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Geschenk von NachbarnStadt Köln entfernt unerlaubt aufgestellte Bank für 89-Jährigen

Lesezeit 3 Minuten
Karin Kleffmann und Christoph Dornbusch haben die Bank für ihren Nachbarn aufgestellt.

Karin Kleffmann und Christoph Dornbusch haben die Bank für ihren Nachbarn aufgestellt.

  • Christoph Dornbusch und seine Frau Karin Kleffmann aus Lindenthal haben ihrem Nachbarn, einem 89-jährigen Senior, eine Holzbank an den Rand des Grünstreifens gestellt, damit er sich bei seinen Spaziergängen ausruhen kann.
  • Das Möbelstück ist auch für andere Senioren gedacht. Doch die Stadt ließ die unerlaubt im öffentlichen Raum aufgestellt Bank entfernen.
  • Und auch einige Nachbarn sind nicht begeistert über die Guerilla-Aktion. Doch das Paar will nicht aufgeben.

Lindenthal – Die Allee mit ihrem begrünten Mittelstreifen nebst Gehweg lädt dazu ein, entspannt von der Ecke Aachener Straße Lindenthalgürtel in den Stadtwald zu bummeln. Doch die rund 500 Meter Entfernung über die Hültzstraße können für manche Menschen eine beschwerliche Distanz sein – für Menschen wie Gustav zum Beispiel .

Der 89-Jährige, der in der Straße wohnt, ist gerne dort unterwegs. Damit er zwischendurch eine kleine Pause einlegen kann, haben ihm seine Nachbarn zu seinem Geburtstag ein besonderes Geschenk gemacht: Eine Holzbank. Sie haben die Sitzgelegenheit an den Rand des Grünstreifens gestellt und mit einer Kette gegen Diebstahl gesichert. Ein symbolisches Geschenkpäckchen haben sie an die Rückenlehne geheftet, mit einer Mitteilung darauf: „Gustavs Bank. Für alle lieben Menschen mit manchmal müden Beinen.“ Denn nicht nur der ältere Herr, sondern auch andere sollen künftig auf der neuen Sitzgelegenheit eine Pause einlegen können.

Neben dem Geschenkpäckchen prangte allerdings bald ein grüner Zettel von der Stadt, mit der Aufforderung an die Nachbarn, das Möbelstück so schnell wie möglich zu entfernen. Mittlerweile sind sie der Anweisung nachgekommen, halten es aber nach wie vor für eine gute Idee, auf dem Mittelstreifen eine Sitzgelegenheit aufzustellen.

Anwohner Christoph Dornbusch gehört zu der Gruppe, die die Idee hatten: „Alles hat mit der Bank vor unserer Haustür angefangen“, erzählt er. Die Familie stellte sie vor einiger Zeit auf das Grundstück des Hauses, in der sie lebt – neben den Hauseingang. Die Sitzgelegenheit entpuppte sich nicht nur als idealer Treffpunkt für einen Plausch unter Nachbarn, sie wurde auch gerne von Passanten genutzt, um einen kleinen Stopp einzulegen. Christoph Dornbusch und seiner Frau Karin Kleffmann wurde bewusst, dass eine Bank an ihrer Heimatstraße fehlt. „Ich bin hier großgeworden“, erzählt Kleffmann. „Mein Großvater ist hier damals im Alter von über 80 Jahren auch regelmäßig zu den Nachbarn gegangen.“ Weil der alte Herr nicht mehr so gut zu Fuß war, sei er von Mäuerchen zu Mäuerchen gewandert, habe sich dort niedergelassen und mit den Hausbewohnern gesprochen.

Das war allerdings, bevor die Mauern mit Gittern bestückt wurden, die unerwünschte Besucher vom Betreten der Grundstücke abhalten sollen, aber andere nunmehr auch daran hindern, sich zu setzen. Gustavs Bank sollte eine Alternative sein. „Uns ist bislang nicht so richtig klar, unter welchen Voraussetzungen es erlaubt ist, solch ein Möbelstück im öffentlichen Raum aufzustellen“, sagt Kleffmann. „Wir möchten hier aber auf jeden Fall auf legale Weise eine Sitzgelegenheit errichten.“ Deswegen werden sich die Nachbarn bei der Stadtverwaltung erkundigen, ob an gleicher Stelle eine städtische Bank aufgestellt werden könnte. Schließlich sollen ältere Mitbewohner künftig einen Ort haben, an dem sie sich ein bisschen ausruhen können.

Die Verwaltung ließ die Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger” zu den Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bank-Aufstellung trotz mehrfacher Nachfrage leider unbeantwortet.

Auch bei einigen Nachbarn stieß das Vorhaben nicht auf Begeisterung. Sie beschwerten sich über die guerillamäßige Möblierung des öffentlichen Raums, denn sie befürchteten Müll und Lärmbelästigung durch die Menschen, die sich darauf niederlassen. Dornbusch und Kleffmann sind darüber erstaunt: „Wir hätten nicht gedacht, dass eine schlichte Bank so viele, vollkommen unterschiedliche Reaktionen hervorruft, aber zeitgleich sofort angenommen wird“, kommentiert Dornbusch. „Eine Bank ohne Müllbehältnis geht offensichtlich gar nicht.“

Die Bedenken hinsichtlich der Lautstärke würden bleiben. Dennoch ist das Ehepaar der Meinung, dass dort eine Sitzgelegenheit aufgestellt werden sollte und möchte sich deswegen mit der Stadtverwaltung und der Grünstiftung in Verbindung setzen. Dornbusch hat dafür einen guten Grund: „Unsere Anarcho-Bank war schließlich jeden Nachmittag und Abend bis 21 Uhr besetzt.“

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