Gastronom vor dem AusKölner Verwaltung verweigert Erlaubnis für Außengastronomie

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Marsel Alajbegovic (5.v.l.) mit seiner Tochter, Stammgästen und Bezirkspolitikern vor dem Café Laura

Marsel Alajbegovic (5.v.l.) mit seiner Tochter, Stammgästen und Bezirkspolitikern vor dem Café Laura

  • Zwar sind Cafés und Restaurants wieder geöffnet. Doch wegen der Corona-Pandemie meiden die Menschen Innenräume und suchen sich Plätze im Freien.
  • Das Problem: Das Ordnungsamt untersagt Marsel Alajbegovic für sein Café Laura in Köln-Sülz die Außengastronomie.
  • Nun steht der Gastronom vor dem Aus – und Hilfe von der Politik könnte zu spät kommen.

Sülz – Drinnen herrscht Wohnzimmeratmosphäre. Sessel, Holztische und unzählige Bilder an der Wand verbreiten Gemütlichkeit – doch einen Platz in der Sonne bietet das Café Laura am Gottesweg nicht. Als Marsel Alajbegovic es vor einigen Monaten öffnete war das auch nicht nötig. Im Winter und den noch kalten Frühlingstagen, kuschelten sich die Gäste in die Polstermöbel. Der Laden brummte. Dann kam das Coronavirus – und zwang den Gastronom, seinen neuen Betrieb zu schließen.

Jetzt in den Sommermonaten, wo die Restaurants und Cafés wieder geöffnet sind, hat sich die Lage für Alajbegovic kaum gebessert: Die Menschen meiden die Innenräume und suchen sich Plätze im Freien, wie es sie am Gottesweg reichlich gibt. Das Café Laura bleibt leer: „Wochenlang durfte ich wegen der Corona-Krise nicht öffnen, und jetzt bekomme ich gerade einmal die beiden Tische am Fenster besetzt“, klagt er. „Damit kann ich nicht einmal die laufenden Kosten decken.“

Ordnungsamt untersagt Außengastronomie

Also beantragte er beim Ordnungsamt, drei Längsparkplätze vor seinem Lokal in Außengastronomie umfunktionieren und Tische und Stühle dort aufstellen zu dürfen. Schließlich hatte die Bezirksvertretung Lindenthal im Mai dieses Jahres mit einstimmigem Beschluss die Stadt gebeten, aufgrund der Corona-Krise unbürokratisch Flächen für Außengastronomie zu genehmigen und zwar vor allem auch, indem Parkplätze dafür genutzt werden. Die Stadtverwaltung versprach in einer Pressemitteilung ähnliches: „Die Verwaltung bietet den Gastronomen ein vereinfachtes und schnelles Verfahren für die Erweiterung bereits bestehender Außengastronomieflächen.“

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Um so erstaunter war Alajbegovic über die ablehnende Antwort des Ordnungsamts. Durch das Aufstellen von Tischen und Stühlen auf den Parkplätzen würde die Fläche dem Gemeingebrauch entzogen, so die Antwort der Sachbearbeiterin. Das stelle eine Sondernutzung dar. Bevor sie eine gebührenpflichtige Ablehnung schreibe, würde sie ihm die Gelegenheit geben, von dem Vorhaben Abstand zu nehmen. Sie begründete die Weigerung damit, dass es für den Stadtbezirk Lindenthal aktuell keinen Beschluss der Bezirksvertretung gäbe, wonach Parkplätze für Außengastronomie freigegeben würden.

Das sorgte für Empörung bei den Bezirkspolitikern, die die Verwaltungsangestellte sofort darüber aufklärten, dass sie eine solche Entscheidung getroffen haben. Dies wiederum veranlasste die Verwaltungsmitarbeiterin allerdings auch nicht, die gewünschte Genehmigung zu erteilen.

Erweiterung nur für bereits vorhandene Außengastronomie

Auf Nachfrage gibt die Stadtverwaltung nun allerdings einen anderen Grund an: Das vereinfachte Verfahren, das die Verwaltung in der Corona-Krise anbietet, sei ausdrücklich der Erweiterung vorhandener Außengastronomie vorbehalten. Der Cafébesitzer beantrage aber eine gänzlich neue Nutzung.

„Der Gastronom hat zudem den Wunsch, Tische und Stühle dauerhaft und nicht nur für die aktuelle Saison aufbauen zu können“, so Robert Baumanns, Sprecher der Stadt. „Insofern müssen hier weitere Fachdienststellen in die Prüfung einbezogen werden und positive Stellungnahmen abgeben.“ Das Verfahren laufe aktuell noch. Die Rückmeldungen der unterschiedlichen Fachämter und Dienststellen lägen noch nicht vor.

„Die mögliche Genehmigung wird abschließend geprüft und – sofern Zustimmungen von Feuerwehr, des Stadtplanungsamtes, des Amtes für Straßen und Verkehrsentwicklung sowie der Polizei vorliegen – kurzfristig erteilt“, verspricht Baumanns. Somit ist der Antrag zwar nicht abgelehnt, das komplizierte Verfahren könnte aber dazu führen, dass es Herbst wird, bis Marsel Alajbegovic die Genehmigung bekommt.

Kölner Gastronomen in der Corona-Krise helfen

Die Lindenthaler Bezirkspolitiker ärgern sich darüber, dass es so schwierig ist, einige Parkplätze für Außengastronomie zu räumen. „Ich bin ja eigentlich die Hüterin aller Parkplätze“, sagt die Vorsitzende der CDU-Fraktion, Marliese Berthmann, „aber in diesem Fall kann ich es nicht verstehen, dass es Herrn Alajbegovic nicht erleichtert wird, einige Tische darauf aufzustellen. Man kann doch jemanden nicht so einfach in den Ruin treiben.“ Jörg Beste, sachkundiger Bürger im Stadtentwicklungsausschuss, ergänzt: „Es ist erklärter politischer Wille nicht nur der Bezirksvertretung, sondern auch des Stadtrats, den Gastronomen in der Krise dadurch zu helfen, dass es ihnen erleichtert wird, Außengastronomie einzurichten.“

Die Stammgäste bangen mittlerweile um ihr Lieblingscafé, falls die Hilfe nicht kommt. „Es gibt hier superleckeren Kaffee in einer tollen Atmosphäre“, findet Besucherin Virginia Linneman. Marsel ist nett und gibt sich so viel Mühe.“ Er und sein Café seien eine Bereicherung für die Gastromeile, die am Gottesweg entstanden ist. Ihr Mann Thomas Liese ergänzt: „Die Entwicklung hat der Straße und dem ganzen Viertel gut getan.“ Und dafür sei vor allem die Außengastronomie verantwortlich.

Café Laura, Gottesweg 116; Geöffnet: Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag 9- 20 Uhr, Samstag 10 bis 20 Uhr, Sonntag 10 bis 18 Uhr, Mittwoch ist Ruhetag.

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