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Betreutes Wohnen und TagespflegeIn Braunsfeld wird ein neues Gemeindehaus gebaut

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Entwurf des neuen Gemeindehauses an der Peter-von-Fliesteden-Straße

Entwurf des neuen Gemeindehauses an der Peter-von-Fliesteden-Straße

Braunsfeld – Wenn die evangelische Clarenbach-Kirchengemeinde im Jahr 2021 von der Ecke Christan-Gau-/Voitelstraße an die Peter-von-Fliesteden-Straße zieht, ist es eine Heimkehr ins Herz des Viertels, wo ihre Kirche steht, die gemeindeeigene Kindertagesstätte, ihr Seniorenheim – und wo sie in den 50er-Jahren bereits ihre Räume hatte.

Gerade haben der Pfarrer Uwe Zimmermann, Superintendent Markus Zimmermann, Architekt Felix Rindt und die Leiterin des Clarenbachstifts, Irina Helmert, feierlich den Grundstein für das neue Gebäude gelegt. Es entsteht an der Stelle, wo sich vorher ein weiteres Altenheim der Gemeinde, das Benderstift, befand. Das in die Jahre gekommene Gebäude hätte saniert und an die Vorgaben des neuen Wohn- und Teilhabegesetz angepasst werden müssen.

Entscheidung für Abriss

Das Gesetz schreibt vor, dass jedes Heim pro Wohnetage einen Aufenthaltsraum für die Senioren und ein Schwesternzimmer aufweisen muss. Zudem müssen 80 Prozent der Wohneinheiten Einzelzimmer und die Bäder direkt vom Zimmer aus zugänglich und rollstuhlgerechte sein. Es wäre nicht möglich gewesen, das Benderstift entsprechend umzubauen. Die Gemeinde entschied sich daher für den Abriss und den Bau eines neuen Gemeindehauses.

Der Neubau wird im Erdgeschoss Gemeinderäume für Veranstaltungen, Besprechungen und Räume für Kinder und Jugendliche, das Gemeindebüro und eine Kleiderkammer aufweisen. Zudem wird dort eine Tagespflegestation zuhause sein, also ein Ort, an den pflegebedürftige Menschen morgens gebracht und wo sie abends wieder abgeholt werden. Etwa 14 Gäste werden von den Mitarbeitern des Clarenbachstifts hier täglich betreut. In den Obergeschossen werden insgesamt 17 Einheiten für betreutes Wohnen und eine Mitarbeiterwohnung entstehen. Die Kosten für den Neubau belaufen sich auf sieben Millionen Euro. Die Gemeinde finanziert das neue Haus zu einem Teil auch durch den Verkauf des alten Heimes an der Christian-Gau-Straße, Ecke Voigtelstraße.

Dieser hatte bei einigen Anwohnern für Unmut gesorgt, weil die Immobilie von dem Makler Engels und Völkers in seinem Unternehmensbereich „Commercial“ angeboten wird, der sich speziell an Investoren und Privatanleger richtet. Doch der Pfarrer Uwe Zimmermann und die Mitglieder des Presbyteriums weisen die Kritik von sich: Aufgrund kirchenrechtlicher Vorschriften sei ihnen im Hinblick auf den Verkauf gar kein großer Spielraum geblieben, sagt Zimmerman.

„Die Wirtschafts- und Verwaltungsverordnung der Kirche verpflichtet uns, das Gebäude im Bieterverfahren zu veräußern“, erläuterte er nach der Grundsteinlegung. „Wir müssen das Grundstück öffentlich anbieten und zum Verkehrswert veräußern.“ Es sei der Gemeinde auch gar nicht möglich gewesen, das Haus einfach privat zu verkaufen. Presbyter Jörg Heyer machte es noch etwas deutlicher: „Wir dürfen es nicht an Nachbarn, die wir nett finden, wegmauscheln.“ Man habe sich bewusst für einen überregionalen Makler entschieden, um eine zu große Festlegung auf das lokale Umfeld zu vermeiden.

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„Wir wollten gerade verhindern, dass man uns hinterher fragt: Was habt ihr denn da für einen komischen Doppelpass gespielt?“, so Heyer. Dass die Immobilie im Geschäftsbereich „Commercial“ gelandet sei, auf den allerdings auch Privatleute Zugriff haben, habe nicht die Gemeinde entschieden. Das beruhe auf internen Vorgaben des Immobilienunternehmens. Eine Strukturanalyse des alten Gebäudes habe zudem ergeben, dass man es nicht mehr erhalten kann, weil eine barrierefreie Sanierung nicht wirtschaftlich sei. Der Erlös des Verkaufs zu dem Marktwert erfülle schließlich einen guten Zweck, betonte Presbyter Heyer. „Er ist dazu da, dass wir als Gemeinde unsere Aufgaben möglichst gut erfüllen können.“

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