Das ungeliebte BüdchenKann eine Konferenz die Kiosk-Krise in Köln-Klettenberg lösen?

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Mitte Januar wurde bereits vor Ort über das Büdchen diskutiert.

  • Seit Monaten protestieren Anwohner gegen einen umgebauten Kiosk, er sei zu groß und verschandele das Ortsbild.
  • Es gibt aber auch Verständnis für den Betreiber, der in finanziellen Schwierigkeiten ist. Auch will niemand das Büdchen ganz verlieren.
  • Nun sollen die Anwohner, der Betreiber und vor allem die Verwaltung miteinander reden. Kann im Dialog eine Einigung gefunden werden?

Klettenberg – Der erste Schritt zur Lösung eines Konflikts ist, darüber zu sprechen. Und so hat auch die Bezirksvertretung Lindenthal in ihrer vergangenen Sitzung die Bezirksbürgermeisterin von Lindenthal Helga Blömer-Frerker per Beschluss beauftragt, einen vertraulichen runden Tisch einzuberufen, um eine Kompromisslösung zu erarbeiten, die einen nun schon länger andauernden Streit beenden kann.

Kölner Kiosk: Nicht genehmigter Neubau statt Sanierung

Der Zankapfel, um den sich die Diskussionen in Klettenberg drehen, ist der neu gebaute Kiosk auf dem kleinen Platz an der Ecke Luxemburger Straße, Gottesweg und Siebengebirgsallee (hier lesen Sie mehr). Der Betreiber hatte beschlossen, das heruntergekommene Büdchen zu sanieren und dafür eine Genehmigung beantragt.

Bei den Arbeiten war er zu dem Schluss gekommen, dass sich eine Sanierung des maroden Baus nicht mehr lohnt, hatte es stattdessen abgerissen und neu gebaut. Der Neubau war allerdings nicht von der Genehmigung erfasst und ist zudem höher geraten. Dazu weist er ein größeres Dach und eine glänzende Steinfassade auf. 

Größe des Büdchens ist für die Anwohner nicht akzeptabel

Die Nachbarn wehren sich gegen den Neubau. Er sei überproportioniert, verstelle so die Sicht auf eine Achse des Jugendstilviertels Klettenberg, die Siebengebirgsallee, und füge sich nicht in die Bebauung vor Ort ein. Zwar möchten sie das Büdchen nicht vertreiben und äußerten Verständnis für den Betreiber, gleichzeitig wollen sie den Bau in der Größe aber auch nicht dulden – während die Verwaltung über eine nachträgliche Genehmigung und eine Umgestaltung der Fassade nachdenkt.

Hier lesen Sie mehr: Inhaber hilflos – Kölner verlangen Änderungen am umstrittenen Klettenberger Büdchen

Ziel des runden Tisches ist es nun, eine Lösung zu finden, die dem öffentlichen Interesse am Denkmalschutz und der Gestaltung des Bereichs entspricht, aber auch die Zukunft des Kiosks und seines Betreibers sichert. Neben den Beteiligten wie Nachbarn und dem Büdcheninhaber, sollen vor allem auch Mitarbeiter der entsprechenden Fachämter der Stadtverwaltung an dem Gespräch teilnehmen.

Die Bezirkspolitiker stimmten einstimmig für den Beschluss, mit unterschiedlichen Begründungen. Marliese Berthmann, Fraktionsvorsitzende der CDU, freute sich, dass es einen runden Tisch geben soll. „Ich bitte nur darum, dass das zeitnah geschieht“, betonte sie. 

Positives Kiosk-Beispiel an der Kitschburger Straße

„Mir tut nämlich der Inhaber leid, der viel investiert hat und nun in der Luft hängt.“ Sie hoffe, dass der Kiosk passend umgebaut werden kann und hatte insoweit einen Tipp: Der Büdchenbesitzer könne sich ein Beispiel am gelungenen Bau des Köski Royal an der Kitschburger Straße nehmen.

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Claudia Pinl, Fraktionsvorsitzende der Grünen, äußerte den Eindruck, dass es die Stadtverwaltung versäumt habe, darauf zu achten, dass der Kiosk sich an seinen Standort einfügt. Und auch Friedhelm Hilgers, Vorsitzender der SPD-Fraktion, sah vor allem die Behörde in der Pflicht: „Es ist nie schlecht, miteinander zu sprechen“, sagte er. „Wir wollen aber darauf hinweisen, dass dieses nur eine Form der Beratung der Verwaltung sein kann, die diese nicht von der Erfüllung ihrer Aufgaben entbindet. Die Verwaltung trägt die Verantwortung.“

Kommentar: Erst Klettenberg, dann ganz Köln

Von Lioba Lepping

Ein Kiosk-Neubau erhitzt seit Monaten die Gemüter in Klettenberg. Was Außenstehenden vorkommt wie eine Verwaltungsposse, zeigt in einer Nussschale das heikle Dreiecksverhältnis von Öffentlichkeit, Bauherren und Verwaltung in Köln. In diesem Fall hat die Verwaltung einem unbedarften Bauherrn eine Sanierung nach Vorgaben genehmigt, die dieser schließlich ignorierte, um kurzerhand neu zu bauen. 

Das Ergebnis an sensibler Stelle im öffentlichen Raum findet nun wenig Anklang bei den Anwohnern. Nun könnte man es sich einfach machen und sagen: Nahversorgung schlägt ästhetisches Empfinden. Doch das würde  bei der Sachlage wohl zu kurz greifen. Anwohner, die sich um das Erscheinungsbild ihrer Stadt sorgen, sind ernstzunehmen. 

Geschlafen hat hier vor allem die Kölner Bauaufsicht

Geschlafen hat hier vor allem die Bauaufsicht, die das von vielen als überdimensioniert empfundene Bauwerk nicht rechtzeitig verhinderte. Nun ist guter Rat teuer, ein runder Tisch soll eine salomonische Lösung ausarbeiten.

Kleines Gedankenspiel: Was, wenn von der Stadt oder einem gesichtslosen Investor in Auftrag gegebene Bauwerke von der Öffentlichkeit in Grund und Boden protestiert würden? Was würde dann aus Vorhaben wie Oper, Laurenz-Carré und anderen Großprojekten….? Auf die Klettenberger Lösung darf man in jedem Fall gespannt sein… vielleicht ließe sie sich aus der Nussschale dann auch auf eine höhere Ebene übertragen….?

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