Blech-Karawane durch Köln-WeidenAnwohner haben Angst vor der Moltkestraße

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Fußgänger haben oft Schwierigkeiten, die Moltkestraße zu überqueren. (Archivbild)

Weiden – Morgens um acht zieht die Karawane durch Weiden. Auf der Moltkestraße reiht sich Auto an Auto. Die Fahrer haben es eilig und geben Gas. Die Fußgänger stehen am Fahrbahnrand und warten – oftmals lange. Zur Hauptverkehrszeit ist es nahezu unmöglich, die relativ schmale Verkehrsachse zu überqueren, zum Leidwesen der Anwohner. Drei von Ihnen, Beatrix Ahrens, Kornelia Betmann und Angelika van Putten, waren in der vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung Lindenthal zu Gast. 360 Unterschriften von Nachbarn hatten sie dabei und einige persönliche Erfahrungsberichte.

„Ein alte Dame hat uns erzählt, dass sie Menschen bitten muss, ihr beim Überqueren der Straße zu helfen. Alleine traut sie sich nicht“, schilderte Angelika van Putten. Auch ein Foto zeigten die drei den Bezirkspolitikern. Darauf ist ein Kind zu sehen, dass darauf wartet, die Straße überqueren zu können. Auf der anderen Straßenseite wartet ein Bus an der Haltestelle. Gerade setzt ein Auto an, ihn zu überholen. Ob das Kind wohl damit rechnet, dass der Pkw gleich unmittelbar an ihm vorbei rast oder ob es sich auf die Straße wagt?

Die Frage stellt sich dem Betrachter. Eines ist sicher: Die Situation ist gefährlich. Die Lage vor Ort ist aus Sicht der Anwohnerinnen für Fußgänger unzumutbar. „Die Moltkestraße ist die Verbindung zwischen Brauweiler und Aachener Straße und wird vom Durchgangsverkehr genutzt“, argumentiert van Putten, „von ihr führen auch Stichstraßen in vier Wohnviertel.“

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Dort lebten viele ältere Menschen, aber auch immer mehr junge Familien. Auf der 820 Meter langen Straße gibt es keinen Zebrastreifen und keine Ampel. Es befinden sich aber mehrere Kindergärten und Schulen in der Nähe. Die Anwohnerinnen haben Verbesserungsvorschläge: „Sehr wichtig ist es, dass auf der gesamten Moltkestraße die Höchstgeschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer reduziert wird“, so van Putten. „Wir möchten, dass die Straße zwei Zebrastreifen mit Verkehrsinseln erhält, einen auf dem Weidener Teil, etwa auf Höhe der Albert-Kindle-Straße, der in Richtung Friedhof und zum Gartenweg führt, und einen anderen auf der Höhe Saarstraße in Lövenich.“

Das Ansinnen der Anwohner stieß in der Bezirksvertretung Lindenthal auf Unterstützung. So beschloss das Stadtteilparlament einstimmig, die Verwaltung zu beauftragen, den Verkehr auf der Moltkestraße zu zählen und – wenn nötig – die Fußgängerüberwege einzurichten. Zudem soll sie prüfen, ob auch die weiteren Vorschläge der Bürger umsetzbar sind.

Behörde prüft Tempo 30

Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass die Bezirkspolitiker versuchen, die Verwaltung dazu zu bewegen, die Verkehrssituation an der Moltkestraße zu verbessern. Bereits im Dezember 2015 hatte die Bezirksvertretung die Behörde gebeten, zu prüfen, ob dort die Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer beschränkt werden kann.

2016 hatten die Politiker beschlossen, dass auf dem Lövenicher Teil der Moltkestraße in Höhe der Saarstraße ein Zebrastreifen angebracht werden sollte, um den Schulweg für die Kinder zu sichern. Geschehen ist seitdem nichts. Die Stadtverwaltung hat im Hinblick auf die geforderten Veränderungen Bedenken: „Die Moltkestraße ist eine Hauptstraße und gehört teilweise zum sogenannten Vorbehaltsnetz, einem Netz von Vorfahrtsstraßen, die aufgrund ihrer Merkmale, wie beispielsweise der Bedeutung für den Verkehr, ihres Charakters und Ausbaus, nicht innerhalb von Tempo 30-Zonen liegen sollen“, sagt Klaus Harzendorf, Leiter des Amtes für Straßen und Verkehrsentwicklung.

„Forderungen der Bürger berechtigt”

Nur besondere Umstände würden es rechtfertigen, davon abzuweichen, beispielsweise eine signifikant erhöhte Unfallrate oder eine schützenswerte Einrichtung direkt an der Verkehrsader. Das sei an der Moltkestraße nicht der Fall. Sie verfüge über ausreichend breit angelegte Gehwege, die teilweise mit Pfosten versehen sind. Hierdurch bestünden gute Sichtverhältnisse. Damit Zebrastreifen angelegt werden könnten, müssten bestimmte Fußgängerzahlen und eine gewisse Anzahl von Fahrzeugen gezählt werden. Eine Verkehrszählung sei beauftragt, Ergebnisse lägen jedoch noch nicht vor. Die Bezirkspolitiker haben wenig Verständnis für die verhaltene Reaktion der Behörde. „Wir bringen jetzt noch einmal einen Beschluss auf den Weg, der die Verwaltung bewegen soll, die Situation an der Moltkestraße zu verbessern“, betonte der stellvertretende Bezirksbürgermeister Roland Schüler (Grüne)

„Wir wissen, dass die Verwaltung das nicht will. Aber nun werden wir zusammen mit dem Bürgern einmal genau beobachten, wann die Verwaltung in dieser Stadt einmal umsetzt, was die Bürger sich wünschen und ihre verkehrsrechtlichen Bedenken hinten anstellt.“ Auch Horst Nettesheim (CDU) hält das für wichtig. „Es geht darum, dass hier eine Wohnstraße von Autofahrern als Einfallstraße genutzt wird“, sagte er. „Die Moltke- und die Brauweiler Straße sind Einfallstore geworden. Die Forderung der Bürger ist sehr berechtigt.“

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