Berrenrather StraßeEine der wenigen Innenstadt-Tankstellen geht wieder in Betrieb

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Petra Husmann ist fasziniert von der Tankstellenatmosphäre.

Petra Husmann ist fasziniert von der Tankstellenatmosphäre.

Köln-Sülz – Eben ist ihr ein Kunde ins Auto gefahren, an einer anderen Filiale. Petra Husmann hat ihn beruhigt. „Jetzt tanken Sie erst einmal in Ruhe.“ Danach hat sie ihn zu einem Kaffee eingeladen. „Den Rest macht ja eh die Versicherung.“ Die patente Frau mit den kurzen Haaren hatte die Situation im Griff.

In ihrem Reich an den Zapfsäulen fühlt Husmann sich wohl. Andere Menschen horten Briefmarken, Münzen oder Comics. Petra Husmann sammelt Tankstellen. Wenn am 6. Januar an der Berrenrather Straße/Weyertal die Zapfsäulen wieder in Betrieb sind, ist es ihre vierte.

Kölner Tankstelle: Der Hauch Benzin in der Luft

Sie hat sie von der Firma Star gepachtet, nachdem der ehemalige Betreiber sie vor einigen Monaten aufgegeben hat, weil er beruflich kürzertreten wollte. Husmann hingegen gibt Vollgas: Zwei Tankstellen betreibt sie an der holländischen Grenze und eine in Köln-Dellbrück. Sie ist fasziniert von der Transitatmosphäre, dem stetigen Ankommen und Wegfahren, dem Hauch Benzin in der Luft – genau seit 1999.

Damals übernahm die gelernte Krankenschwester mit ihrem Ehemann die erste Tankstelle und war schnell angesteckt vom Virus, der in der Verwandtschaft umging: „Die Familie meines Mannes hatte schon immer Tanken“, erzählt sie.

Nachdem sie ihn kennengelernt hatte, schwanger wurde und ihre leitende Position in der Klinik nicht mehr ausüben konnte, fand sie dort nichts Passendes. „Ich kann nachts einfach nicht arbeiten und auch nicht allein auf einer Station. Ich bin ein absoluter Teamplayer“, schildert sie. Sie stieg bei ihrem Mann ein.

Die erste Tankstelle gibt es nicht mehr, dafür aber die vier anderen. Sie vermehrten sich wie von selbst. „Nachdem ich eine Filiale gepachtet hatte, fragte mich der Bezirksleiter des Unternehmens, ob ich eine weitere übernehmen möchte. Es folgten die restlichen.“ Mittlerweile trägt sie selbstverständlich die rote Jacke der Marke. „Für mich war irgendwann klar, dass es eine B-Marke sein soll, keine Filiale der großen wie Shell oder Aral“, erzählt sie.

Als Chefin den Überblick behalten

Petra Husmann hat gerne mehrere Zügel in der Hand. „Man braucht natürlich für jede Filiale eine starke Leitung“, betont sie, „jemanden, zu dem man absolutes Vertrauen hat, der das Kaufmännische macht und im Blick hat, was man bestellen muss – und weiß, wie man tickt.“

Chefin zu sein, bedeute, Dinge zu sehen, die auch der beste Mitarbeiter nicht erkennt, den Überblick zu behalten. Sie setzt weniger auf Kontrolle als auf mütterliche Unterstützung. „Wenn die Mama etwas nicht findet, ist es auch wirklich weg“, weiß sie. Einen Spruch hat sie immer auf den Lippen. Sie sei nicht besonders zurückhaltend, gibt Petra Husmann zu, aber freundlich.

Eine alte Weisheit beachtet sie stets: „So wie man in den Wald hineinruft, schallt es heraus.“ Der Kunde sei für sie zwar nicht König, aber er solle sich auf der Tankstelle wohl fühlen. Sie hat da so einige Tricks auf Lager: „Ich frage nicht: An welcher Nummer haben Sie getankt?“, erzählt sie, „sondern: Sind Sie heute meine Nummer Eins? Wenn der Kunde dann sagt: Nein, leider nur die Zwei, sage ich: Sehen Sie, dann ist heute ihr Glückstag, jede Zwei erhält einen Lolli.“ Alle Kinder bekommen ebenfalls einen Lutscher, Schwangere auch, für den ungeborenen Säugling.

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Gerade wird die Tankstelle ausgebaut. Wo früher eine Werkstatt war, erhält sie einen großen Verkaufsraum mit einem Backshop und einer kleinen Sitzecke direkt vor den neuen bodentiefen Fenstern. Die behindertengerechte Toilette bietet einen Blick auf den Dom. Die Fototapete im WC ist für Petra Husmann das Schönste an der ganzen Tankstelle – fast. „Ganz toll finde ich hier das lebendige Viertel“, sagt sie.

Sie selbst wohnt in Geilenkirchen und freut sich auf die Arbeit in Sülz. Da sind nun viele Autofahrer froh, dass es endlich wieder eine Tankstelle gibt, eine der wenigen im städtischen Bereich.

Die Star-Tankstelle, Berrenrather Straße 138, wird sonntags künftig ab 8 Uhr und wochentags ab 6 Uhr geöffnet sein, jeweils bis 21 Uhr.

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