Die Insel der starken FrauenKölnerin hat einen Zypern-Roman geschrieben

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Julia Lehnen schätzt Zyperns Natur und die Göttin Aphrodite, die im Meer vor der Insel geboren wurde. 

Köln-Lindenthal –  Ewige Liebe und Schönheit. Das wäre Julia Lehnen gewährt worden, wenn sie an einem Sonntag bei Vollmond dreimal um den Felsen im Meer vor dem Strand von Petra tou Romiou geschwommen wäre. So verlangt es die zypriotische Legende.

Er gilt als der Geburtsort der griechischen Göttin Aphrodite. An dem Küstenstreifen der Insel Zypern entstieg sie angeblich einer Muschel, in der sie bei Sturm an Land gespült worden war. Lehnen badete dort bei Sonnenuntergang, an einem Wochentag – und gewann den Jackpot leider nicht.

Kölnerin lässt sich von ihrem Urlaub inspirieren 

Dennoch wurde sie für ihren Ausflug zum Strand belohnt, mit Stoff für ein Buch über ihren Urlaubsort. Der dortige Kult um die Göttin Aphrodite, die Verehrung der Weiblichkeit und ihrer Stärke, faszinierte die Lehrerin für katholische Religion genauso wie die Natur, das Troodos-Gebirge. Die romantischen Forsthäuser im Gebirge waren eine Quelle der Inspiration: So ist die Heldin ihres Romans „Sehnsucht nach Zypern“, der jetzt auf den Markt kommt, eine angehende Försterin. 

Marie, Studentin der Landwirtschaft, reist für ihr Praxissemester auf die griechisch-türkische Insel. Dort erhält sie den Auftrag, den Aphrodite-Wanderführer zu überarbeiten. Durch die Auseinandersetzung mit der Göttin wächst ihr Selbstbewusstsein. Sie macht es sich zur Aufgabe, die Natur auf der Insel zu schützen, den Nationalpark im Troodos-Gebirge, vor allem auch vor Begehrlichkeiten der örtlichen Politik.

Das Buch

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Julia Lehnen: Sehnsucht nach Zypern, Größenwahn-Verlag, 13 Euro

Im Gebirge wurde einst vor allem Kupfer abgebaut. Dem griechischen Namen der Insel, „Kypros“, verdankt das Metall seinen Namen. Nun sollen die Minen wieder öffnen, sich Betriebe ansiedeln, breitere Straßen gebaut und Bäume gefällt werden. Marie stellt sich den Plänen entgegen. Und es wäre kein angemessener Roman über die Insel der Aphrodite, wenn nicht auch die Liebe zu ihrem zypriotischen Kollegen Teil der Geschichte wäre, die so einige Anlaufschwierigkeiten hat.

Anderer Blick auf die Göttin Aphrodite

Schließlich ist Aphrodite eine schillernde Persönlichkeit. „Bisher hatte ich nur ein sehr eingeschränktes Bild von ihr, reduziert auf Liebe und Schönheit“, gibt Lehnen zu. Eine Zypriotin belehrte sie eines Besseren: Die über 80 Jahre alte Archäologin Jaqueline Karageorgis zeigte der Lehrerin die anderen Gesichter der Aphrodite, die Göttin des Lachens, die Schutzpatronin von Städten, die auch einmal zur Kriegsherrin wird.

Auf Zypern ist sie schon seit 3000 v. Christus zuhause, schon bevor die Griechen kamen, wurde sie dort verehrt. Damals hatte sie noch keinen Namen, wurde schlicht als Kypris, die Zypriotin, bezeichnet. „Es galt für sie das gleiche wie für den biblischen Gott Jahwe in Israel“, erzählt Lehnen. „Du sollst Dir kein Bildnis machen. Deshalb haben die Zyprioten sie mit einem großen schwarzen Stein dargestellt.“

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Der Sage nach ist Zypern der Geburtsort der Göttin Aphrodite.

Erst als die Griechen kamen und sie als Aphrodite identifizierten, wichen die Steine den Darstellungen von perfekter weiblicher Schönheit. Lehnen bevorzugt die alten Steine. „Sie stammen noch aus einer Zeit, bevor Frauen in ein Schönheitsideal gepresst wurden und machen deutlich, dass jede Frau anders sein kann“, erläutert sie. Die Verehrung der Göttin sorgt auf Zypern für ein Gegengewicht zu den vielen patriarchalischen Kulten.

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Lehnen begrüßt auch die Aufbruchsstimmung in der katholischen Kirche, wie die Bewegung Maria 2.0 und die der katholischen Frauengemeinschaft. Sie selbst war Herausgeberin der Zeitschrift „Frau und Mutter“. Jüngst hat sie den altbackenen Titel durch den Namen „Junia“ ersetzt. „Es gibt im Römerbrief, eine Stelle, wo der Apostel Paulus einen Gruß an Junias ausspricht, der schon vor ihm Apostel geworden ist“, so Lehnen.

„Theologinnen sind über diesen Namen gestolpert. Sie konnten ihn in antiken griechischen Texten nicht finden, hunderte Male aber den weiblichen Namen Junia.“ Ihre Vermutung, dass Mönche, den Namen beim Abschreiben geändert haben, weil sie es nicht ertrugen, dass Paulus eine Apostelin grüßte, wurde durch Recherchen belegt. „In älteren biblischen Übersetzungen entdeckten sie, dass es tatsächlich Junia heißt.“ Die Apostelin ist mittlerweile rehabilitiert und hat in der Bibel ihren Platz – wie Aphrodite auf Zypern.

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