„Anderen eine Freude machen“Engagierte Frauen packen Kartons für die Kölner Tafel

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Viele Damen aus Müngersdorf helfen mit.

Viele Damen aus Müngersdorf helfen mit.

Müngersdorf – Kaffee, Tee, Reis, eine Fertigmischung für Kartoffelknödel, Dosen mit Rotkohl und Eintopf, Kekse, Schokolade, Haarshampoo und manchmal auch ein Piccolo. Das alles wartet bereits ordentlich in Kartons sortiert darauf, dass tatkräftige Seniorinnen die Geschenkpakete mit weihnachtlichem Papier bekleben. Die Frauen haben darin schon Übung.

Bereits zum zehnten Mal packen die Müngersdorferinnen Geschenkkartons für die Kölner Tafel zusammen. Antoinette van den Ecker hat die Aktion im Jahr 2009 ins Leben gerufen. Ihr sei damals bewusst geworden, dass viele Seniorinnen sehr gerne Weihnachtspakete für die Tafel packen würden, aber schlicht an der Logistik scheiterten. „Es ist für die älteren Damen ja gar nicht so einfach, die Einkäufe zu schleppen, Pakete zu packen und zur Tafel zu bringen“, sagt van den Ecker. Viele hätten kein Auto und früher habe es noch nicht so viele Abgabestellen gegeben. Die nächste befand sich in Nippes.

Kölner Tafel: Packaktion zur beliebten Tradition geworden

So organisierte sie kurzerhand im Dr. Schaefer-Ismer-Haus die erste Packaktion, zu der jede Seniorin beisteuerte, was sie eben tragen konnte. Seitdem ist die weihnachtliche Aktion zur beliebten Tradition geworden. Eva Maria Kierdorf weiß, warum: „Es ist doch einfach schön, anderen eine Freude zu machen und zu wissen, dass es bei Familien ankommt, denen es nicht so gut geht wie uns“, schildert sie. Rose-Marie Ungar, die ihr beim Schneiden und Kleben hilft, ergänzt: „Das gemeinsame Einpacken macht uns auch einfach Spaß.“ Später sitzen die Seniorinnen noch bei einem Glas Sekt zusammen und plaudern.

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Geselligkeit ist ein zentraler Punkt im Programm der „Altentagesstätte“ in Müngersdorf. Anders als der Name vermuten lässt, werden hier nicht pflegebedürftige ältere Menschen betreut. Es ist vielmehr ein Treffpunkt aktiver Menschen zwischen 60 und 90 Jahren. Walking, Qi-Gong, Spanisch, Englisch, Französisch, Malen und Zeichnen, Doppelkopf, ein Literaturkreis und eine Theatergruppe stehen auf dem prallvollen Stundenplan des Hauses am Brauweiler Weg 8. Auch mehrtägige Wanderurlaube unternehmen die älteren Menschen gemeinsam.

Zentraler Ort des Geschehens ist ein Einfamilienhaus aus den 60er-Jahren, das Dr. Schaefer-Ismer mit seiner Frau bewohnte. Nach ihrem Tod im Jahr 1975 vererbte das Paar es der evangelischen Clarenbachgemeinde mit der Auflage, dass dort eine Anlaufstelle für Senioren entsteht. Denn Treffpunkte für alte Menschen gab es damals nicht. Das weiß auch Heidi Mattheis, Koordinatorin des Seniorennetzwerks Müngersdorf, das dort heute seinen festen Standort hat.

Ältere Kölner sollen in der Stadt unterstützt werden

Im Auftrag des Trägers, des Sozialwerks der evangelischen Clarenbachgemeinde kümmert sie sich um die älteren Menschen, die hier täglich zu Gast sind. „Als die Altentagesstätte gegründet wurde, war das nahezu revolutionär“, erzählt sie. Die Bedürfnisse der älteren Generation habe man damals noch nicht so im Blick gehabt wie heute. Das hat sich geändert: Seit Beginn des neuen Jahrtausends hat sich auch die Stadt daran gemacht, die älteren Kölner zu unterstützen und etabliert in möglichst jedem Viertel ein Seniorennetzwerk. „Die Netzwerke haben das Ziel, die Senioren möglichst gut in ihrem Viertel zu vernetzen, so dass sich sich gegenseitig unterstützen können“, erläutert Mattheis.

Seit 2007 ist das Seniorennetzwerk Müngersdorf am Brauweiler Weg 8 zuhause. „Vorher wussten die älteren Menschen eher durch Mundpropaganda, dass es hier einen Seniorentreff gibt. Wir haben dann richtig Reklame gemacht“, sagt Mattheis. Seitdem ist auch Antoinette van den Ecker mit von der Partie.

Kölner Senioren müssen in andere Räume umziehen

Wie sie, schildert Mattheis, würden viele Senioren selbst neue Programmpunkte ins Leben rufen. So hat beispielsweise eine Dolmetscherin einen Englisch-Konversationskurs ins Leben gerufen.

Im kommenden Jahr wird das Dr.Schaefer-Ismer-Haus saniert. Außerdem erhält es einen Anbau. Ab April müssen die Senioren in anderen Räumen unterschlüpfen. Erst im November werden sie wieder zurück an den Brauweiler Weg ziehen können. Die Weihnachtspakete-Aktion wird dann aber wieder dort stattfinden können.

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