Abo

Kaum Pendler, gähnende LeereBesuch bei Kölns Geister-Parkhaus am Rande der Stadt

Lesezeit 5 Minuten
Neuer Inhalt

Auf dem oberen Parkdeck herrscht gähnende Leere.

Marsdorf – Die Sitzbänke an der Haltestelle der Stadtbahnlinie 7 Haus Vorst sind ein lauschiger Platz. Direkt hinter den Gleisen fließt der Frechener Bach. Eine kleine Holzbrücke führt zur Haltestelle. Bei dem Anblick gerät Bezirksvertreterin Christiane Rittner (CDU) ins Schwärmen. „Oh, wie schön“, sagt sie. Mit Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker und dem Parteikollegen Horst Nettesheim wirft sie einen prüfenden Blick auf den Ort. Denn dort könnte es noch ein bisschen schöner sein: Mehr Fahrgäste könnten auf den Bänken sitzen und auf die Bahn warten, Menschen, die ihr Auto im daneben liegenden Park&Ride-Haus abgestellt haben.

Während die innerstädtischen Stadtteile und ihre Bewohner langsam im Autoverkehr ersticken, steht das Parkhaus, in dem Pendler aus der Eifel, Euskirchen und dem Rhein-Erft-Kreis ihren Pkw abstellen und von wo sie dann mit der Bahn weiterfahren könnten, zu einem großen Teil leer. Mitten am Tag ist nur das Erdgeschoss mit Autos gefüllt. Zwei weitere Parketagen sind verwaist. Ein paar Kilometer weiter an der Autobahnausfahrt in Weiden-West ist der Park-&-RidKein e-Platz dagegen bereits morgens um 8 Uhr vollständig belegt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Warum das am Haus Vorst anders ist? Die Politiker sehen viele Gründe und haben nun noch einmal Ideen zusammengetragen, wie sich mehr Autofahrer in das Parkhaus locken lassen.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Mangelhafte Beschilderung zum Parkhaus

„Vor allem muss das Parkhaus dringend besser ausgeschildert werden“, findet Christiane Rittner. „Wenn man die Dürener Straße entlangfährt, von der man dorthin abbiegt, geht das kleine Schild, das auf die Anlage hinweist, im Dschungel bunter Reklametafeln unter, die für die ansässigen Gewerbebetriebe und Einkaufszentren werben. „Wir bräuchten ein Parkleitsystem, das schon vorher beginnt und die Autofahrer dort hinführt.“ Deswegen hatte die Bezirksvertretung Lindenthal vor einigen Monaten die Stadtverwaltung aufgefordert, ein großformatiges gut sichtbares Beschilderungssystem zu installieren.

Der stellvertretende Bezirksbürgermeister Roland Schüler (Grüne) hat eine genauere Vorstellung davon: „Wir müssen uns ein Beispiel an Bauhaus daneben nehmen und Werbetürme bauen, die schon von der Autobahn aus sichtbar sind“, sagt er. Doch die Verwaltung ist der Ansicht, dass die vorhandene Beschilderung ausreicht.

„Neben dem Schild an der Dürener Straße befindet sich auch an der Aachener Straße in Fahrtrichtung stadteinwärts vor der Bonnstraße ein Hinweisschild“, sagt Jürgen Müllenberg, Sprecher der Stadt. Ein weiteres Schild würde am Ende der Ausfahrt Frechen-Nord von der A 4 vor dem Autobahnkreuz A4/A1 auf das Parkangebot von Haus Vorst und Weiden West hinweisen. Das hält Bezirksvertreterin Christiane Rittner allerdings für unzureichend: „Dort ist einfach nur ein P + R in ein gewöhnliches Ortsschild integriert und in dem anderen Fall ist einfach nur eine Lokomotive zu sehen und dazu das P+R.“

Mehr Informationen würde man nicht bekommen, schon gar nicht über die Stadtbahnlinie, in die man umsteigen kann – und würde zudem auch nicht gut dorthin weitergeleitet. Die Beschilderung sei auf jeden Fall verbesserungswürdig.

Komplizierte Anfahrt

Auch die Anfahrt von der Autobahn, bei der PKW-Fahrer mehrfach abbiegen müssten, könnte nach Ansicht der Politiker erleichtert werden. „Die Autobahnausfahrt führt direkt an der Parkanlage vorbei. Da bietet es sich doch an, eine Spur zu bauen, die direkt zum Parkhaus Vorst führt“, sagt Christiane Rittner. Das jedoch hält der zuständige Landesbetrieb Straßen NRW nicht für möglich: „Es ist technisch nicht machbar, einfach eine Spur an die Ausfahrt heranzubauen“, sagt Sabrina Kieback, Pressesprecherin der Behörde. „Es müsste eine ganz neue Anschlussstelle errichtet werden. Die Voraussetzungen dafür, dass das Bundesverkehrsministerium den Neubau genehmigt, würden aber nicht vorliegen. Es mangele an der Notwendigkeit für den Verkehr, an der Wirtschaftlichkeit und an der Relevanz für den Fernverkehr. 

Die Taktung der KVB-Linie 7

Verbesserungsbedarf sehen die Bezirkspolitiker auch im Hinblick auf die Taktung der Stadtbahnlinie 7. „Sie müsste häufiger fahren, damit Haus Vorst jeder Zeit ein attraktiver Ort ist, um in die Bahn umzusteigen“, sagt Helga Blömer-Frerker. Zu den Hauptverkehrszeiten morgens zwischen sieben und neun und nachmittags zwischen 16 und 18 Uhr ist sie immerhin alle zehn Minuten in Richtung Innenstadt unterwegs. Sonst müssen die Fahrgäste aber 20 Minuten warten, am Wochenende fährt sie sogar nur zweimal in der Stunde und ist somit keine attraktive Alternative für die Autofahrt zum samstäglichen Einkaufsbummel in die Kölner Innenstadt.

Die KVB, der auch die Parkanlage gehört, hält Verbesserungen für machbar. „Grundsätzlich ist eine höhere Taktung der Linie 7, vor allem auch am Wochenende, für uns vorstellbar“, sagt Stefan Anemüller, Pressesprecher der KVB. „Allerdings brauchen wir dazu erst einmal einen politischen Beschluss. Wenn die Stadt das möchte, werden wir die Taktverdichtung prüfen. Wesentlich für eine bessere Auslastung der Parkanlage ist aus unserer Sicht, dass sie kein sozialer Angstraum ist.“ Deswegen hätten die KVB mittlerweile dafür gesorgt, dass sie sauber und einfach zugänglich sei.

Zusätzlich zu den beiden Pförtnern würde zukünftig ein externer Dienstleister 24 Stunden vor Ort sein und auch Streife gehen. Zudem soll die veraltete Video- und Notrufanlage erneuert und direkt auf die Leitstelle der KVB geschaltet werden. Die KVB hoffe, dass sich Haus Vorst nun endlich zu einer Alternative zum Pendlerparkplatz in Weiden-West mausert. Denn immerhin gelten die KVB-Tickets auch als Parkausweis für die Anlage.

KStA abonnieren