Dürener Straße in KölnUnterkunft für Geflüchtete nach sechs Jahren bezugsfertig

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Die Wohnungen auf der Dürener Straße können ab sofort bewohnt werden.

Köln – Die Wände sind mit Rauhfasertapete beklebt, weiß gestrichen, ein bisschen glänzend, ansonsten nackt. Dazwischen stehen ein Tisch, ein paar Stühle, ein Herd und einige Betten, ganz funktional. Nichts in den Räumen bietet einen Ankerpunkt für Emotionen. Trotzdem werden die Familien, die dort in wenigen Wochen einziehen, erstmals wieder so etwas ähnliches wie so ein Zuhause finden, vielleicht sogar ein wenig Heimat – das, was sie in ihren Herkunftsländern verloren haben.

Die neue Unterkunft für geflüchtete Menschen an der Dürener Straße 281 ist bezugsfertig. Zwei Systembauten bieten insgesamt 14 Wohneinheiten für maximal 48 Personen, die sich auf zwei Etagen der beiden Systembauten befinden. Mitarbeiter des Amts für Wohnungswesen präsentierten sie Nachbarn: „Zunächst werden 40 Menschen in die neuen Bauten an der Dürener Straße einziehen, davon 14 Kinder und zwei Jugendliche“, schilderte Petra Chims von der Behörde. Für die Sozialarbeiter sind Verwaltungs- und Büroräume vorhanden.

Innenhof als Treffpunkt

Ein Innenhof mit Tischen und Bänken fungiert als Treffpunkt, auch ein „Sozialraum“ soll den künftigen Bewohnern ein Miteinander ermöglichen. Menschen aus sehr unterschiedlichen Ländern und Kulturen werden in dem Wohnheim zusammenleben. Sie kommen aus Guinea, Eritrea, Montenegro, Irak, Afghanistan, Nigeria, Serbien und Syrien. Es hat lange gedauert bis sie nun endlich nach Lindenthal ziehen können. Bereits im Jahr 2014 hatte der Stadtrat angesichts der hohen Anzahl von Flüchtlingen, die nach Köln kamen, beschlossen, dass an der Dürener Straße ein Wohnheim für bis zu 150 geflüchtete Menschen entstehen soll.

Es folgten ein Streit über die Anzahl der Bewohner und die Höhe der Gebäude, der schließlich zu dem Ergebnis führte, dass die Gebäude höchstens zwei Geschosse erhalten und für maximal 60 Personen dort wohnen sollten. Dann gab es weitere Schwierigkeiten bei der Umsetzung. Doch nun stehen die vier Millionen Euro teuren Gebäude. Petra Chims erläuterte genauer, wie sie belegt werden: „Es werden hier hauptsächlich Familien einziehen und alleinerziehende Frauen.“ Bevorzugt würden Eltern mit Kindern, die im Viertel schon Wurzeln geschlagen haben, dort schon eine Schule oder Kita besuchen und chronisch kranke Menschen, die regelmäßig zur Uniklinik müssen.

Eigene Wohnungen statt Hotels

Viele der künftigen Bewohner kommen aus anderen Flüchtlingsunterkünften ganz in der Nähe. Chims kann Beispiele nennen: In den Containerbauten an der Nikolausstraße in Sülz warte beispielsweise eine Mutter mit sechs Kindern bereits sehnsüchtig auf den Umzug. „Die Menschen sitzen bereits seit Januar auf ihren gepackten Koffern, dann kam Corona“, erzählt sie. #

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Auch aus Hotels werden einige Menschen nun endlich in eine eigene Wohnung ziehen. Mitarbeiter des Sozialen Dienst des Amts für Wohnungswesen und des Diakonischen Werks – der mit der Betreuung beauftragte Träger – werden die Neuankömmlinge in Lindenthal beraten und unterstützen. Ulrike Marquardt, die künftige Heimleiterin, hat vor allem einen Wunsch: „Wir hoffen, dass hier eine Gemeinschaft entsteht“, so ihre Worte. Um dieses Ziel zu erreichen, möchte sie mit ihren Kollegen verschiedene Aktivitäten anbieten.

„Wir haben unheimlich viele Ideen“

Das Netzwerk Integration Lindenthal, eine Flüchtlingsinitiative, die sich bereits gegründet hatte, als der Bau der Unterkunft an der Dürener Straße beschlossen wurde, freut sich, dass es sie nun endlich gibt. Die vergangenen sechs Jahre haben die Mitglieder allerdings nicht nur mit Warten verbracht, sondern sich derweil in den Unterkünften in Marsdorf engagiert – und eine Menge dabei gelernt. „Wir haben unheimlich viele Ideen“, sagte Pascale Rudolph von der Initiative. „Wir wissen aber aufgrund unserer Erfahrungen in den Containerbauten an der Max-Planck-Straße und der Hermann-Heinrich-Gossen-Straße, dass immer nur manche davon wirklich gut ankommen. Wir möchten daher erst einmal sehen, was die Menschen brauchen und nicht am Bedarf vorbei etwas organisieren.“

Ein kleines Willkommensgeschenk für die Familien, wie beispielsweise Salz und Brot, sei aber schon geplant, obwohl die Menschen in dem Wohnheim immer noch nicht an dem endgültigen Ziel ihrer langen Reise angekommen seien. „Das große Thema ist immer eine eigene Wohnung auf dem privaten Wohnungsmarkt zu finden“, sagt Rudolph. „Mein Wunsch ist es, dass sich ältere Leute finden, die alleine in viel zu großen Wohnungen leben und den Flüchtlingen ein Zimmer zur Verfügung stellen.“ Das sei zwar sicher nicht so einfach. „Aber man darf ja noch träumen.“

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