Gastronomie schließt in Sülz„Steirische Botschaft“ sucht einneue Heimat

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Eine Impression aus dem Biergarten

Eine Impression aus dem Biergarten

  • Das Lokal im Kleingartenverein Kletterrose musste schließen, weil der Pachtvertrag nicht verlängert wurde

Köln-Sülz – Wer noch nicht dort war, wollte eigentlich schon längst einmal hin - dazu ist es jetzt zu spät. Das österreichische Restaurant "Die Steirische Botschaft" im Kleingartenverein Kletterrose ist geschlossen, knapp zwei Jahre nach der Eröffnung. Dabei hatte sich das Lokal in relativ kurzer Zeit vom Geheimtipp zur festen Anlaufstelle im Ausgehprogramm der Menschen im Westen gemausert.

Der Österreicher René Stessl und seine Lebensgefährtin Petra Martinetz verwöhnten ihre Gäste mit Spezialitäten aus der Heimat des Wirts, wie Käsesalat mit Weintrauben und Kürbiskernöl, Schupfnudeln mit Marillenröster.

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Doch nun hat der Vereinsvorstand den Pachtvertrag nicht verlängert - und so geht zu Ende, was wohl nie richtig zusammen gepasst hat. Die Vorstandsmitglieder und der Gastronom hatten sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, wie das Lokal betrieben werden sollte.

„Der Pächter hat den Pachtvertrag in keiner Weise eingehalten“, begründet der Vorsitzende des Vereinsvorstands, Manfred Bloeming, die Entscheidung. "Das Vereinshaus ist ein Kommunikationszentrum für die Kleingärtner und kein Lokal für Köln und Umgebung." Der typische Gartenbesitzer erledige erst seine Arbeit auf seiner Parzelle und gehe danach im Vereinsheim ein Bier trinken.

„Dort solle man auch einmal mit Gummistiefeln etwas trinken oder essen gehen können“, führt Bloeming aus. Die Steirische Botschaft habe sich dagegen zum Nobelrestaurant entwickelt. Es sei zudem gerade oft dann geschlossen gewesen, wenn die Vereinsmitglieder es besuchen wollten.Das sieht Renée Stessl allerdings anders: „Wir haben eine einzige Flasche Wein für 36 Euro“, sagt er. Alle anderen Getränke und auch Speisen seien deutlich günstiger und von dem Angebot eines exklusiven Lokals weit entfernt.

„Die Kleingärtner hätten es gerne gehabt, dass wir das Kölsch für 1,20 Euro verkaufen, aber das rechnet sich wirtschaftlich nicht. Ich sollte morgens zum Frühschoppen öffnen, aber mittags wegen der Ruhezeit schließen“, ärgert sich Stessl. „Dann hätten wir uns erst einmal zwei Stunden in den Park legen können, bevor wir wieder öffnen.“

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Gastrokritikerin Julia Floß in der Steirischen Botschaft in Sülz

Der Vereinsvorstand habe auch verlangt, dass er bei strömenden Regen das Lokal geöffnet hält. „Wenn aber niemand kommt, rentiert sich das für uns nicht“, betont der Wirt. Er hält das Problem für ein grundsätzliches: Der Vorstand scheue das Risiko, ein Lokal zu betreiben, wälze es deswegen auf einen Gastronomen ab und rede ihm dann hinein. „Man muss sich an die Gaststättenordnung halten und zusätzlich auch noch an die Vereinssatzung“, so Stessl. Das sei eine ungünstige Situation für jeden Pächter und habe Folgen für das Speisenangebot: „Dann gibt es halt Bockwürstchen mit Kartoffelsalat aus dem Eimer“, so der Gastwirt.

Große Trauer im Viertel

Darüber ist die Trauer im Viertel und bei den zahlreichen Stammgästen groß. Auf der Facebookseite des Lokals reihten sich ihre betrübten Posts aneinander. „Endlich hatte der Schrebergartenverein Kletterrose eine echte Bereicherung bekommen“, schreibt eine Kundin. „Viele Bewohner aus Sülz und dem Umland haben die Steirische Botschaft mit großer Begeisterung besucht.“

Ein anderer Gast klagt wehmütig. „Ich vermisse die Jausenplatte jetzt schon.“ Ob er sie bald wieder irgendwo im Viertel bestellen kann, steht noch nicht fest. „Wir haben bislang keine Alternative“, so Stessl. „Wir suchen zurzeit etwas Passendes, am liebsten im Viertel.“

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