dieter Kopp haben sich auf die Fahnen geschrieben, Indologie und Tamilistik lebensnah zu unterrichten. Während sich andere Institute vor allem mit Sanskrit, das als Intellektuellensprache gilt, beschäftigten, sind Niklas auch die indischen Regionalsprachen wichtig. „Wir wollen Studierende an das lebendige Indien von heute ranführen und nicht im Elfenbeinturm lehren“, sagt sie.

Dazu lädt sie Hochschüler in ihrem Seminar auch schon mal per Zoom-Konferenz in ein indisches Dorf im indischen Bundesstaat Tamil Nadu ein. Mit Hilfe eines indischen Kollegen können die Studierenden mit den Einwohnern Interviews führen und einen Blick in das Dorfleben erhalten. Seit 2009 führt Niklas jährlich zwei Summer Schools in Indien durch, in dessen Rahmen Studierende Gelegenheit haben, das Land kennenzulernen.

Verbände wollen spenden

Hilfe für die Uni könnte nun von internationalen tamilischen Organisationen kommen. Der Verein Europe Tamilargal will beispielweise 137.500 Euro durch Spenden sammeln, um die Assistenzstelle im Institut zunächst weiter finanzieren zu können. Studiendekan Michel sagt, die Kölner Hochschule diskutiere mit den Tamil-Verbänden auch darüber, ob eine Professur finanzierbar sei, wie das bereits in den USA geschehen sei. Dazu müssten aber mindestens 90.000 Euro pro Jahr in das Institut fließen. Weitere Sondierungen würden in den kommenden drei Wochen stattfinden.

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