Köln-KlettenbergOrdnungsamt will Blumenkübel vor Geschäft beseitigen – nach 40 Jahren

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Oase Luxemburger Straße 180518

Sona Alumkal und Herbert Schmelzer

Köln-Klettenberg – Bambus, Oleander und ein paar Rosen. Die zwei leeren Blumenkübel vor ihrem Ladenlokal luden Sona Alumkal und Kathrin Hittorf geradezu ein, dort schöne Dinge zu pflanzen. Und weil der Bürgersteig an dieser Stelle der Luxemburger Straße so schön breit ist, stellten die beiden Inhaberinnen des neuen Modegeschäfts Fair Made noch drei kleine Kübel und eine hellblau gestrichene Bank dazu.

Der ungewöhnliche Farbtupfer entging allerdings auch den Kräften des Kölner Ordnungsamtes nicht – und so bekamen die beiden jungen Frauen nun unerwarteten Besuch. „Die Beamtin sagte, sie habe beobachtet, dass hier kein Kinderwagen an der Bank und den Kübeln mehr vorbeikomme, aber wir haben viele Kundinnen mit Kindern, weil wir auch Klamotten für die Kleinen verkaufen. Sie kommen sogar mit den Wagen ins Geschäft“, erzählt Sona Alumkal. Die beiden großen Blumenkübel stünden im übrigen bereits seit 40 Jahren dort. 

Mündliches Einverständnis der Stadt

Das kann Herbert Schmelzer, der ehemalige Geschäftsinhaber und Eigentümer des Ladens, der auch im Haus wohnt, bestätigen. „Wir Geschäftsleute haben damals entlang der Luxemburger Straße solche Kübel aufgestellt, um die Straße zu verschönern – mit mündlichem Einverständnis der Stadt.“ Einige Meter weiter steht ein Kübel vor der Buchhandlung Orlitzky, in die andere Richtung säumen sich die steinernen Blumengefäße aneinander.

Für die Ordnungskräfte war dies allerdings kein Grund, die begrünte Sitzecke zu dulden. „Sie haben gesagt, wir würden sie ja auch nutzen, also müsste ich diese Sondernutzung beantragen oder die Kübel und die Bank wegschaffen“, schildert Alumkal. „Ich habe Angst, dass wir dafür jetzt viel Geld bezahlen sollen, was wir uns nicht leisten können.“ Die Bank käme doch vielen Menschen zugute. „Es ist auch eine Notbank für alte Menschen“, so die Geschäftsfrau. „Sie können sich an der Luxemburger Straße nirgendwo hinsetzen und sind froh, wenn sich hier einmal eine Gelegenheit ergibt.“ Gerade erst sei auf der Straße eine Frau umgekippt, die sie auf die Bank geschafft und mit Wasser und Bananen versorgt hätten.

Auch in Zollstock sollen eine Bank und Kübel weichen

Zeitgleich erregt der Fall von Rentner Jupp Hilche Aufsehen, der in Zollstock Bank und Blumenkübel vom Bürgersteig der Herthastraße entfernen soll – nachdem sie 15 Jahre dort gestanden und auch die Nachbarn erfreut hatten. Die Stadtverwaltung kann die ganze Aufregung nicht verstehen. „Wenn ich einen Führerschein brauche, gehe ich ja auch zur Behörde und beantrage einen. Es reicht ein Blick in die Kölner Stadtordnung und dann weiß man auch, dass man für Sondernutzungen auf dem Gehweg eine Genehmigung braucht “, sagt Stadtsprecherin Inge Schürmann. Die Nutzung sei überhaupt nicht teuer.

„Davon geht finanziell niemand in die Knie“, betont sie. Sie würde sich freuen, wenn die Menschen sich erst einmal informieren, bevor sie solche Kampagnen starten. „Jetzt müssen sich mehrere Mitarbeiter tagelang mit der Sache befassen“, kritisiert Schürmann. 

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