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Für saubere Luft36 neue Ladestationen für Elektroautos in Köln-Lindenthal geplant

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Auch in der Ni­kolaus­straße soll eine La­de­sta­tion ein­ge­rich­tet werden.

Köln-Lindenthal – Noch herrscht die Ruhe vor dem Sturm. Wenige batteriebetriebene Gefährte sind bislang in den Kölner Straßen unterwegs. Doch Automobil-Hersteller planen bereits eine Marktoffensive mit Elektrofahrzeugen, und die Gerichte machen mit der Verpflichtung, Fahrverbote für Diesel zu verhängen, Druck auf die Städte. Elektromobilität wird zum festen Punkt im Luftreinhalteprogramm. Ihr gehört die Zukunft, auch in Köln. Der Berater für Informationstechnologie und Verkehr Thorsten Gehrlein erläuterte jetzt in der Bezirksvertretung Lindenthal das neue Standortkonzept für Ladestationen, an denen Elektroautos künftig mit Strom versorgt werden sollen.

Der Stadtrat hatte es bereits 2016 in Auftrag geben, Mitarbeiter der Stadtwerke, der Rheinenergie und Thorsten Gehrlein haben es erarbeitet. Nun sollen die politischen Gremien darüber beschließen. Derzeit sind in Köln 760 reine Batterie-Elektro-Fahrzeuge angemeldet. Die Bezirkspolitiker stimmten einstimmig für die Aufstellung der geplanten Ladestationen im Stadtbezirk Lindenthal.

Mehr Ladestationen erforderlich

Wie wird sich die Elektromobilität in Köln entwickeln? Gehrlein erläuterte die Dringlichkeit. „Die Zahlen an Elektroautos werden drastisch nach oben schnellen“, prognostizierte er. „Daher müssten im Stadtgebiet deutlich mehr Ladestationen aufgebaut werden. Laut Auftrag der Politik sollen im Stadtgebiet 400 neue Ladepunkte geschaffen werden. „Zwei sind in der Regel an einer Station installiert, also braucht es 200 Standorte“, erläuterte er. Diese seien nun gefunden, darüber noch 100 mehr, als Reserve. Für den Stadtbezirk Lindenthal sind 36 Ladestationen (und weitere fünf als Reserve) vorgesehen.

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Wie haben die Berater und die Stadtverwaltung die Standorte ermittelt? „Wir haben erst einmal eine grobe Verteilung auf die Stadtbezirke vorgenommen. Dann haben wir Standorte recherchiert, geprüft und mit den Mitarbeitern der Fachämter durchdiskutiert“, schilderte Gehrlein. „Alle ermittelten Standorte sind freigegeben.“ Die Kriterien bei der Suche waren statistische, wie beispielsweise die Einwohnerzahl, verkehrliche Aspekte, wie die generelle Parkplatzsituation und der Abstand zu Fuß- und Radwegen, die bereits vorhandene Ausstattung mit Ladestationen und Standortkriterien, wie der Aufbau eines möglichst lückenlosen Netzwerks. Auch die Frage, ob sich Großparkplätze an Zentren anboten, spielte eine Rolle, außerdem wirtschaftliche Aspekte, wie die prognostizierte Auslastung einer Station, sowie die Kosten des Anschlusses vor Ort.

Zehn mögliche Standorte in Sülz

Wo sind die Ladestationen für Elektroautos vorgesehen? In den Innenstadt-näheren Vierteln ist die Dichte höher. So haben die Experten in Sülz zehn Standorte ins Auge gefasst, beispielsweise den Parkplatz vor den Gymnasien an der Nikolausstraße und die Parkbuchten in der Mitte der Remigiusstraße. Weitere Ladestationen sollen an der Hans-Carl-Nipperdey-, an der Hermeskeiler, an der Lothar- und an der Mommsenstraße entstehen, ebenso am Hermeskeiler und am Auerbachplatz. Am Gottesweg sind gleich zwei weitere Stationen vorgesehen. In Klettenberg sind Ladestationen am Klettenberggürtel, an der Rhöndorfer und der Geisbergstraße geplant. In Lindenthal haben die Fachleute Standorte an größeren Verkehrsachsen ins Auge gefasst, beispielsweise am Stadtwaldgürtel, an der Oskar-Jäger-, der Dürener, der Universitäts-, der Kerpener, der Bachemer, der Gleueler und der Mommsenstraße. Eine weitere ist am Lortzingplatz vorgesehen.

In Braunsfeld werden zwei Ladestationen an der Stolberger-, eine an der Eupener Straße und eine am Hültzplatz entstehen. In Müngersdorf werden zwei gebaut und zwar an der Vitalisstraße und am Alten Militärring. In Junkersdorf wird eine an der Aachener Straße stehen, weitere Am Römerhof, am Kölner und am Guntharplatz. Weiden erhält eine Ladestation an der Lessingstraße, Lövenich eine an der Kirchgasse und Widdersdorf eine Am Aspelkreuz.

Große Ballung von Standorten

Was sagten die Lindenthaler Bezirksvertreter dazu? Fragen hatten die Politiker vor allem im Hinblick auf die Verteilung. „Wir haben eine große Ballung von Standorten in Sülz/Klettenberg und Lindenthal“, kommentierte der stellvertretende Bezirksbürgermeister Roland Schüler (Grüne). „Je weiter wir nach Westen kommen, desto mehr dünnt das aus, so dass es dort nur eine Säule für einen eigenständigen Vorort von 25.000 Menschen gibt.“

Es sei aber doch gerade erstrebenswert, dass die Menschen außerhalb der Innenstadt auf E-Autos umsteigen. Da die innerstädtischen Bewohner eh leichter auf das Fahrrad zurückgreifen könnten. Gehrlein nannte die Gründe für die Standortverteilung: „Eine Rolle spielte auch die Eigenheimquote, die in den Randgebieten deutlich höher ist. Wer einen eigenen Parkplatz hat, kann sich auch selbst eine Ladestation installieren und braucht keine im öffentlichen Raum.“

Teilweise hätte die Verwaltung in den Vierteln auch einfach keine Standorte gefunden. Wenn die Politiker eine Idee hätten, wo noch eine installiert werden könnte, könne man diese noch berücksichtigen. Es seien auch einige weitere Standorte als Reserve ermittelt worden. So oder so zeige der Blick in die Zukunft, dass noch weitere aufgebaut werden müssten.

Noch keine Entscheidung in Ehrenfeld

Für den Bezirk Ehrenfeld sind in der Konzeptvorlage 27 mögliche Standorte genannt. Allerdings wollte sich die Bezirksvertretung darauf noch nicht festlegen. Während für die Stadtteile Vogelsang und Bocklemünd nur jeweils eine infrage kommende Stelle ermittelt wurde, sind es für Ossendorf immerhin schon zwei. Dort gibt es jedoch im Gewerbegebiet Am Butzweilerhof schon Ladesäulen. Für Bickendorf kämen vier Standorte in Betracht.

Die Schwerpunkte im Bezirk liegen in Neuehrenfeld und Ehrenfeld. Neun Stellen wurden für Neuehrenfeld vorgeschlagen, das zudem schon am Parkgürtel auf dem Firmengrundstück der Rheinenergie einen Standort mit Ladesäulen hat. Zehn mögliche Standorte weist das Konzept für den Stadtteil Ehrenfeld auf. Diese Zahl sei zwar ausreichend, jedoch kämen viele davon nur als Option infrage, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. (Rös)

E-Autos in der Diskussion

Ob Elektroautos die Umwelt wirklich weniger belasten werden als herkömmliche Verbrennungsmotoren, wird heftig diskutiert. Sie selbst verschmutzen zwar nicht die Luft, aber die Kohle- und Gaskraftwerke, die in Deutschland immer noch den meisten Strom liefern, den die E-Autos benötigen, sind starke Luftverschmutzer. Zusätzlich erfordert der Bau eines Elektroautos, besonders die Herstellung seiner Batterie, einen Aufwand, der bei keinem konventionellen Wagen anfällt.

Die Frage ist daher, ob Elektroautos einen ökologischen Vorteil gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren bieten. Dabei spielen Faktoren, wie der Stromverbrauch des Autos und vor allem die Herkunft der Elektrizität eine Rolle. Wenn der Strom aus erneuerbaren Energien kommt, ist die Ökobilanz in jedem Fall besser.

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