Fahrradparkhaus für Köln-WeidenEin Bike Tower soll das Chaos ordnen

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Radhaus Offenburg

Das Radhaus in Offenburg

  • Die Zahl der Fahrrad-Pendler ist in den letzten Jahren explodiert.
  • Auf dem Parkplatz Weiden-West finden sie schon lange nicht mehr genug Abstellplätze.
  • Die Stadt will hier noch in diesem Jahr den Bau des ersten Bike Tower beginnen.

Weiden – Die Stadtgrenze im Kölner Westen ist ein Dschungel aus Fahrrädern. Pendler aus dem westlichen Umland steuern den Park-and-Ride-Platz Weiden-West meist schon in den Morgenstunden an, um ihren Pkw oder ihr Fahrrad abzustellen und mit der KVB-Linie 1 weiter zu fahren. Wer später kommt, findet oft keinen Platz mehr. Sein Gefährt an der Endstation abzustellen, ist attraktiv, hier beginnt eine neue Tarifzone, ab Weiden-West gilt das City-Ticket. Wer mit dem Fahrrad zum Park-and-Ride-Platz fährt, absolviert also nicht nur eine Sporteinheit, sondern spart noch Geld.

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Fahrräder-Schlangen am Bahnhof Weiden-West

Zu wenige Abstellplätze

Die Folge: Wo auch immer an den 72 überdachten Ständern ein Eckchen frei ist, sind Fahrräder angekettet. 35 abschließbare Fahrradboxen stehen zur Verfügung. Nicht genug. Die Warteliste für einen solchen Platz ist lang. Wer keine halbwegs sichere Abstellmöglichkeit ergattert, parkt sein Rad „wild“ irgendwo vor Ort. Der großen Nachfrage nach einem Fahrrad-Abstellplatz in Weiden-West möchte die Stadt jetzt mit einem passenden Angebot nachkommen: Kölns erster „Bike-Tower“ soll auf dem Parkplatz entstehen, so wie es ihn in manchen anderen Städten, wie beispielsweise in Offenburg, schon gibt. In der Mülheimer Bezirksvertretung gibt es Überlegungen, auf dem Wiener Platz einen Fahrradturm als Torhaus errichten zu lassen. Mit dem Bau, in dem künftig die Räder platzsparend hochgestapelt, statt wie bislang nebeneinandergestellt werden, sollen auf nur etwa 56 Quadratmeter Grundfläche 120 Abstellmöglichkeiten entstehen. Elf Meter soll er hoch sein, wie es sich für einen kölschen Turm gehört. Die Stadtverwaltung hat eine Beschlussvorlage erarbeitet. Die Bezirksvertretung Lindenthal und der Finanzausschuss sollen mit „Dringlichkeitsbeschlüssen“ darüber befinden. Noch 2020 möchte die Stadt Köln ihn bauen.

Fünf Bike Towers für Köln

Es soll der erste von fünf geplanten „Bike Tower“ sein, die unter anderem auch an den Haltestellen Porz-Rhein und Brück Mauspfad errichtet werden sollen. So eilig wie die Verwaltung die Umsetzung des Plans in Weiden-West betreibt, hatte sie es lange nicht. Das Bike-and-Ride-Konzept existiert bereits seit 1994. Seitdem wird auch im Zwei-Jahres-Rhythmus die tatsächliche Nutzung erhoben. Seit etwa zehn Jahren kommt sie zu dem immer gleichen Ergebnis: Die Nachfrage an Fahrradparkplätzen übersteigt das Angebot. So ist die Zahl der täglich an allen Kölner Haltestellen geparkten Fahrräder von 5100 (1994) laut Auskunft der Stadt um fast 9600 auf mehr als 14 700 im Jahr 2018 gestiegen. Das entspricht einer Steigerung um 188 Prozent. Alleine in den vergangenen beiden Jahren habe es einen Zuwachs von zehn Prozent (rund 1300 geparkten Fahrrädern) gegeben, heißt es auf den Seiten der Stadt. Die Entwicklung war absehbar.

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Fahrrad in der Box

In einigen Monaten sollen Radler ihren fahrbaren Untersatz sicher in einem Parkhaus abstellen können: Der Kunde erhält eine Karte, die er an ein Lesegerät halten muss. Daraufhin wird die Box von ihrem Platz herangefahren und kommt hinter dem Tor zum Stehen. Wenn es sich öffnet, blickt der Nutzer in das zwei Meter lange Behältnis, wo das Rad mit einem Bügel befestigt wird. An der Wand ist ein Haken als Aufbewahrungsort für den Helm oder eine Tasche angebracht. Wenn der Kunde alles in der Box untergebracht hat, bewegt sie sich in ihre Parkposition zurück. Ein bis zwei Minuten sind dafür erforderlich. Zeit müssen die Radpendler also nur in geringem Maße investieren. Das gilt auch für Geld: Nur 60 Euro soll ein Parkhausplatz im Jahr kosten, 35 Euro für sechs Monate, 7,50 Euro für einen Monat. Der Bike-Tower wird voraussichtlich netto rund 450000 Euro kosten und wird zu 80 Prozent vom Bundesumweltministerium und der Klima-Initiative im Rahmen des Bundeswettbewerbs „Klimaschutz durch Radverkehr“ gefördert.

Beitrag zur Verkehrswende

Christoph Schmidt, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) Köln freut sich über das neue Angebot: „Der Standort ist sehr gut gewählt“, betont Schmidt. „Gerade in Weiden-West ist die Nachfrage nach sicheren Abstellmöglichkeiten für Räder riesig. Fahrradparkhäuser an den ÖPNV-Knotenpunkten erlauben es Ein- und Auspendlern, eine Teilstrecke mit dem Fahrrad oder E-Bike zurückzulegen.“

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Räder sollen künftig wohlsortiert im Bike Tower abgestellt werden können.

Die Tower seien somit ein wichtiger Beitrag für die Verkehrswende. Auch die Bezirkspolitikerin Christiane Rittner (CDU) ist zufrieden. Die ehemalige Weidenerin setzt sich schon lange für den Ausbau des Park-and-Ride-Platzes an der westlichen Stadtgrenze ein: Durch ausreichende Stellplätze für Fahrräder ließe sich für die Bewohner des Umlandes die Abhängigkeit vom Auto vermindern, betont sie. „Die Nutzung des Fahrrades ist zeitgemäß, ökologisch sinnvoll und wird immer beliebter.“ Ein solches Angebot sei an allen wichtigen Bahnhöfen in Köln nötig, da das Fahrrad eines der zentralen Verkehrsmittel der Zukunft darstellt, findet sie.

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