Fund im GrüngürtelHerkunft des mysteriösen Kreuzes geklärt

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Das Kreuz im Unterholz

Das Kreuz im Unterholz

Köln-Sülz/Klettenberg – Es war ein etwas unheimlicher Fund. Eine Klettenberger Familie stieß bei einem Streifzug mit ihrem Hund durch den Äußeren Grüngürtel auf einen alten Grabstein, unweit des DJK-Trainingsgeländes. Laut Inschrift stand er einmal auf dem Grab eines Mannes namens Albert Lang, der schon seit vielen Jahrzehnten tot ist, seit 1930.

Bei dem Verstorbenen handelt es sich allerdings weniger um einen geheimnisvollen Unbekannten als um einen Menschen mitten aus dem Viertel. Das haben Recherchen ergeben, zu denen Leser des „Kölner Stadt-Anzeiger“ beigetragen haben.

Hausmeister an der Sülzer Volksschule

Albert Lang war Hausmeister an der damaligen Sülzer Volksschule, Redwitzstraße 80. Hobby-Ahnenforscherin Ute Kames hat im digitalen Lesesaal des historischen Archivs der Stadt gestöbert und seine Sterbeurkunde gefunden. Danach wurde er am 10. Juni 1885 in Köln-Nippes geboren und ist gestorben am 1. April 1930 im Augusta-Hospital, anders als die verwitterte Inschrift des Grabsteins hatte vermuten lassen.

Was von den Zahlen noch übrig war, hatte darauf hingedeutet, dass Lang am 18. Juni 1885 geboren wurde und am 10. April 1930 verstorben ist.

Was den Todestag betrifft, ist davon auszugehen, dass der in der Urkunde genannte Tag richtig ist. Der Widerspruch zwischen Grabstein und Sterbeurkunde, im Hinblick auf das Geburtsdatum, lässt sich nicht eindeutig klären.

Der Sülzer Fotograf Eusebius Wirdeier, der selbst an einem Band mit historischen Bildern aus Sülz, Lindenthal und Klettenberg arbeitet, begründet die Zweifel: „Die Geburtstage sind auch manchmal in den alten Sterbeurkunden falsch.“ Nicht richtig ist die Urkunde jedenfalls im Hinblick auf den Geburtsort „Köln-Nippes“.

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1885 gehörte die Gemeinde Nippes noch zur Bürgermeisterei Longerich und nicht zu Köln. Erst 1888 wurde Nippes nach Köln eingemeindet. Die Urkunde wirft weitere Fragen auf: Albert Lang war Ehemann von Johanna Lang, geborene Helse. Was wurde aus der Sülzerin Johanna Lang? Und woran verstarb der damals 44-Jährige?

Die städtischen Kliniken dürfen keine Auskunft zu Patientendaten geben, können es aber auch gar nicht mehr: „Patientenakten werden nur bis zu 30 Jahren aufbewahrt“, sagt Monika Funken, die Pressereferentin der Kliniken Köln. „Viele Dokumente sind zudem mit dem Einsturz des Stadtarchivs verloren gegangen.“ Um solche Fälle zu lösen, brauche es mehr als Recherche, sie seien Gegenstand für einen Forschungsauftrag.

Unfall möglicherweise Todes-Ursache

Der Sammler alter Geschichten, Wirdeier, kann sich zumindest ausmalen, woran der 44-jährige Hausmeister starb. „Der Todeszeitpunkt ist um 5.50 Uhr in der Frühe an einem Dienstagmorgen im April“, überlegt er. „Es war wahrscheinlich noch kalt. Der Hausmeister heizte in der Regel die Schule vor. Vielleicht ist er bei einem Unfall mit dem Kessel ums Leben gekommen.“ Möglicherweise sei es aber auch ganz profan gewesen, und der Mann habe schon länger krank im Augusta-Hospital gelegen.

Wie es nun war, wird wohl ein Geheimnis bleiben, genauso wie die Umstände, unter denen der Grabstein in den Grüngürtel gelangte.

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