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Elternhaus in Köln-LindenthalEin zweites Zuhause auf Zeit für Eltern kranker Kinder

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Eltern und Geschwister finden im Elternhaus ein Zuhause, während der an Krebs erkrankte Sohn in der Uniklinik behandelt wird.

Lindenthal –  Die Augen schauen neugierig, die großen Ohren sind gespitzt, die Flügel weit aufgespannt. „Nur Fledermäuse lassen sich hängen, steht unter dem Bild.“ Aber die lustigen Gesellen darauf sehen gar nicht so aus, als ob sie das vorhaben.

Das Kunstwerk eines elfjährigen ehemaligen Patienten hängt direkt im Eingangsbereich des Elternhauses auf dem Gelände der Universitätsklinik Köln. Es macht Mut. Überhaupt wirkt das Gebäude anders als gewöhnliche Klinikstationen, gemütlicher, einladender, wärmer, auch fröhlicher. Seit der Förderverein krebskranker Kinder es 1998 gebaut hat, bietet es Eltern, deren Kinder schwer erkrankt sind, ein zweites Zuhause in unmittelbarer Nähe der Kinderonkologie. Die kleinen Patienten haben die Möglichkeit, ihre Eltern jederzeit anzurufen, jederzeit zu ihnen zu eilen, auch in der Nacht. „Das gibt den Eltern Sicherheit und auch den Kindern“, sagt Andrea Tepe, Leitern des Elternhauses. Das Elternhaus ist das Herzstück des Fördervereins krebskranker Kinder. 1996 hat er sich gegründet – an einem Wohnzimmertisch, einfach aus der Not heraus. Andrea Tepe erinnert sich: „Damals war die Situation schlimm. Es gab Sechsbettzimmer und ein Klo für alle.“ Das war den lebensbedrohlich erkrankten Kindern und ihren Familien nicht zuzumuten. So wurden die Eltern aktiv.

Nun – 22 Jahre später – ist der Verein mit dem Ehrenamtspreis ausgezeichnet worden, denn die Mitglieder haben viel erreicht: Sie haben Familien kranker Kinder in sozialen Notlagen, Forschungsprojekte und den Neubau der Kinderonkologie unterstützt – und das Elternhaus gebaut. Nicht nur für Familien, die nicht aus Köln kommen, ist es eine wichtige Anlaufstelle. Wenn ein kleines Kind schwer krank ist, kann der Weg ans andere Ende von Köln zu weit sein oder es muss zumindest ein Elternteil möglichst immer vor Ort sein. Aber auch älteren Kindern hilft es, wenn Mutter und Vater ein eigenes Zimmer in der Nähe haben. „Dann können die Kinder auch einmal alleine sein, ohne dass die Eltern dafür nach Hause fahren müssen“, schildert Andrea Tepe.

Kicker für größere Patienten

Es gibt 15 Appartements für die Eltern im Haus. Geschwisterkinder sind ebenfalls willkommen und werden dort von der hauseigenen Erzieherin betreut. „Unser Haus ist ein Treffpunkt für die Familien erkrankter Kinder“, so Tepe. Und Marlene Merhar, Vorsitzende des Fördervereins, betont: „Am wichtigsten ist uns, dass die Eltern sich wohl fühlen, wenn sie von der Klinik hierher kommen, wo sie oft zwölf Stunden am Krankenbett ihres Kindes gesessen haben. Wir möchten, dass sie hier ein zweites Zuhause auf Zeit finden.“

Das Elternhaus bietet eine Rundumversorgung. Eine Küche mit mehreren Herden steht den Familien zum Kochen zur Verfügung. Sie können gemeinsam essen oder alleine auf dem Zimmer. Es gibt Elternabende zu bestimmten Themen, psychosoziale Angebote, Yoga und Kreativangebote, einen Spielplatz für die kleinen Gäste und Spielkonsolen sowie einen Kicker für die etwas größeren Patienten. Der Förderverein organisiert zudem Ferienwochen auf dem Bauernhof für die Geschwisterkinder und Segelfreizeiten für Patienten. „Sie werden vor allem gerne von den Ehemaligen genutzt“, sagt Tepe. Die Erfahrung, die eine solche schwere Erkrankung mit sich bringt, präge die jungen Menschen, die sich manchmal in der Klinik kennen lernen und dann nicht mehr sehen.

„Und natürlich gibt es auch unsere Wandertage für verwaiste Eltern und am Ende jedes Jahres einen Gedenktag für verstorbene Kinder“, so Tepe. Denn auch, wenn die Heilungschancen für an Krebs erkrankte Kinder heute sehr gut seien, gäbe es eben auch die, die nach der Therapie wieder kommen, einmal oder mehrmals, und jene, die es dann am Ende nicht schaffen. Der junge Künstler names Sven-Hendrik, dessen Fledermausbild im Eingangsbereich des Elternhauses hängt, gehörte zu jenen Kindern. Er ist im Alter von elf Jahren gestorben. Sein Mut ist im Haus geblieben. www.krebskrankekinder-koeln.de

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